Don’t Give A Fox

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Die ambitionierte, dänische Doku über eine Gruppe skateboardfahrender Mädchen erzählt vor allem von Freundschaft. Die Geschichte von Sofie, Line, Signe und den anderen zeigt, wie selbstverständlich, taff und dennoch sensibel sich Mädchen und Frauen heute behaupten. Bei aller Bewunderung dafür und für die sportlichen Leistungen bleibt der Film jedoch unspektakulär und könnte am ehesten als kleines, originelles Nischenprodukt ein junges Publikum ansprechen.

Webseite: dontgiveafox-film.de

Dokumentarfilm
Dänemark 2019
Buch, Regie, Kamera: Kaspar Astrup Schröder
87 Minuten
Originalversion mit deutschen Untertiteln
Verleih: Rise and Shine
Kinostart: 4. Juli 2019

FILMKRITIK:

Sofie ist so etwas wie die Mutter der Gruppe. Vor ein paar Jahren startete sie „Girls Skate-Abende“ in einer Skateboard-Halle, nicht ahnend, dass ihre Initiative auf so viel Interesse stoßen würde. Sie geht vollkommen auf in ihrem Einsatz für die Mädchen. Anfangs stand der Sport komplett im Vordergrund. Gemeinsam und getrennt von den Jungs üben sie in Hallen oder im Freien, meist auf Skateboard-Parcours. Zusammen bauen sie sich ihre Boards, gehen miteinander auf Partys oder hängen zusammen ab – aus dem gemeinsamen Interesse entsteht eine enge Freundschaft. Als Sofie einen Unfall hat und monatelang nicht mehr skaten kann, ist sie am Boden zerstört. Sie befürchtet, dass die Gruppe auseinanderfällt oder dass sie allein zurückbleiben könnte. Doch dabei hat sie nicht mit ihren Freundinnen gerechnet: Line spielt Gitarre und singt dazu ihre eigenen Songs. Ihre Haarfarbe wechselt sie beinahe so schnell wie ihre Stimmungen, denn Line weiß noch nicht so recht, was sie will und wohin die Reise gehen soll. Signe macht für ihr Leben gern Tattoos – der Fuchskopf als Erkennungszeichen der Gruppe ist ihr Werk. Sie liebt Frauen, doch das spielt in der Gruppe keine besondere Rolle. Die drei Mädchen stehen im Mittelpunkt einer losen verbundenen Handlung, deren Höhepunkt ein gemeinsamer Roadtrip im fröhlich pinkfarbenen Girls-Bus darstellt, bei dem die Mädchen noch mehr zusammenrücken.
 
Kaspar Astrup Schröder erzählt vom Erwachsenwerden und davon, wie eine gemeinsame Leidenschaft die Freundschaft fördert. Das ist an sich nichts Neues – Sport verbindet bekanntlich die Menschen – und hier unterscheiden sich Mädchen kaum von Jungs. Ob der Film allein über den Sport zum feministischen Dokument wird, ist daher zu bezweifeln. Das Besondere an diesem Film ist zum einen die lässige Selbstverständlichkeit, mit der sich die Mädchen vor der Kamera bewegen, und zum anderen die künstlerische Gestaltung, die eigentlich ein Sammelsurium cineastischer Mittel darstellt, aber insgesamt doch ein halbwegs geschlossenes Bild ergibt. Schnelle Schnitte, unterschiedliche Tempi, verruckelte Bilder, wechselnde Bildformate, Zeitlupe, Zeitraffer … da wird nichts ausgelassen. Alles wird untermalt von Punk- und Technoklängen, und die Tonqualität ist schwankend. Das soll wohl so sein, auch wenn der Eindruck entsteht, hier könnte es sich um ein leicht aufgepepptes Amateurvideo handeln. Dafür spricht auch, dass die Mädchen oft selbst die Kamera führen, oft per Handy. Anfangs wird meist beobachtet, nur langsam kristallisiert sich die Handlung heraus, die Mädchen erhalten mehr Konturen, und der schweinchenrosafarbene Mädelsbus mit seinen fantasievollen Verzierungen rückt immer stärker in den Mittelpunkt. Er steht für die Reise der Mädchen in eine ungewisse Zukunft, in ein Leben, das sie selbst gestalten wollen. Diese jungen Frauen wollen sich nichts gefallen lassen. Sie mussten ihre Ängste überwinden, um skaten zu lernen, jetzt sind sie Freundinnen und halten zusammen. Am Ende hat Line ihren ersten Auftritt, und Sofie ist wieder fit – und ein weiterer Schritt in Richtung Erwachsenwerden ist getan. Die kleine Coming of Age-Story ist recht liebenswert dokumentiert, bietet allerdings sowohl cineastisch als auch inhaltlich wenig Neues.
 
Gaby Sikorski