Das dumme Geld, das sind für die Finanzhaie der Wall Street die Kleinanleger, die jedem Trend hinterherhecheln und doch immer zu spät dran sind. Ihr Geld schöpft man ab, aber 2021 zwangen diese Kleinanleger einen Hedgefonds in die Knie. „Dumb Money“ erzählt die Geschichte vom Hype um die GameStop-Aktie, der einige Leute reich, viele aber auch verarmt zurückgelassen hat. Filmisch gesehen ist das recht vergnüglich umgesetzt.
Webseite: https://www.leoninedistribution.com/filme/167109/dumb-money-schnelles-geld.html
Dumb Money
USA 2023
Regie: Craig Gillespie
Buch: Lauren Schuker Blum, Rebecca Angelo
Darsteller: Paul Dano, Pete Davidson, Vincent D'Onofrio, America Ferrera, Seth Rogen
Länge: 105 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 02. November 2023
FILMKRITIK:
Über seinen Kanal propagiert Keith Gill, dass die GameStop-Aktie kriminell unterbewertet ist. Er selbst hat groß in die Firma, die sich auf den stationären Verkauf von Games konzentriert hat, investiert und ermuntert andere, es ihm gleichzutun. Tatsächlich verbreitet sich das über Reddit. Immer mehr Leute springen auf den Zug auf, die Aktie steigt und ein Hedgefonds, der darauf gewettet hat, dass sie noch weiter sinkt, gerät in die Bredouille. Der kleine Mann hat es dem System gezeigt, aber das System schlägt zurück.
Die Kunst, eine Geschichte wie diese zu erzählen, ist es, komplexe Sachverhalte relativ einfach zu erklären – wie bei „Moneyball“ oder „The Social Network“. Auch bei „Dumb Money“ funktioniert es. Man muss von Börsengeschäften nicht viel Ahnung haben, um hier mitzukommen. Letztlich ist es eine Geschichte von David gegen Goliath, nur im Finanzwesen, und eine Geschichte über den Traum, es denen da oben mal zu zeigen. Der wiederum wird für manchen zum Albtraum, denn bei jeder Anlage kommt irgendwann der Moment, an dem man aussteigen muss. Tut man das nicht, kann man alles verlieren.
„Dumb Money“ erzählt von verschiedenen Menschen, die keinerlei Kontakt zueinander haben. Sie sehen sich Keith Gills Videos an, aber mehr Interaktion ist auch nicht. Das gilt für die Krankenschwester, die sich weigert, die Gewinne abzuschöpfen, ebenso wie für den GameStop-Angestellten, der investiert hat, oder die Studentinnen, die davon träumen, sich nur selbst zu sanieren, sondern auch dem Establishment eines auszuwischen. Auf der anderen Seite hat man einen Hedgefonds-Manager, der tagtäglich Milliardenverluste hinnehmen muss, einen anderen, der alle Hebel in Bewegung setzt, um dem Börsenspuk ein Ende zu machen, und einen CEO, der eine Plattform erschaffen hat, auf der sich leicht traden lässt.
Das sind alles sehr unterschiedliche Geschichten, und doch harmonieren sie gut miteinander. Weil es einen Faktor gibt, der allen gemein ist: Gier. Die mag unterschiedlich ausgeprägt sein und von anderen Faktoren wie dem Wunsch nach Gerechtigkeit unterfüttert sein, aber letztlich geht es auch darum. Geld zu machen, ein besseres Leben zu haben. Manchen gelingt das, andere beweisen „diamantene Hände“ – so nannte man es, wenn jemand die Aktie hielt, egal, was passiert – und verlieren darüber alles.
„Dumb Money“ ist witzig und spricht den Gerechtigkeitssinn an. Natürlich möchte man sehen, wie die Großen mal ins Straucheln geraten, weil sie die Spielregeln längst so verändert haben, dass alles zu ihren Gunsten läuft. Aber es ist ein Pyrrhussieg, den die Kleinaktionäre davontragen. Da sich letztlich nichts ändert – die Wölfe der Wall Street machen einfach weiter, nur dass es einen weniger von ihnen gibt …
Peter Osteried