Du hast es versprochen

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Mystery-Thriller kommen meist als Importware aus den USA und Asien nach Deutschland. Selten wird hierzulande überhaupt ein echter Gruselstreifen produziert – wie ja überhaupt Genrekino ein Schattendasein fristet. Die Hamburger Produktionsfirma Wüste Film bleibt aber mutig und bringt nach „Die Tür“ mit Mads Mikkelsen (2009) jetzt erneut einen Mystery-Thriller in die Kinos. Regie führte die Berlinerin Alex Schmidt, die mit „Du hast es versprochen“ ihr Regie-Debüt gibt.

Webseite: www.falcom.ch

Deutschland 2012
Regie: Alex Schmidt
Buch: Alex Schmidt, Valentin Mereutza
Kamera: Wedigo von Schultzendorff
Darsteller: Mina Tander, Laura de Boer, Lina Köhlert, Max Riemelt, Katahrina Thalbach, Clemens Schick
Verleih: Falcom Media
Kinostart: 20. Dezember 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Nach 25 Jahren treffen zwei ehemalig beste Freundinnen unter denkbar ungünstigen Umständen aufeinander: Ärztin Hanna (Mina Tander) erkennt in einer Patientin, die sich mittels Tabletten das Leben nehmen wollte, Clarissa (Laura de Boer) wieder. Mit ihr verbrachte sie als Kind einige Sommerurlaube auf einer idyllischen Insel, bis die Mädchen sich aus den Augen verloren. Weil Hanna gerade mitten in einer Beziehungskrise steckt und auch Clarissa Ruhe gebrauchen kann, beschließen die beiden, die Tradition der Inselurlaube wieder aufleben zu lassen. Hannas Tochter Lea (Lina Köhlert) nehmen sie mit. Diesmal aber will sich keine Entspannung einstellen. Eine Geschichte, die sich bei ihrem letzten Aufenthalt zutrug und die sie verdrängt hatte, beschäftigt Hanna: Damals verschwand ein kleines Mädchen beim Spielen in einem alten Bunker. Was hatten Hanna und Clarissa damit zu tun? Und was führt der Insulaner (Max Riemelt) im Schilde, der sich so auffällig um Hanna bemüht?

Wirklich merkwürdig, dass die Tradition des Horrorfilms in Deutschland nach der goldenen Ära des Stummfilms der Weimarer Republik so restlos ausgestorben ist, schließlich gehörten deutsche Regisseure wie F.W. Murnau mit seinem „Nosferatu“ zu den Erfindern des Genres. Die meisten modernen Nachfolger vermögen die Lust am Schauer aber nicht wiederzuerwecken. Leider macht „Du hast es versprochen“ da keine Ausnahme. Dem Film von Alex Schmidt fehlt es schlicht an Eigenständigkeit. Sie variiert eher Motive und Bilder aus anderen Filmen und verbindet sie notdürftig mit einer arg weither geholten Geschichte. Geheimnisvolles Geflüster, zwei Mädchen in weißen Kleidern, die durch einen verschneiten Wald laufen, Nebel und dräuende Dunkelheit – die Bilderwelt des Films hat durchaus Atmosphäre. Ein Eigenleben indes fehlt ihr.

Und die Anbindung an eine konkrete Landschaft. Warum erfährt man nie, auf welcher deutschen Insel „Du hast es versprochen“ spielt? Durch die fehlende regionale Verortung fehlt auch der Hallraum, den jede Geschichte – und erst recht jede fantastische – braucht. Wir wollen nicht nur wissen wer, sondern auch wo. Scheinbar aber halten einige Regisseure deutsche Landschaften für zivilisatorisch durch und durch entzaubert, so dass es unvorstellbar scheint, hier könne sich noch irgendwo ein Geheimnis verbergen. So aber verkommt die Insel in „Du hast es versprochen“ zur reinen Kulisse, die ihre Künstlichkeit immer wieder zwischen Zuschauer und Geschichte schiebt. Ähnlich wie dem Schauplatz fehlen auch den Figuren Natürlichkeit. Selbst ein großartiger Darsteller wie Max Riemelt scheitert daran, seine Figur mit Leben zu füllen.

Dass Alex Schmidt über inszenatorisches Talent verfügt, beweisen einige wirklich großartig eingesetzte Schockeffekte, die vor allem auf einem cleveren Schnitt beruhen. So kommen Fans des Genres zumindest teilweise doch auf ihre Kosten. Im an den Haaren herbeigezogenen Finale allerdings machen sich die Schwächen des Drehbuchs wieder besonders bemerkbar.

Oliver Kaever