Ein Fest fürs Leben

Zum Vergrößern klicken

Aufgewärmt schmecken nicht nur manche Gerichte besser, sondern ebenso einige Kino-Menüs. Christoph Maria Herbst gilt gleichsam als Gulaschkanone der Komödien. Wie in „Stromberg“, „Der Vorname“ oder „Contra“ gelingt abermals der Comedy-Coup der Wiederverwertung. Mit „Das Leben ist ein Fest“ schufen die Macher von „Ziemlich beste Freunde“ einst eine ziemlich lustige Hochzeits-Comedy. In der Adaption übernimmt Herbst nn die Rolle des zunehmend verzweifelter werden Wedding-Planers Dieter. Mit Seelenruhe begegnet er den Extrawürsten der wählerischen Kundschaft sowie den Zicken seiner Mitarbeiter. Nicht viel Neues. Dafür reichlich Witziges situationskomisch serviert!

Webseite: https://www.warnerbros.de/de-at/filme/ein-fest-furs-leben

D 2023
Regie: Richard Huber
Darsteller: Christoph Maria Herbst, Marc Hosemann Mira Benser, Jörg Schüttauf, Ulrich Brandhoff

Länge: 97 Minuten
Verleih: Warner Bros. Pictures Germany
Kinostart: 19. Oktober 2023

FILMKRITIK:

„Wir haben das Budget dreimal verschlankt. Wir können es aber gerne nochmals durchgehen“, entgegnet Hochzeitsplaner Dieter (Christoph Maria Herbst) gelassen jenem geizigen Pärchen, welches plötzlich auch noch beim Menu möglichst viel sparen will. „Das große Hochzeitfasten. Oder jeder bringt das eigene Essen mit!“, schlägt der Profi der mittlerweile doch etwas verunsicherten Kundschaft mit. „Sind Sie sicher, dass es nicht Ihre Memoiren sind?“ lästert der Feier-Planer später als ihm der Bräutigam sein üppiges Redemanuskript zeigt. Seit Jahrzehnten erledigt der Dieter seinen Job mit souveräner Routine. Nichts kann das Organisationstalent erschüttern - bis auf der Traumhochzeit in einem herrschaftlichen Landschloss plötzlich Murphys Gesetz herrscht: Alles was schief gehen kann, geht auch schief.

Der offizielle Fotograf flirtet lieber auf Online-Portalen als zu knipsen. Der eitle Ersatz-Sänger spielt lieber sein eigenes Programm. Ein ungebetener Gast könnte die illegalen Arbeitsverhältnisse aufdecken. Die Feuerwerker vergeigen ihren Auftritt. Die Lebensmittel könnten sich als verdorben herausstellen. Last not least gerät der am Heißluftballon baumelnde Bräutigam in höchste Not. Von diversen Flirt-Missverständnissen noch ganz zu schweigen.

Wie im französischen Original ist auch im heimischen Remake das Figurenkarussell gut besetzt, wie in der Vorlage haben die Darsteller spürbares Vergnügen an ihren sprühenden Dialogen und situationskomischen Pointen. Klar, passiert hier wenig Neues. Wer einen Wedding-Planer-Klamauk gesehen hat, kennt sie eigentlich alle. Doch selten erweist sich das Timing als so gelungen wir hier, zehn „Tatort“-Folgen haben bei Regisseur Richard Huber spürbar dramaturgische Souveränität hinterlassen. Mit „Der König von Köln“ gelang vor vier Jahren zudem ein veritabler Comedy-Erfolg im Ersten. Die Pantoffelkino-Pointenerfahrung zahlt sich auf der großen Leinwand wunderbar aus.

Als Knüller dieser ziemlich gelungenen Gag-Parade erweist sich einmal mehr der traditionell zuverlässige Christoph Maria Herbst. Im Unterschied zu so mancher Comedian-Konkurrenz agiert der gelernte Bankkaufmann und einstige „Stromberg“-Star angenehm unaufdringlich und verblüfft mit scheinbar müheloser Leichtigkeit. Die Balance zwischen bitterbösen und unschuldigen Blicken beherrscht Herbst so souverän wie das präzise Timing, mit dem er seine Pointen genüsslich zelebriert. Die Gulaschkanone der Comedy!

 

Dieter Oßwald