Die Perfekte Ehefrau

Der Film spielt an einem Scheideweg französischer Geschichte, im Mai 1968, als die feministische Bewegung Fahrt aufnahm. Ihr gegenüber steht ein Internat für junge Frauen, die darauf vorbereitet werden, für ihre künftigen Männer die perfekte Ehefrau zu sein. Doch die bedingungslose Hingabe, die das erfordert, wollen diese Mädchen nicht mehr leisten. Das Geschäftsmodell der Schulleiterin gerät ins Wanken, und das umso mehr, weil ihr Mann einen Berg an Schulden hinterlassen hat und der Bankrott droht. Juliette Binoche wertet den Film etwas auf, als Komödie funktioniert er aber nur bedingt.

Website: www.one-filmverleih.de/LaBonneEpouse

La bonne épouse
Frankreich/Belgien 2020
Regie: Martin Provost
Buch: Martin Provost, Séverine Werba
Darsteller: Juliette Binoche, Yolande Moreau, Noémie Lvovsky, Marie Zabukovec
Länge: 109 Minuten
Verleih: One.Film
Kinostart: 5.8.2021

 

Über den Film

Originaltitel

La Bonne Épouse

Deutscher Titel

Die Perfekte Ehefrau

Produktionsland

FRA

Filmdauer

109 min

Produktionsjahr

2020

Produzent

Kraus, Francois

Regisseur

Provost, Martin

Verleih

Starttermin

04.08.2021

 

FILMKRITIK:


Eine Haushaltsschule in der französischen Provinz im Jahr 1968: Paulette Van der Beck (Juliette Binoche) leitet die Schule, um die Finanzen kümmert sich ihr Mann Robert. Doch als der unerwartet verstirbt, muss sich Paulette mit etwas befassen, das Frauen eigentlich nichts angeht: die Finanzen. Um das Geschäft kümmert sich der Mann, aber der war nicht erfolgreich und hinterlässt einen Berg an Schulden. Paulette könnte alles verlieren, während die Welt um sie herum im Wandel ist, denn aus Paris erreichen feministische Ideen auch die Mädchen in der Provinz. Einfach nur Ehefrau will kaum noch eine sein …

Der Film mag in Frankreich die Nr. 1 im Kino gewesen sein, ein Qualitätsmerkmal ist das freilich nicht, zumal nach dem Januar-Start der Re-Release im Juni 2020 auch mitten in der Pandemie lag. In derlei Zeiten mag der Film seinen Reiz ausstrahlen, weil er von einer einfacheren Zeit erzählt, in der irgendwie alles schön und farbenfroh war. Aber kurioserweise erzählt er auch von einem Paradigmenwechsel, als die alten Regeln nicht mehr galten und der Duft von Veränderung in der Luft lag. Das ist eigentlich ein reizvolles Thema, das der Film aber nicht auszuspielen vermag. Weil er in seiner Erzählweise sehr behäbig ist.

Bis die eigentliche Handlung beginnt, hat man fast die Halbzeitmarke erreicht, erst dann ist Juliette Binoches Figur gezwungen, aus ihrem Kokon auszubrechen und eine Eigenverantwortung an den Tag zu legen, die sie zuvor nicht kannte. Dass sie dabei ausgerechnet in der Bank, die ihrem Mann die Kredite gab, ihre Jugendliebe trifft und das Feuer der Leidenschaft entfacht wird, das in ihrem Leben schon Jahrzehnte nicht mehr loderte, ist reichlich überzogen. Es hätte im Grunde gereicht, sich darauf zu konzentrieren, zu zeigen, wie Paulettes erzwungene Emanzipation stattfindet. Stattdessen stellt man ihr wieder einen Mann zur Seite. Das Drehbuch verrät da etwas das Thema, das der Film eigentlich erzählen will.

Denn natürlich blickt es mit gerümpfter Nase auf diese merkwürdigen Haushaltsschulen, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Gang und Gäbe waren. Aus heutiger Sicht kann man sich kaum vorstellen, dass dieser unterwürfige Platz der Frau, wie er hier gezeigt wird, einmal echter Standard war. Immerhin bezieht „Die perfekte Ehefrau“ daraus ein wenig Humor. Schon die erste Szene, als Binoches Figur die Regeln für die perfekte Ehefrau zitiert, ist ihrer Extremität wegen vergnüglich, weil sie den Blick auf etwas offenlegt, das gerade mal ein gutes halbes Jahrhundert her ist.

Letztlich ist der Film sich aber uneins. Er möchte eine Komödie sein, mehr als vereinzeltes Schmunzeln stellt sich aber nicht ein. Für ein Drama ist das Ganze dann wiederum zu locker-luftig. Es fehlt die nötige Gravitas. Der Film ist darum unsicher, was er sein will. Nur eines ist sicher: Juliette Binoche ist wunderbar in der Rolle. Alleine ihretwegen, aber auch des sympathischen Zusammenspiels mit der anderen Lehrerin und ihrer Schwägerin wegen, hat der Film dann doch seine Momente.

Peter Osteried

Mehr lesen

Neuste Filmkritiken

ℹ️ Die Inhalte von programmkino.de sind nur für die persönliche Information bestimmt. Weitergabe und gewerbliche Nutzung sind untersagt. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Filmkritiken dürfen ausschließlich von Mitgliedern der AG Kino-Gilde für ihre Publikationen verwendet werden.