Mit über 60 Jahren noch Formel 1 zu fahren ist natürlich absurd, auch wenn man Brad Pitt heißt. Realismus sollte man von Joseph Kosinkis altmodischem, von Testosteron angetriebenem Rennfahrer-Melodram „F1 – Der Film“ also nicht erwarten, dafür in Momenten spektakuläre Rennszenen und zweieinhalb Stunden Werbung für den Formel 1-Zirkus.
Über den Film
Originaltitel
F1 (IMAX)
Deutscher Titel
F1 (IMAX)
Produktionsland
USA
Filmdauer
150 min
Produktionsjahr
2025
Regisseur
Kosinski, Josef
Verleih
Warner Bros. Entertainment GmbH
Starttermin
26.06.2025
Einst war er auf dem Weg, ein Star in der Formel 1 zu werden, doch ein schwerer Unfall beendete die Karriere von Sonny Hayes (Brad Pitt) bevor sie wirklich begann. Etliche Ehen später lebt Sonny aus einem Wohnwagen und denkt nur von Cockpit zu Cockpit. Zum Leben braucht der über 60jährige nicht viel, vor allem der Rausch des Adrenalins, wenn er hinter dem Steuer sitzt und über Pisten jeglicher Art brettert.
Ausgerechnet in einem Waschsalon findet ihn sein alter Freund und Rivale Ruben Cervantes (Javier Bardem) und macht ihm ein Angebot. Sein Formel 1-Team APX verliert Unsummen, der talentierte aber noch zu unerfahrene Fahrer Joshua Pearce (Damson Idris) kann mit dem Auto nicht umgehen, kurz gesagt: Wenn APX bis zum Ende der Saison nicht zumindest ein Rennen gewinnt, wird Ruben sein Team verlieren.
Und hier kommt Sonny ins Spiel, der zwar seit ewigen Zeiten nicht in einem Formel-1-Wagen gesessen hat, geschweige denn in einem von der modernen, mit Computertechnik vollgestopften modernen Version, der aber jede Finte und jeden Trick kennt – die sauberen und auch die weniger sauberen.
Als Co-Produzent des Films wird der siebenmalige Weltmeister Louis Hamilton genannt, der weltumspannende, Millionen umsetzende Formel-1-Zirkus kooperierte in nie gekanntem Maß mit den Filmemachern, erlaubte Dreharbeiten in der Boxen-Gasse, so das aktuelle Formel-1-Fahrer von Max Verstappen bis Fernando Alonso durchs Bild huschen, vor allem aber die Veranstalter der Rennen beteiligten sich augenscheinlich an der Produktion.
Wie ein Werbefilm wirkt Joseph Kosinkis „F1 – Der Film“ dadurch oft, Werbebanner ragen prominent ins Bild, die Fahrer selbst wirken ohnehin wie wandelnde Litfaßsäulen und gerade die Stadt-Kurse in Las Vegas und Abu Dhabi präsentieren sich von ihrer besten Seite.
Da verwundert es fast, dass so wenig wert auf inhaltliche Authentizität gelegt wurde: Die Rennverläufe bleiben wage, trotz ausgiebig eingesetzter Kommentare von Moderatoren und Teammitgliedern, die all das zu erklären versuchen, was für den Laien ansonsten unverständlich bleibt. Vor allem aber verwundert, dass die Formel-1 einen Film absegnete, der ihren Held lange als tricksenden, betrügenden Fahrer zeigt, dem jedes Mittel recht erscheint, um seinem Team zum Sieg zu verhelfen. Aber gut, wer so smart lächelt wie es Brad Pitt auch mit über 60 noch tut, dem lässt man so ziemlich alles durchgehen.
So folgt man der lange Zeit eher dahinplätschernden Handlung, die sich von Rennen zu Rennen hangelt und schematisch die alte Geschichte von der Rivalität zwischen einem alten Hasen und einem jungen Talent variiert. Gut sieht das immer aus, aber erst zum finalen Rennen hebt der Film wirklich ab. Hier gelingen Kosinski mitreißende, rasante Bilder von atemlosen Rennen, hier hebt sich Hans Zimmers Musik endlich zu Höhepunkten auf, hier vergisst man – zumindest vorübergehend – dass „F1 – Der Film“ vor allem als sehr langer Werbefilm für eine Rennsportserie funktionieren soll. Allzu ernst sollte man das Melodram zwar nicht nehmen, gut geölt läuft die Maschine jedoch und gibt in den besten Momenten auch Vollgas.
Michael Meyns