Fast perfekte Weihnachten

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Was tun, wenn man auf das perfekte Weihnachten steht, aber die Familie nicht mitspielt? So geht es der Hauptfigur in „Fast perfekte Weihnachten“, denn nach und nach sagen alle Kinder ab und kommen nicht an Heiligabend, weswegen er auf die Idee kommt, im Altersheim ein paar Fremde einzuladen, aber das wird ein Weihnachtsabend, der nicht so läuft, wie erwartet. Eine amüsante Komödie über das Familienfest ohne Familie.

Webseite: https://tickets.splendid-film.de/fast-perfekte-weihnachten

Noël Joyeux
Frankreich 2023
Regie: Clément Michel
Buch: Clément Michel
Darsteller: Emmanuelle Devos, Franck Dubosc, Axel Auriant

Länge: 86 Minuten
Verleih: Splendid
Kinostart: 7. Dezember 2023

FILMKRITIK:

Vincent kann nicht fassen, dass die erwachsenen Kinder am Heiligabend fernbleiben werden. Weihnachten nur mit seiner Frau – nein, das ist kein Weihnachten, weswegen er den Baum entsorgt. Den Kirchengang gibt es aber dennoch, und dort lässt sich Vincent von einer Predigt inspirieren. Warum nicht mal einsame Senioren für einen schönen Weihnachtsabend einladen? Gesagt, getan, aber der Abend verläuft nicht so, wie erwartet.

Der Film kommt nicht so kitschig daher, wie man das erwarten würde. Oder besser gesagt: Erst zum Ende hin wird es besinnlich und damit natürlich auch sehr emotional. Es ließe sich sagen, dass der Film damit entgleist, denn bis dahin lebte er vor allem vom wunderbaren Kontrast der Gäste und ihrer Gastgeber. Es ist eine Art von Generationenkonflikt, die hier durchexerziert wird. Mit einer Seniorin, die reichlich morbide Gesprächsthemen hat, und einer anderen, die es zu genießen scheint, ihre Gastgeber vor den Kopf zu stoßen. Es dauert, bis die eigentliche Geschichte loslegt, dann ist sie aber auch durch die fortschreitende Eskalation sehr amüsant.

Erfrischend ist dabei, dass eben nicht weihnachtlicher Kitsch zelebriert wird, wenn nur das Ende nicht wäre. Vermutlich hatte Autor und Regisseur Clément Michel den Eindruck, dass ein Weihnachtsfilm schon diese Richtung abdriften muss, vergnüglicher wäre es aber gewesen, er wäre seiner Linie treu geblieben. Weil die Figuren sich selbst untreu werden.

Aber gut, das Finale kann man verschmerzen. Wer in der Vorweihnachtszeit einen weihnachtlichen Film sehen will, der ist hier gut aufgehoben, da die Schauspieler durch die Bank herrlich sind, was vor allem für die beiden alten Damen gilt. Vor allem aber, weil ein Schmelztegel wie das Verweilen in einer Wohnung am Heiligabend reichlich Potenzial bietet, die Figuren in Konkurrenz zueinanderzusetzen.

Nur gestreift werden dabei ernstere Themen: Das Alleinsein im Alter, Einsamkeit, das Gefühl, von allen verlassen zu sein. Aber es gibt sie immerhin schon, so dass „Fast perfekte Weihnachten“ auch dramatisches Gehalt hat. Alles in allem ein unterhaltsamer Film, bei dem es viel zu Schmunzeln gibt.

 

Peter Osteried