Fallen

Zum Vergrößern klicken

14 Jahre nach ihrem Schulabschluss treffen sich fünf einstige Freundinnen wieder und verbringen ein Wochenende miteinander. Sie trinken, tanzen und reden: über das, was aus ihrem Leben geworden und von den Träumen aus der Schulzeit übrig geblieben ist. In „Fallen“ versammelt Barbara Albert u.a. mit Nina Proll und Birgit Minichmayr ein starkes Frauenensemble und skizziert mit Melancholie und Nostalgie das ernüchterte Lebensgefühl der Anfangdreißiggeneration zwischen verpassten Chancen und ganz neuen Möglichkeiten.

Webseite: novapoolpictures.de

Österreich, 2006
Drehbuch und Regie: Barbara Albert
DarstellerInnen: Nina Proll, Birgit Minichmayr, Kathrin Resetarits, Ursula Strauss, Gabriela Hegedüs
Kamera: Bernhard Keller
Schnitt: Karina Ressler
88 Minuten, Farbe
Start: 17.1.2008
Verleih: Novpool Pictures
 

PRESSESTIMMEN:

...


FILMKRITIK:

Was bleibt eigentlich von den Träumen übrig, die man zu Schulzeiten noch hatte? Was wird aus den geplanten Lebensentwürfen und Utopien, die Welt zum Besseren zu verändern, wenn man vom Alltag überholt wird? Mit „Fallen“ spürt die Österreicherin Barbara Albert dem nach, was davon für die derzeitige Generation um die 30 noch übrig und überhaupt noch möglich ist, wenn die Möglichkeiten langsam immer weniger werden. 

Ein starkes Ensemble von Schauspielerinnen dieser Generation bringt Albert hier zusammen, um Antworten auf solche Fragen zu finden – Birgit Minichmayr gehört ebenso dazu wie Kathrin Resetarits und die wundervolle Nina Proll, die bisher in jedem Film der Regisseurin dabei war. Sie verkörpern die fünf Frauen, die sich in den 14 Jahren seit ihren Schulabschluss mehr oder weniger aus den Augen verloren haben. Auf der  Beerdigung ihres ehemaligen Physiklehrers treffen sie sich in ihrer Heimatstadt wieder, werden ein gesamtes Wochenende miteinander verbringen.
Dabei zeigt sich, wie das Leben die Vorstellungen von früher verformt hat: Nina (Nina Proll) hat keinen Job und ist im 7. Monat schwanger. Alex (Ursula Strauss) hingegen hat eine Anstellung beim Arbeitsamt gefunden und die blonde Carmen (Kathrin Resetarits) sucht ihr Glück als Schauspielerin im Nachbarland Deutschland. Die nachdenkliche Brigitte (Birgit Minichmayr) ist mittlerweile Lehrerin für Deutsch und Geschichte, während Nicole (Gabriela Hegedüs), mit ihrer Teenager-Tochter anreist, eigentlich im Gefängnis sitzt und nur auf Freigang ist.

Ernüchterung hat sich bei allen eingestellt, was zumindest in vielen Andeutungen deutlich wird. Schließlich wird viel, viel geredet und mit manchen Geständnissen über Vergangenes und mit unangenehmen Wahrheiten rausgerückt. Es geht um Sehnsüchte, um das Erinnern, das Scheitern und Fehler, die sich nicht mehr ausbügeln lassen – kurz: um das Leben. „Fallen“ hat dabei keinen nennenswerten Plot, sondern vielmehr ein Gefühl wie bei einem Klassentreffen, bei dem der Zwischenstand resümiert wird. Albert beobachtet wie in „Nordrand“ oder dem metaphysischen „Böse Zellen“ auch in diesem Film das Milieu mit ungeschöntem Blick: Die mit schlechtem Techno beschallten Dorfdiscos, die hochprozentigen Provinzhochzeitsfeiern mit anschließendem Lagerfeuer und eine abgestürzte Nacht, durch die Nina Proll und die anderen hier ziehen. „Fallen“ wird dabei zu nicht mehr und nicht weniger als einer Skizze über das Lebensgefühl der Anfangdreißiger, sympathisch und nachfühlbar.

Sascha Rettig  

--------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Zum Begräbnis ihres Physiklehrers treffen sich nach 14 Jahren fünf ehemalige Klassenkameradinnen wieder: Nina, Brigitte, Nicole, Alex und Carmen. Jede hat ihr eigenes Leben, sie sind sich ziemlich fremd geworden. Nicole ist nur auf Freigang vom Gefängnis, Nina ist schwanger. Carmen arbeitet als Schauspielerin, Brigitte als Lehrerin, Alex als Angestellte im öffentlichen Dienst in Österreich. Sie sind Mitte 30. Gibt es noch einmal eine Annäherung, ein Zusammenkommen?

Zwei Tage und eine Nacht verbringen sie miteinander. Die alte Schule wird besucht. „Wir sind frei“ war seinerzeit der Wahlspruch. Sind die fünf es noch?

Im Auto geht es weiter. Die jungen Frauen treffen auf eine Hochzeitsgesellschaft. Der Bräutigam ist kein anderer als Ninas Jugendliebe. Die erste Nacht geht drauf mit Tanz, Musik, Gaudi, Geschlechtsverkehr, Enttäuschung, Tränen, Kotzen.

Sie können nicht mehr allzu viel miteinander anfangen. Herumhängen, Gesprächsfetzen, ein wenig Politik, ein wenig Langeweile, belanglose wie berührende Dialoge, Erinnerungen an das Vergangene, eine gewisse Passivität der Zukunft gegenüber. Zumindest ein wenig haben sich die fünf wiedergefunden. Das Leben jeder von ihnen geht weiter. Nicole muss erneut ins Gefängnis.

Es passiert wahrlich nicht viel. Dennoch ist der Film nicht uninteressant – typische Wiener Schule halt, ein wenig wie Seidl oder Hader. Was da vorkommt, ist ehrlich. Das Geschehen, das interessante wie das banale, die „Höhepunkte“ wie die Pausen, das Anregende wie das Abstoßende, wird 1:1 wiedergegeben. Das ist gleichzeitig wahrhaftig und demaskierend, nachdenklich stimmend und deprimierend. Es kann in seiner eher negativen Ehrlichkeit auf den Betrachter vielleicht auch aufmunternd und auffordernd wirken, es besser zu machen, nicht zu „fallen“.

Formal und inszenatorisch ist den immerhin unmittelbar wirkenden Handlungssprüngen Rechnung getragen. Die Darstellerinnen der fünf jungen Frauen (Ursula Strauss, Birgit Minichmayr, Nina Proll, Gabriela Hagedüs, Kathrin Resetarits) sind typisch und gut gecastet.

Thomas Engel