Downton Abbey

Zum Vergrößern klicken

Nach einer mehrjährigen Pause meistert die weltweit beliebte, britische Kultserie den Sprung auf die große Leinwand perfekt. Das detailgenaue Kostümdrama überzeugt sicher nicht nur seine eingefleischten Fans. Der mit mehreren Emmys, Golden Globes und Bafta Awards ausgezeichnete gigantische Überraschungserfolg lockt mit einen Besuch des Königs und der Königin von England King George V und Queen Mary, auf den Landsitz  Downton ins Highclere Castle in der englischen Grafschaft Hampshire. Ein Ereignis, das bei der Adelsfamilie Crawley und deren Personal für Turbulenzen sorgt. Fast alle Hauptdarsteller der letzten Downton Abbey-Staffel sind mit von der Partie, allen voran die wunderbare Maggie Smith als spitzzüngige Lady Violet Crawley.

Webseite: www.uipg.de

UK 2019
Regie: Michael Engler
Drehbuch: Julian Fellowes
Darsteller: Hugh Bonneville, Maggie Smith, Imelda Staunton, Michelle Dockery, Elizabeth McGovern, Laura Carmichael, Joanne Froggatt, Jim Carter, Brendan Coyle
Länge:  122 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 19. September 2019

FILMKRITIK:

Die subtile Kostümdramaserie „Downton Abbey“ war so very British, dass mit ihrem globalen Erfolg wohl niemand gerechnet hat. Ihr Sprung auf die große Leinwand wurde mit Spannung erwartet. Und die Kultserie meistert ihn mit Bravour. Die Liebe zur möglichst originalgetreuen Ausstattung, wundervolle Kleider, Lüster, poliertes Holz, der Sinn für zeittypische Etikette fasziniert. Jede Einstellung des romantischen Dramas ist ein Fest für die Augen. Die Kunst Sympathie für die da oben wie die da unten gleichermaßen zu wecken, gelingt auch dem Film exzellent.

Denn der Besuch des Königs und der Königin von England King George V (Simon Jones) und Queen Mary (Geraldine James), auf den Landsitz  Downton in der englischen Grafschaft Hampshire sorgt bei der Adelsfamilie Crawley und deren Personal gleichermaßen für Turbulenzen. Das Schreiben aus Buckingham Palace Jahr 1927 kommt für alle überraschend. Vor allem Lady Mary Crawley (Michelle Dockery) will sicherstellen, dass sich das Haus im besten Licht präsentiert. Dafür holt sie Mr. Charles Carson (Jim Carter), den ehemaligen Butler, Herrscher über Speisekammer, Weinkeller und Esszimmer, persönlich aus dem Ruhestand. Nicht alle sind darüber erfreut. Mit diesem Alleingang schafft sie Unfrieden innerhalb der Dienerschaft.

Als zudem klar wird, dass die königlichen Majestäten ihr eigenes hochherrschaftliches Personal mitbringen, nimmt der Ärger noch zu. Köchin Mrs. Patmore (Lesley Nicol), selbst eine ausgeprägte Perfektionistin am Herd, will nicht tatenlos dabei zusehen wie der hochnäsige französische Chefkoch des Königpaares das Zepter in ihrer Küche übernimmt. Küchenmädchen Daisy Robinson (Sophie McShera) dagegen flirtet ein bisschen zu auffällig mit einem jungen, feschen Handwerker. Und verärgert damit ihren langjährigen Verehrer. Wütend vor Eifersucht lässt der sich zu einer folgenschweren Tat hinreißen. Doch auch die adelige Familie muss mit Aufregung in ihren oberen Etagen des viktorianischen Herrenhauses rechnen.

Denn Lady Violet´s (Maggie Smith) scharfe Zunge ist nach wie vor gefürchtet. Die Angst, dass die Dowager Countess of Grantham sie auch bei dem königlichen Besuch nicht in Zaum hält ist groß. Besonders nervös macht Lady Cora Crawley, dass im Gefolge von Queen Mary ihre Hofdame Lady Maud Bagshaw (Imelda Staunton) auftaucht. Für Lady Violet ist die Kusine ihres verstorbenen Ehemannes ein rotes Tuch. Ihr Lebenswandel war in den Augen der Traditionalistin äußerst fragwürdig. Und ihre besondere Beziehung zu ihrer Zofe macht sie noch dubioser.

Irrungen und Wirrungen beschränken sich jedoch nicht nur auf das gesellschaftliche Parkett. Auch die politische Situation spielt mithilfe des ewigen Konfliktherds Irland eine Rolle. Verstrickt darin ist der smarte Tom Branson (Allen Leech), Ehemann der tragisch verstorbenen, aufrührerischen Lady Sybill. Der Ire löst das dieses Mal jedoch vorbildlich. Und last but not least findet er auch eine neue Liebe. Als persönlicher Manager des legendären Queen Sängers Freddie Mercury machte er mittlerweile in dem Biopic “Bohemian Rhapsodie” Furore. Ein wahrer Genuss des Period-Dramas ist freilich vor allem die unnachahmliche Maggie Smith mit ihrem scharfen Witz.

Die zweifache Oscar-Preisträgerin, die durch die Harry Potter Filme als unsterblich gilt, denkt nicht ans Aufhören. Lässig spielt sie mit den Marotten des Alters und nimmt sich dabei selbstironisch auf den Arm. In „Quartett“ verkörperte sie eine höchst eigenwillige Diva, die ein Seniorenheim mit ihren Kapriolen aufmischt. In „Best Exotic Marigold Hotel 2“ gehört sie zu einer lebenslustigen Rentner-WG in einem indischen Nobelhotel. Und in „The Lady in the Van“ darf sie sich als ältere Obdachlose allerhand außerhalb des bürgerlichen Anstands erlauben.

Dabei gehört sie seit fast 30 Jahren, als Dame in den Adelsstand erhoben, zur High Society von Großbritannien. Das konnte ihrem erfrischenden Humor indes nichts anhaben. Im Dokumentarfilm „Tea with the Dames“, erinnert sich die 84jährige an ein Gespräch mit Judi Dench („James Bond – Skyfall“), die schon 1988 „Dame of the British Empire“ wurde. „Du hast mich angerufen, als es bei mir soweit war, und hast mir gesagt: Es macht keinen Unterschied, du kannst immer noch fluchen.“ Ein besonderes Highlight des detailgenauen Kostümdramas ist ihr Zusammenspiel mit der preisgekrönten britischen Charakterdarstellerin Imelda Staunton, dem Neuankömmling in „Downton Abbey“. Bleibt nur zu hoffen, dass die beiden Ausnahmeschauspielerinnen auch bei einer Fortsetzung auf der Leinwand dabei sind.

Luitgard Koch