Die Tribute von Panem – The Ballad Of Songbirds & Snakes

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Die Geschichte der Hungerspiele war beendet, aber auch die Autorin Suzanne Collins wollte den Erfolg nicht einfach ruhen lassen. Also schrieb sie ein Prequel, das erzählt, wie der von in den Originalfilmen von Donald Sutherland gespielte Coriolanus Snow wurde, wie er ist. Es ist eine Geschichte über die zehnten Hungerspiele, über die Entwicklung eines Mannes, der alles will, und über ein System, das unmenschlicher nicht sein könnte. Der Film setzt das gut um – er ist in mancherlei Hinsicht den vorherigen Filmen sogar überlegen.

Webseite: https://www.leoninedistribution.com/filme/165932/die-tribute-von-panem-the-ballad-of-songbirds-snakes.html

The Hunger Games: The Ballad of Songbirds & Snakes
USA 2023
Regie: Francis Lawrence
Buch: Michael Lesslie, Michael Arndt
Darsteller: Tom Blyth, Rachel Zegler, Viola Davis, Peter Dinklage

Länge: 157 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 16. November 2023

FILMKRITIK:

Zum zehnten Mal jähren sich die Hungerspiele. Die zwölf Distrikte müssen je zwei Kinder schicken, die in einer Arena bis zum Tod kämpfen, um nie zu vergessen, was sie mit ihrem Aufstand und dem Krieg dem Kapitol angetan haben. Diesmal sollen die Spiele aber anders sein. Die vielversprechendsten Studenten werden einem Tribut jeweils als Mentor zur Seite gestellt. Der verarmte, aber ambitionierte Coriolanus Snow ist der Mentor von Lucy Gray Baird aus Distrikt 12, die mit ihrem Gesang das Publikum verzaubert. Zugleich at er für die Spielmeisterin Vorschläge, wie die Hungerspiele mehr Publikum anziehen können. Dies ist der Anfang dessen, was von Katniss Everdeen Jahrzehnte später zum Einsturz gebracht wird.

Mit 157 Minuten ist der Film lang, aber nicht überlang. Die Geschichte ist in drei Kapitel unterteilt. Im ersten lernen sich Coriolanus und Lucy Gray kennen, im zweiten geht es um die Hungerspiele, im dritten um die Konsequenzen, die daraus erwachsen. Der Film bietet einen kurzen Einblick auf die Zeit des Kriegs, setzt aber hauptsächlich später ein und zeigt, wie das mediale Spektakel, als das man die Hungerspiele aus den anderen Filmen kennt, überhaupt erst so wurde. Hier ist noch alles anders. Die Arena ist eine richtige Arena, die kaum Möglichkeiten zum Verstecken bietet, die Tribute werden den Zuschauern nicht als „Stars“ vorgeführt, sondern wie Tiere im Zoo ausgestellt, und die Kämpfe sind schnell vorbei.

Mit der Darstellung dessen, wie aus diesem grausamen Ritual eine große „Spielshow“ wird, ist der Film auch ein wenig satirisch, funktioniert das alles doch auch als Kommentar auf das zeitgenössische Fernsehen. Großartig ist Jason Schwartzman als Moderator Lucky Flickerman – er ist im Grunde so etwas wie die Potenzierung dessen, was Stanley Tucci in den vorherigen Filmen getan hat.

Der Film ist aber nicht nur ein Wiederholen dessen, was man kennt, denn Lucy Gray ist keine Katniss Everdeen, keine Kämpferin, sondern eine Sängerin, die in der Arena im Grunde keine Überlebenschance hat. Es ist erfrischend, dass die Figur so gänzlich anders als die von Jennifer Lawrence angelegt ist. Für Fans ist zudem sicherlich schön, dass sie hier erfahren, wie der „Hanging Tree“-Song zustande kam.

Vor allem ist dies aber Tom Blyth‘ Film, denn die Entwicklung von Coriolanus Snow ist nicht nur nachvollziehbar, sondern auch sehr geschickt gestaltet – von einem Mann mit Ambition zu einem Liebenden hin zu dem eiskalten Menschen, als den man ihn aus den zeitlich später spielenden Filmen kennt. Das Ende kommt mit einer gewissen Ambivalenz daher, die man bei großem Blockbuster-Kino gar nicht erwarten würde, die aber das Tüpfelchen auf dem I dieses gelungenen Sci-Fi-Films ist.

 

Peter Osteried