Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger

Zum Vergrößern klicken

Sarah hatte sich die Sache so schön vorgestellt: einfach ihre Flugangst mit einem Kurs bei den „Fearless Flyern“ besiegen und direkt nach überstandenem Abschlussflug mit ihrem neuen Freund und seiner liebenswerten Tochter in Urlaub fliegen … Doch leider, leider lag sie damit vollkommen falsch, denn in dieser turbulenten bis durchgeknallten, rabenschwarzen Filmkomödie kommt erstens alles anders, als man denkt, und zweitens geht alles schief, was nur schiefgehen kann.

Regie: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson
Drehbuch: Hafsteinn Gunnar Sigurðsson, Halldór Laxness Halldórsson, Tobias Munthe
Darsteller: Lydia Leonard, Timothy Spall, Ella Rumpf, Sverrir Gudnason, Simon Manyonda, Björn Hlynur Haraldsson, Emun Elliott, Gina Bramhill, Rob Delaney, Ashley McGuire
Kamera: Jean-Marie Dreujou
Musik: Daníel Bjarnason
Kamera: Niels Thastum

Länge: 97 Minuten
Verleih: Weltkino
Kinostart: 12. Oktober 2023

FILMKRITIK:

„Der Mensch ist das einzige Wesen, das im Fliegen eine warme Mahlzeit einnehmen kann.“ So sprach einst Loriot und schuf damit einen Satz, der auch heute noch genauso witzig und komisch ist wie seinerzeit, als das Fliegen noch ein Luxus war. Doch diese Zeiten sind längst passé, Flugreisen sind selbstverständlich geworden, es gibt unzählige Witze darüber, aber die titelgebenden „Fearless Flyers“ in diesem Film können darüber nicht einmal schmunzeln. Schon beim Gedanken ans Fliegen überfällt sie die Panik. Sie haben Flugangst und wollen sie loswerden, weshalb sie einen Kurs gebucht haben, der sie davon befreien soll.

Da ist zunächst mal die ehrgeizige Londoner Karrierefrau Sarah (Lydia Leonard), die ihre Flugangst bisher erfolgreich geheimhalten konnte, dazu der exzentrische Bestseller-Autor Edward (Timothy Spall) sowie das Influencerpärchen Coco (Ella Rumpf) und Alfons (Sverrir Gudnason), die vor dem kurzen Flug, der den Abschluss Ihres Anti-Flugangst-Trainings bilden soll, wenig zuversichtlich sind. Das könnte auch an ihrem nicht gerade überzeugenden Kursleiter Charles (Simon Manyonda) liegen, der – kurzfristig eingesprungen – jegliche Souveränität vermissen lässt. Gewiefte Komödienfans wissen, was jetzt kommt: Was auf einem Flug passieren kann, wird logischerweise auch passieren. Eine Katastrophe jagt die nächste, und die schräge Truppe landet schließlich im verschneiten Island, wo in einem isländischen Wellness-Hotel das Geschehen endgültig ins Absurde kippt: Steinreiche App-Investoren, betrunkene Taxifahrer und sexsüchtige Piloten sorgen für Verwirrung, während der Autor Edward sich als Kriegsveteran mit Nahkampfausbildung entpuppt und auf Autopilot schaltet.

Das Ensemble ist dabei in bester Spiellaune. Timothy Spall als zerknautschter Autor Edward grantelt dabei besonders schön, das Influencer-Pärchen gerät in eine Beziehungskrise, und Lydia Leonard als Sarah agiert zwischen Panik, Hysterie und Optimismus, wobei sie sich schließlich im Bikini in der isländischen Wildnis wiederfindet.

Hafsteinn Gunnar Sigurðsson setzt in seinem dritten Spielfilm eine sich in ihrer Absurdität und in ihrem schrägen Humor ständig steigernde Geschichte gekonnt in Szene. Dazu komponiert er sehr geschickt ganz eigene und eigentümliche Komödienbilder aus der Kargheit der isländischen Landschaft, dem lässigen Schick des Wellnesshotels und seiner bunten Paradiesvogel-Truppe.

Ängste und Neurosen sind eine dankbare Grundlage für gelungene Filmkomödien. Das wusste nicht nur Woody Allen, sondern auch Mel Brooks – siehe „Höhenkoller – High Anxiety“. „Fearless Flyers – Fliegen für Anfänger“ liefert in diesem Sinne allerbeste Unterhaltung. Allerdings sollte man keinesfalls eine ernsthafte psychologische Auseinandersetzung mit dem Thema „Flugangst“ erwarten. Die dient lediglich als Vorwand, um die durchgeknallte Exzentrikertruppe von einer Turbulenz in die nächste zu transportieren. Wer allerdings keine Angst vorm Lachen hat, ist in dieser Komödie goldrichtig.

 

Gaby Sikorski