Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin

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An Musik desinteressierten dürfte Sven Regener vor allem als Autor von lässigen Romanen bekannt sein, Hauptberuflich agiert der längst in Berlin heimische Bremer jedoch als Kopf der Band „Element of Crime.“ Die hat sich im Lauf der Jahre mit ihrem melancholischen Sound eine treue Fangemeinde erspielt, denen Charly Hübner nun diesen Dokumentarfilm schenkt.

Element of Crime in Wenn es dunkel und kalt wird in Berlin
Deutschland 2024
Regie: Charly Hübner
Dokumentarfilm

Länge: 90 Minuten
Verleih: DCM
Kinostart: 1. Oktober

FILMKRITIK:

Dass sich die Band Element of Crime nach Lars von Triers gleichnamigem Film benannt hat wird irgendwann in einem Nebensatz erwähnt, man kann es leicht überhören, vielleicht ist es auch nicht weiter wichtig, als Fan weiß man das ja auch ohnehin. Und für Fans ist auch dieser kleine, lässige, nicht unbedingt substanzielle Dokumentarfilm gemacht, den mit Charly Hübner ein ausgewiesener Freund der Band gedreht hat.
Anfangs erzählt Hübner davon, wie er einst als Teenager mit den typischen Teenager-Sorgen kämpfte und ihm die Texte der Band halfen, sich selbst, seine Sorgen, das Leben als Ganzes einzuordnen. Jahre, Jahrzehnte später ist Hübner ein etablierter Schauspieler, der sich in den letzten Jahren zunehmend der Regie zuwendet und nach zwei Spielfilmen, zuletzt „Sophia, der Tod und Ich“, nun seinen ersten Dokumentarfilm vorlegt.
Anlass und Struktur des Films war eine kleine Tour, die die Band im Sommer 2023 durch fünf Berliner Locations geführt hat, die mit zunehmender Größe auch den wachsenden Erfolg der Band spiegeln: Angefangen vom winzigen Privatclub, über das Lido, den legendären Kreuzberger Schuppen SO36, über den schon edleren Admiralspalast, der mit seinen Sitzplätzen der zunehmend älter werdenden Klientel genügt, bis hin zur Freilichtbühne in der Spandauer Zitadelle ist alles mit dabei.
Fünf Abende, zu denen die Band befreundete Musiker eingeladen hat, die freundlich von der Bedeutung von Element of Crime für ihre eigene musikalische Entwicklung berichten, während Hübner zwischendurch allein oder in der Gruppe mit den drei Stammkräften der Band plaudert: Sänger und Trompeter Sven Regener, Gitarrist Jakob Ilja und Schlagzeuger Richard Pappik. Dazu kommen noch drei Session- oder Tourmusiker, die selbst nicht zu Wort kommen, aber ebenso freundlich erwähnt werden wie der langjährige Bassist David Young, der 2022 verstarb.
Ohnehin ist die Atmosphäre des Films freundlich, entspannt, lässig, man sitzt im Park auf Bänken oder im Café, bemerkenswerterweise wird nur Wasser getrunken, aber die Herren sind dann eben doch schon in ihren 60ern und ganz gewiss nicht mehr so jung wie auf den Archivbildern aus den 80er und 90er Jahren, wo kaum einmal die Flasche Bier in der Hand fehlt.
Lose deutet Hübner den Werdegang der Kapelle an, ihre experimentellen Anfänge hinter der Mauer in Westberlin, deutet mit einem bunten, rasant geschnittenen Reigen an grobkörnigen, verwaschenen Berlin-Bildern, die andeuten, wie die Stadt einmal aussah und vor allem: Wie sie sich verändert hat.
Ein gehöriges Maß an Nostalgie schwingt damit, Erinnerungen an die gute alte Zeit, als man noch jung und die Nächte lang waren. Fans der Band werden das gerne sehen, sich an gemeinsam verbrachte Abende in engen, feuchten Clubs erinnern, an warme Sommernächte in Berlin zu denen Element of Crime den Soundtrack lieferten.

Michael Meyns