Dune: Part Two

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Auf den zweiten Teil der Adaption von Frank Herberts Roman über den Wüstenplaneten musste man länger warten, als gedacht. Zuerst sollte der Film Ende letzten Jahres starten, dann erfolgte wegen der Unwägbarkeiten des Streiks eine Verschiebung. Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt, denn Denis Villeneuve übertrifft den ersten Teil sogar noch, weil die Geschichte eine Aktualität erlangt, die schaudern lässt, aber auch, weil die Bilder noch größer und phantastischer sind. Ein perfektes Sequel.

Dune: Part Two
USA 2024
Regie: Denis Villeneuve
Buch: Denis Villeneuve, Jon Spaihts
Darsteller: Timothée Chalamet, Zendaya, Rebecca Ferguson, Austin Butler
Länge: 165 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 29. Februar 2024

Website: https://www.warnerbros.de/de-de/filme/dune-part-two

FILMKRITIK:

Paul Atreides und seine Mutter haben das Massaker an ihrer Familie überlebt und wurden von den Fremen aufgenommen. Einige der Fremen glauben an die uralte Prophezeiung, ohne zu wissen, dass es die Bene Gesserit waren, die sie in Umlauf brachten. Ihr zufolge erscheint ein Messias, der Mahdi, der Mann, der die Fremen in die Freiheit führt. Paul ist dieser Mann, aber er muss sich erst beweisen. Je mehr er das macht, desto mehr werden aus seinen Freunden Anhänger, die ihm in den Krieg gegen die Harkonnen folgen – zum Wohle von Arrakis, aber auch zur Racheerfüllung an jenen, die Pauls Vater ermordeten.

Die Struktur des Romans bietet sich für eine Zweiteilung an. Im zweiten Teil geht es um Pauls Aufstieg – erst innerhalb der Fremen, zum Ende hin sogar noch mehr als das. Wie schon der Vorgänger überzeugt der Film mit gigantischen Bildern und prächtigem Sound, aber es ist die Geschichte, wie wirklich fasziniert. Denn Frank Herbert hat seinen Roman so angelegt, dass Paul recht ambivalent gezeichnet ist. Im Film ist das auch. Er ist ein unwilliger Messias, jemand, der die Machenschaften seiner Mutter, die um sie herum Geschichten streut, die ihn als den Lisan-al-Ghaib, den Prophezeiten, nicht schätzt. Ein junger Mann, der nicht nach Macht strebt. Aber Paul verändert sich. Er wird ein anderer, je mehr ihm die Fremen folgen. Letztlich nimmt er die Rolle an, die ihm bestimmt wurde, was zum Bruch mit der Frau führt, die er liebt.

Der Film versteht es exzellent, diese Wandlung von Paul Atreides zu zeigen. Zugleich ist er clever darin, Parallelen zur heutigen Zeit zu ziehen. Mit einem Volk, das sich ganz und gar dem Glauben verschreibt und ihn immer fundamentalistischer auslegt, und einem Krieg, der schon bald als heilig gesehen wird. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, und das umso mehr, weil Pauls Visionen ihn warnen, was sein Erringen der Macht für Auswirkungen haben wird. Es gibt Bilder, die lassen frösteln, etwa dann, wenn die Fremen ein Schiff besteigen und Pauls Freund Stilgar fast schon in Verzückung „Lisan-al-Ghaib“ schreit. Oder wenn Paul die Bürde des Messias gar nicht annehmen will, und gerade das wiederum als Beweis seiner Bescheidenheit gesehen wird. Glaubende sehen, was sie sehen wollen – das ist die bittere Aussage des Films. Ebenso wie die, dass Menschen nur zu gerne folgen. Einem Anführer, einem Messias, einem Mann, der das Paradies verspricht.

Das macht „Dune: Part Two“ zu einem noch vielschichtigeren Film als den Erstling, denn hier zeigt sich nun imposant, wie aus einem jungen Mann mit Idealismus ein Machtmensch wird. Das spielt Timothée Chalamet großartig. Das übrige Ensemble ist auch spitze, allen voran Austin Butler als Pauls Gegenpol Feyd-Rautha.

In einer ganz winzigen Rolle ist Anya Taylor-Joy dabei – sie ist vielleicht zehn Sekunden zu hören und auch nicht länger zu sehen, aber ihre Rolle wird bei der Verfilmung des nächsten Buchs „Dune: Messiah“ an Bedeutung zulegen. Es bleibt nur zu hoffen, dass Denis Villeneuve Rückkehr zu Dune nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Peter Osteried