Exhibition

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Eine Mann, eine Frau, ein Haus. Das sind die drei Hauptdarsteller in „Exhibition“, dem dritten Spielfilm der britischen Regisseurin Joanna Hogg. In den Hauptrollen sind mit Viv Albertine und Liam Gillick zwei Künstler zu sehen, die Variationen ihrer selbst spielen und in einem modernistischen Haus in London Szenen einer Ehe durchleben. Dass ist oft sperrig, immer wieder aber auch präzise gefilmt und wahrhaftig.

Webseite: www.fugu-films.de

Großbritannien 2013
Regie, Buch: Joanna Hogg
Darsteller: Viv Albertine, Liam Gillick, Tom Hiddleston
Länge: 104 Minuten
Verleih: Fugu Filmverleih
Kinostart: 11. Dezember 2014
 

FILMKRITIK:

Von einer Handlung im klassischen Sinn kann in Joanna Hoggs „Exhibition“ kaum die Rede sein: Zwei Menschen leben in einem Haus, das sie nach Jahren verkaufen wollen. Die Frau wird D. genannt (Viv Albertine) und ist Performancekünstlerin, der Mann H. (Liam Gillick) und ist Architekt, womit ein Bezug zum dritten Hauptdarsteller hergestellt ist, dem „H House“, dass der britische Architekt James Melvin in den 60er Jahren für sich und seine Frau baute. In den 90er Jahren modernisiert und von einigen allzu typischen 60er Jahre Relikten befreit ist das Haus mit seinen großen Glasfassaden und den ebenso klar wie abweisend wirkenden Betonfassaden nun ein klassisches Beispiel für eine architektonische Moderne, wie sie zum Beispiel auch Michelangelo Antonioni in seinen Filmen über isolierte, gelangweilte Vertreter der bürgerlichen Schicht zeigte.

Doch wo Antonioni Architektur nur als eines von vielen Symbolen benutzte, verlässt Hogg nur in wenigen Momenten ein Haus, das trotz seiner brillanten Architektur wie ein Gefängnis wirkt. Auf unterschiedlichen Etagen gehen D. und H. ihrer jeweiligen Arbeit nach, blättern in Büchern, kritzeln auf Blätter, spielen im Computer rum und beschäftigen sich vor allem mit sich selbst. Kommuniziert wird vor allem per Haustelefon, mit dem nach dem Befinden des Gegenübers gefragt wird oder auch mal nach Sex. Doch wenn der eine Lust hat, ist der andere Unwillig oder befriedigt sich wie D. lieber selbst.

Immer wieder kommt es zu solchen Momenten, in denen angedeutet wird, wie diese Ehe – denn auch wenn D. und H. Beziehung oft eher wie eine platonische Hausgemeinschaft wirkt, sind sie doch verheiratet – im Lauf der Jahre eingerostet ist. Man hat sich nicht furchtbar viel zu sagen, kennt die Macken des Gegenübers in und auswendig, trifft gelegentlich Freunde und lebt ansonsten nebeneinander her.

Gelegentlich kommt ein Immobilienmakler (Tom Hiddleston) mit seinem Assistenten vorbei, der dem Ehepaar verspricht, das Haus in gute Hände abzugeben, doch ansonsten ist vor allem D. mehr mit sich selbst beschäftigt als mit der äußeren Welt. Immer wieder filmt Hogg D. durch die großen Fenster, die mal wie eine Bühne wirken, durch die nicht anwesende Voyeure D. bei ihren Versuchen beobachten könnten, eine sexuell aufgeladene Performance zu entwickeln, dann wie eine nicht zu überwindende Barriere.

Was in dieser Ehe fehlt, ob überhaupt etwas fehlt – Hogg deutet es nur an. D. und H. streiten nicht, scheinen sich an einen Zustand gewöhnt zu haben, der zwar nicht wirklich als harmonisch bezeichnet werden kann, aber auch nicht als konfrontativ. In klaren, extrem scharfen Digitalbildern zeigt Hogg diese Szenen einer Ehe, die gelegentlich und etwas willkürlich mit fast surrealen Bildern angereichert werden, die ebenso unbestimmt bleiben, wie das meiste in „Exhibition“. So sperrig dieser fast handlungslose Film auch geworden ist, hat Hogg am Ende doch viel über die Realität einer Ehe erzählt.
 
Michael Meyns