Die Täuschung

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John Maddens neuestes Werk „Die Täuschung“ ist kein reinrassiger Kriegsfilm, sondern vielmehr einer, der sich mit dem Schattenkrieg befasst, der jeden Krieg umgibt – um die Geheimen, die sich mit Täuschung und Gegentäuschung bekriegen, immer hoffend, für ihre Seite einen Vorteil herausschlagen zu können. Hier geht es um die Operation Mincemeat, die den Deutschen Glauben machen sollte, die Alliierten würden in Griechenland und nicht auf Sizilien landen.

Webseite: http://www.warnerbros.de

Operation Mincemeat
USA / Großbritannien 2021
Regie: John Madden
Buch: Michelle Ashford
Darsteller: Colin Firth, Matthew Macfadyen, Kelly Macdonald, Johnny Flynn
Länge: 128 Minuten
Verleih: Warner
Kinostart: 26.05.2022

FILMKRITIK:

Der Erzähler dieser Geschichte ist Ian Fleming, der später als Schriftsteller und Erfinder von James Bond weltberühmt werden sollte. In der Miniserie „Mein Name ist Fleming. Ian Fleming“ wird er als die treibende Kraft von Operation Mincemeat ausgemacht, in „Die Täuschung“ ist er eher einer der Beteiligten, aber weit davon entfernt, die Verantwortung für diese Operation getragen zu haben. Hier sind es Ewen Montagu (Colin Firth) und Charles Cholmondeley (Matthew Macfadyen, die in nur wenigen Monaten den Plan aushecken und zur Blüte treiben, den Deutschen durch einen toten britischen Offizier und die Dokumente, die er bei sich hat, Glauben zu machen, dass die Alliierten nicht auf Sizilien, sondern in Griechenland landen werden. Geht der Plan auf, dann ziehen die Nazis ihre Truppen aus Sizilien ab.

Diesen Punkt zu erreichen, ist ein komplexes Spiel aus Spionage und Gegenspionage, aus Täuschung und Gegentäuschung, aus Lug und Trug. Es geht immer darum, wer überzeugender ist. Der Einsatz ist dabei hoch: Zehntausende Leben stehen auf dem Spiel. Das hängt über der Geschichte immer wie ein Damoklesschwert.

„Die Täuschung“ ist ein technisch sehr schöner Film, der in Ausstattung und Inszenierung seiner Zeit verpflichtet ist, der aber letztlich etwas daran leidet, dass das Ganze recht spannungsarm daherkommt. Häufiger hat man das Gefühl, einer Geschichtsstunde zu folgen. Das ist interessant, zumal die Schauspieler durch die Bank auf der Höhe ihrer Kunst sind, aber letztlich können sie nicht verhindern, dass die Geschichte ein wenig vor sich hinplätschert. Es gibt wenige Momente, die zur Spannung taugen, und aus denen macht Regisseur John Madden nichts.

Er führt einen deutschen Spion ein, der die ganze Operation auffliegen lassen könnte, aber mehr als vage Andeutungen, für wen er arbeiten könnte – und aus welcher Motivation heraus – gibt es nicht. Man hat das Gefühl, dass hier eine Geschichte auf der Straße liegengelassen wurde, die den Film hätte reizvoller machen können. Auch die Probleme, die sich nach der Platzierung der Leiche vor der spanischen Küste ergeben, sind eher en passant erzählt. Es fehlt der Thrill, der einer Geschichte wie dieser einfach guttut.

Gefällig ist „Die Täuschung“ aber dennoch – zumindest für all jene, die sich für Historie interessieren. Oder das Ganze wie die Ian-Fleming-Persona als eine Art reale Version einer prosaischen Spionagegeschichte sehen. Die Art, wie er in die Geschichte einführt und sie abschließt, verleiht dem Ganzen dann zwar nicht mehr Thrill, aber einen Hauch von Groschenroman-Flair.

 

Peter Osteried