1987 legte Paul Verhoeven mit „RoboCop“ einen garstigen Science-Fiction-Thriller vor, der ob seiner Gewaltdarstellung für kontroverse Diskussionen sorgte. Ein ermordeter Polizist wird darin wieder zum Leben erweckt und setzt als Mischung aus Mensch und Maschine fortan den Kriminellen unerbittlich zu. Als deutlich abgeschwächte, familientaugliche Version kommt nun die Animationskomödie „Dog Man: Wau gegen Miau“ in die Kinos, die auf einer Comicbuchreihe des US-Schriftstellers Dev Pilkey basiert. Der ohnehin nicht mit Anspielungen und Metawitzen geizende Film zitiert, wenig verwunderlich, auch Verhoevens stark satirisch aufgeladene Dystopie.
Über den Film
Originaltitel
Dog Man
Deutscher Titel
Dog Man: Wau gegen Miau
Produktionsland
USA
Filmdauer
89 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Hastings, Peter
Verleih
Universal Pictures International Germany GmbH
Starttermin
10.04.2025
Bei den „Dog Man“-Werken handelt es sich um einen Ableger der höchst erfolgreichen „Captain Underpants“-Saga, deren erster Band 1997 erschien. 2017 startete mit „Captain Underpants – Der supertolle erste Film“ eine Adaption von Pilkeys Schöpfung, die mit lauter kreativen Ideen gespickt ist. In der zweiten Hälfte verliert der Animationsstreifen allerdings an Ausdruckskraft und sucht sein Heil in hektischen Actionsequenzen und den Winkelzügen eines ermüdend stereotypen Bösewichts. Ganz ähnlich verhält es sich auch in „Dog Man: Wau gegen Miau“ – wobei der dämliche deutsche Titelzusatz noch weitaus Schlimmeres befürchten lässt.
Die von Peter Hastings inszenierte und geschriebene Verfilmung beginnt mit einem recht kuriosen Ereignis: Der Polizist Ritter (Originalstimme: Regisseur Hastings) und sein geliebter Hund Greg müssen eine vom Superschurkenkater Petey (Pete Davidson) platzierte Bombe entschärfen. Dummerweise hört der Ordnungshüter mal wieder nicht auf seinen cleveren Vierbeiner und schneidet den falschen Draht durch. Mit dem Ergebnis, dass der Sprengsatz hochgeht und beide schwer in Mitleidenschaft gezogen werden. Ritters Kopf und Gregs Körper sind hinüber. Aber dann kommt es im Krankenhaus von Ohkay City zu einer Rettung, wie sie Dr. Frankenstein nicht besser hingekriegt hätte. Das Haupt des Polizisten und der Leib des Hundes werden kurzerhand zusammengenäht. Bühne frei für den Superhybriden Dog Man!
Beim Wettstreit zwischen dem neuen Cop und dem durchtriebenen Petey geht es von nun an hin und her. Dog Man schafft es immer wieder, den bösen Kater zu verhaften. Dieser wiederum findet stets Mittel und Wege, aus dem Gefängnis auszubrechen. Der schlicht von Weltherrschaft träumende Fiesling möchte seine Pläne mit dem telekinetisch begabten Fisch Flippy (Ricky Gervais) in die Tat umsetzen und will zur Unterstützung einen Klon seiner selbst erschaffen. Die im Internet bestellte Klonmaschine spuckt jedoch einen niedlichen Katzenknirps namens Kleiner Petey (Lucas Hopkins Calderon) aus, der frei von allen bösen Absichten ist. Irgendwann freundet sich das Kerlchen sogar mit Dog Man an.
Wo viele andere Animationsfilme aus Hollywood auf atemberaubend fotorealistische Bilder setzen, präsentiert sich „Dog Man: Wau gegen Miau“ in einem knallbunten, betont unperfekten, cartoonhaften Stil. Eine nette Abwechslung, die gut zur wuseligen Welt passt, von der hier erzählt wird. Lustige Details gibt es an jeder Ecke zu entdecken. In manchen Szenen braucht es wahrscheinlich mehr als eine Sichtung, um alles zu erfassen. Witzig ist etwa, dass die Gebäude in Ohkay City rein nach ihrer Funktion benannt sind. Der Komplex, auf dem die Bombe explodiert, heißt schlicht „Verlassenes, nutzloses Lagerhaus“, wie ein großes Schild auf dem Dach preisgibt. Auch Peteys Schurkenunterschlupf ist dank dicker Leuchtbuchstaben als solcher gut auszumachen. Neben zahlreichen Slapstickeinlagen, die auf das junge Publikum abzielen, gibt es diverse Popkulturanspielungen, über die sich erwachsende Zuschauer amüsieren können – inzwischen ein Standard im Animationskino.
Gemein hat „Dog Man: Wau gegen Miau“ mit vielen artverwandten Filmen auch die Vorstellung, dass nur ein hohes Tempo die Kinogänger bei der Stange halten könne. Zeit zum Innehalten gibt es selten. Für kleine emotionale Akzente sorgt zwar der knuffige Petey-Klon. Erzählerisch driftet der Familienspaß aber immer mehr in Richtung atemlose Willkür ab. Eine wenig aussagekräftige Vaterfigur tritt urplötzlich auf den Plan, und der Actionkrawall nimmt zu, bis man sich fast in einer abgespeckten Version der „Transformers“-Reihe wähnt. Wenn alles möglich ist, hat nichts mehr größere Bedeutung.
Ins mittelprächtige Gesamtbild passt nicht zuletzt die etwas langweilige Zeichnung des nur über Belllaute kommunizierenden Titelhelden. Angesichts seiner verrückten Entstehungsgeschichte à la Frankenstein hätte man sich etwas mehr Profil gewünscht. Einprägsamer ist da schon der Bösewicht Petey, wenngleich er mit seinen plumpen Herrschaftsplänen ein Motiv aus der Mottenkiste für Filmschurken vor sich herträgt.
Christopher Diekhaus