Drachenzähmen leicht gemacht 3: Die geheime Welt

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Von „Elliot, der Drache“ über den kleinen Drachen Kokosnuss bis hin zu „Game of Thrones“ spielen Drachen in Filmproduktionen regelmäßig eine Rolle. Ihren vielleicht stärksten Auftritt feierten die beliebten Fabelwesen 2010 im DreamWorks-Abenteuer „Drachenzähmen leicht gemacht“, das als einer der besten Animationsfilme überhaupt gilt. 2014 folgte das solide Sequel, zudem brachte der Stoff eine Serie hervor. Mit dem dritten Kinofilm über den Jungwikinger Hicks und den Drachen Ohnezahn führt Regisseur Dean DeBlois („Lilo & Stitch“) die Reihe nun zu Ende. Der Abschluss weist erzählerische Wiederholungen auf, erfreut aber mit fantastischen 3D-Animationen.

Webseite: www.facebook.com/DrachenzaehmenLeichtGemachtFilme/

OT: How to Train Your Dragon: The Hidden World
USA 2019
Regie & Drehbuch: Dean DeBlois
Sprecher/innen (OV): Jay Baruchel, America Ferrera, F. Murray Abraham, Cate Blanchett, Kit Harington, Gerard Butler, Jonah Hill, Kristen Wiig
Laufzeit: 104 Min.
Verleih: Universal Pictures Germany
Kinostart: 7. Februar 2019

FILMKRITIK:

Inzwischen wimmelt es in der Wikingersiedlung Berk nur so vor Drachen, die dort als zahme Begleiter der Nordmänner leben. Regelmäßig kommen neue Drachen hinzu, wenn der junge Anführer Hicks (Jay Baruchel), seine Freundin Astrid (America Ferrera) und andere Wikinger von Drachenjägern gefangene Exemplare befreien. Im Auftrag der Jäger soll der linkische Drachenfänger Grimmel (F. Murray Abraham) mit dem Nachtschatten Ohnezahn das Alpha-Tier der Kolonie einfangen. Dafür wirft er mit der weißen Tagschatten-Drachin einen verführerischen Köder aus...
 
Bereits die Eröffnungssequenz, in der Hicks und seine Freunde ein Schiff der Drachenjäger kapern, verdeutlicht die erneut tadellose technische Umsetzung des Animationsfilms. Der Angriff findet bei Nacht statt, Nebelschwaden ziehen über das Deck, die in fesche Kampfanzüge gehüllten Wikinger greifen mit Flammenschwertern an, die Drachen mischen ebenfalls mit. Die packend inszenierte Szene macht Lust auf das Folgende und nimmt die düsteren Elemente vorweg, die „Drachenzähmen leicht gemacht 3“ teils prägen – darunter die finstere Drachenjägerinsel und der sinistre Antagonist Grimmel, der Hicks' besten Freund Ohnezahn töten will.
 
Das hohe Animationsniveau halten die DreamWorks-Kreativen über die komplette Laufzeit durch. Selten sahen computergenerierte Wälder so hervorragend aus wie hier, wobei stimmungsvolle Lichtspiele viel zum Zauber beitragen. Ein visuelles Highlight ist der Flug durch eine Gewitterwolke, bei dem, wie auch im restlichen Film, das „erwachsene“ Sounddesign einen Gutteil zur Wirkung beiträgt. Das imposante Schnaufen der Drachen steht dem von Smaug aus den „Hobbit“-Filmen in nichts nach.
 
Auch das Aussehen der Drachen ist sehr fantasievoll. Manche tragen Geweihe, andere sind bunt, ganz klein oder sehr groß, alle verfügen über eine lebhafte und ausdrucksstarke Mimik. Im Mittelpunkt stehen Ohnezahn und der unbenannte weibliche Tagschatten, der optisch und vom Verhalten her an die elegante Robotor-Dame EVE aus „WALL·E“ erinnert. Die hübsch erzählte Drachen-Romanze ist das Herzstück des Abenteuers und beinhaltet unter anderem einen amüsanten Paarungstanz.
 
Inszenatorisch macht der schon an den Vorgängern beteiligte Regisseur Dean DeBlois ziemlich alles richtig. Allein der Plot gewinnt dem Franchise kaum neue Seiten ab. Abermals steht der unerfahrene Wikingerhäuptling Hicks an der Schwelle zum Erwachsenwerden, wobei ihm Astrid, seine Mutter Valka (Cate Blanchett) und – in eingestreuten Kindheitserinnerungen – das Andenken an den im zweiten Teil verstorbenen Vater den Rücken stärken. Der Schmied Grobian (Craig Ferguson) pocht auf eine Hochzeit zwischen Hicks und Astrid, ein anderer Kumpel mischt sich ungefragt als Eheberater ein.
 
Ohnezahns Reifeprozess spiegelt die Situation von Hicks: Beide durchleben eine ähnliche Entwicklung, was sie einerseits verbindet, andererseits voneinander entfernt. Hicks sorgt sich nicht grundlos um seine Freundschaft zu Ohnezahn, denn der liebestrunkene Drache geht zunehmend eigene Wege. Zugleich erkennt Hicks, dass Ohnezahn in der Nähe der Menschen in Gefahr schwebt, kann sich ein Leben ohne den Freund aber nicht vorstellen. Das emotionale Finale und ein schöner Nachklapp führen das Dilemma und die gesamte Trilogie harmonisch zu Ende.
 
Christian Horn