Ferien

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In der traumhaft schönen Landschaftskulisse der idyllischen Uckermark treffen sich vier Generationen einer Familie, um die Sommerferien miteinander zu verbringen. Doch die Idylle bekommt schon bald erste Risse. Während die Kinder noch unbeschwert ihre Ferien genießen, beginnen die Erwachsenen damit, sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Mit diesem klassizistisch anmutenden Kinokleinod gelingt Thomas Arslan ein Drama, dessen stilistische Strenge wahre Poesie hervorzaubert.

Webseite: www.peripherfilm.de/ferien

Deutschland 2007
Regie: Thomas Arslan
Darsteller: Angela Winkler, Uwe Bohm, Karoline Eichhorn, Anja Schneider, Gudrun Ritter, Wigand Witting, Amir Hadzic, Babette Semmer, Leyla Bobaj, Aaron Raabe, Maria Hengge
Länge: 91 Minuten, ab 6 J.
FSK: ab 6 J.
Verleih: Peripher
Kinostart: 14.6.07

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Urlaubstimmung in der Uckermark. Anna (Angela Winkler), die übers ganze Jahr mit ihrem zweiten Mann Robert (Wigand Witting) und dem fast schon erwachsenen Sohn Max (Amir Hadzic) in dem Haus am Wald wohnt, wartet auf ihre Töchter aus der ersten Ehe. Laura (Karoline Eichhorn) kommt mit ihrem Mann Paul (Uwe Bohm) und den beiden Kindern. 

Mit der Familie aus Berlin halten auch die ersten Konflikte Einzug. Zwischen Laura und ihrem Mann gibt es Spannungen, die zum offenen Streit geraten, als sie ihm von ihrer Affäre erzählt. Anna wiederum stört den Familienfrieden, weil sie ihren Ex-Mann einladen möchte und damit nicht nur Robert vor den Kopf stößt, sondern auch Auseinandersetzungen zwischen Laura und ihrer Schwester Sophie (Anja Schneider) heraufbeschwört. Zu den kriselnden Paarkonstellationen gesellt sich die Großmuter, deren kritischer Gesundheitszustand zu einer entscheidenden Zäsur im Film führen wird. 

Thomas Arslan benutzt für sein sommerliches Stimmungsbild die bei ihm wohlbekannten stilistischen Mittel: die Kamera verzichtet auf Schwenks und sorgt so für einen festen Rahmen, in denen sich die Figuren bewegen. Dazu kommt das reduzierte Spiel der Schauspieler, denen Arslan beinahe jegliche Gefühlsausbrüche verweigert. Die Figuren wirken so wie Gefangene der Umstände. 

Die geballte Konzentration von Familie führt dabei ebenso zu Zerwürfnissen, wie die trügerische Muße, die der Urlaub mit sich bringt. Ganz allmählich führt Arslan den Zuschauer in die vielen schwelenden Familienkonflikte ein. Dabei gelingen ihm mit nur wenigen Federstrichen präzise Momentaufnahmen, die aber nie ganz auserzählt werden und so immer genügend Luft lassen für eigene Betrachtungen. Die Charaktere wirken in ihre Enge und Bewegungslosigkeit wie erstarrt, der Zuschauer ist es aber bei Arslan nicht. 

Sein Prinzip des eigenen Blicks, der Individualisierung des Gesehenen funktioniert hier perfekt. Dabei könnte der Kontrast zwischen der unbeschwerten Naturidylle und den Verhalten der Erwachsenen kaum größer ausfallen. Einzig die Kinder scheinen noch fähig zum einfachen Glück. So wirkt der Film nicht nur durch seine berauschenden Naturaufnahmen ungemein melancholisch, wie ein poetischer Gruß aus einem entrückten Paradies, zu dem den Erwachsenen der Zutritt verwehrt ist. 

Norbert Raffelsiefen.