Farang – Schatten der Unterwelt

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Eine klassische Rachegeschichte erzählt der französische Genre-Experte Xavier Gens in „Farang – Schatten der Unterwelt“, eine Geschichte, die er mit stilistischem Flair auf mythische Ebenen überhöht, vor allem aber mit knochenbrecherischer Action, die selbst für Freunde harter, derber Kampffilme oft grenzwertig erscheint.

Farang
Frankreich 2022
Regie: Xavier Gens
Buch: Xavier Gens, Guillaume Lemans, Magali Rossitto
Darsteller: Nassim Lyes, Olivier Gourmet, Vithaya Pansringarm, Loryn Nounay, Chananticha Tang-Kwa

Länge: 99 Minuten
Verleih: StudioCanal
Kinostart: 23. November 2023

FILMKRITIK:

Sam (Nassim Lyes), ein Knacki, wie er im Buche steht: Zeit seines Lebens ging es rein und raus aus dem Gefängnis, auch beim jüngsten Freigang ging etwas schief und Sam floh. Fünf Jahre später scheint er sein Leben endlich in den Griff bekommen zu haben, lebt in Thailand zusammen mit seiner Frau Mia (Loryn Nounay) und deren Tochter Dara (Chananticha Tang-Kwa). Während Mia in einer Bar arbeitet, verdient Sam in einer Hotelanlage nicht genug Geld, um zu leben.

Gelegentlich steigt der perfekt durchtrainierte Fighter daher noch in den Ring, um für Geld zu kämpfen. Und auch mal einen Kampf absichtlich zu verlieren, sehr zum Unwillen seines Trainers Hansa (Vithaya Pansringarm). Alles könnte so weitergehen, doch es kommt wie es kommt, in Gestalt des schmierigen Narong (Olivier Gourmet) scheint sich Sam die Gelegenheit zu bieten, endlich genug Geld zu verdienen, um sich entspannt zur Ruhe zu setzen.

Doch der scheinbar sichere Drogendeal, bei dem Sam durch Kontakte zum Flughafen, beteiligt ist, scheitert. Gerade so kann Sam dem Tod entkommen, doch als er zu Hause auftaucht, sind Frau und Tochter verschwunden. Mit allen Mitteln macht sich Sam nun auf die Suche nach seinen Lieben und taucht tief in die Unterwelt Bangkoks ein, mit knochenbrechenden Folgen.

Xavier Gens war nie als Filmemacher bekannt, der besonders subtil agiert. Bekannt wurde er durch seinen Horror-Thriller „Frontier(s)“, der vor gut 15 Jahren die Möglichkeiten des im Kino zeigbaren auslotete. Bei den Dreharbeiten zur Fernsehserie „Gangs of London“ traf er nun vor einigen Jahren auf Gareth Evans, der sich mit seinem in Indonesien gedrehten Martial Arts Film „The Raid“ ebenfalls als Mann fürs Grobe gezeigt hatte. Inspiriert von Evans Erfahrungen plante Xens einen eigenen Ausflug ins Gefilde asiatischer Kampfkunst und fand mit dem ehemaligen Kampfsportler Nassim Lyes den idealen Protagonisten.

Dass man die Story von „Farang – Schatten der Unterwelt“ je nach Sichtweise als banal oder klassisch, klischeehaft oder mythologisch bezeichnen könnte, mag daran liegen, dass Lyes vor allem ein physischer Akteur ist, der in erster Linie bei den exzessiven Actionszenen überzeugt. Mit diesen geht Xavier Gens an die Grenze des Erträglichen und manchmal auch darüber hinaus. Umso erstaunlicher, dass ihm abseits davon ein durchaus sehenswertes Porträt der Thailändischen Halb- und Unterwelt gelungen ist, dass durch den Einsatz vieler Laiendarsteller ein großes Maß an Authentizität verströmt. Auch wenn in diesen Momenten die Gefilde des B-Pictures verlassen werden: Am Ende überzeugt „Farang – Schatten der Unterwelt“ vor allem als brachiales Rachespektakel, das hartgesottene Genre-Fans glücklich machen dürfte.

 

Michael Meyns