Five Nights at Freddy‘s

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In der als Mix aus Familien-Drama und Survival-Horror angelegten Videospielverfilmung „Five Nights at Freddy's“ arbeitet ein junger Mann als Security-Mitarbeiter in einem verlassenen Diner, das seit den 80ern leer steht. Als die dortigen animatronischen Tierroboter zum Leben erwachen, droht Ungemach. Was als Computerspiel noch funktionieren mag, scheitert auf der Kinoleinwand auf ganzer Linie. „Five Nights at Freddy's“ ist ein ambitionsloser und erzählerisch dürftiger Film mit konstruierten Elementen, der weder als Gruselschocker gelungen ist noch mit seinen dramatischen Untertönen Akzente setzen kann.

USA 2023
Regie: Emma Tammi
Buch: Scott Cawthon, Emma Tammi, Seth Cuddeback
Darsteller: Josh Hutcherson, Matthew Lillard, Elizabeth Lail,
Mary Stuart Masterson
Länge: 110 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 26.10.23

FILMKRITIK:

Um sich weiter um seine kleine Schwester Abby (Piper Rubio) kümmern zu können, braucht Mike (Josh Hutcherson) dringend einen Job. Also geht er auf das Angebot des Jobcenter-Mitarbeiters Steve (Matthew Lillard) ein, der Mike eine alles andere als alltägliche Anstellung verschafft: Als Nachtwächter soll er dafür sorgen, dass in der Nacht niemand in die ehemalige Erlebnis-Pizzeria „Freddy Fazbear's Pizza“ einbricht. Was Mike nicht ahnt: Das verlassene, heruntergekommene Gebäude hat eine lange, düstere Geschichte: In den 80er-Jahren lockte das Diner, auch dank der überlebensgroßen und bei den Kindern beliebten Tier-Roboter, zahlreiche Familien an. Bis es zu einer Reihe geheimnisvoller Verbrechen kam. Das Restaurant musste schließen und verfiel. Und schon während seiner ersten Nacht im „Freddy’s“ wird dem jungen Mann klar, dass er sich an einem verfluchten Ort befindet.

Seit 2014 hat sich „Five Nights at Freddy‘s“ auf verschiedenen Plattformen zu einem echten Kult-Videospiel entwickelt. Ziel des Survival-Horror-Games ist es, fünf Nächte in dem gefährlichen, titelgebenden Restaurant durchzustehen. Das Problem vieler Videospiel-Verfilmung: Die Handlung und inhaltliche Tiefe sind dürftig und überschaubar, für einen abendfüllenden Film reicht die Prämisse nicht.
Leider bildet „Five Nights at Freddy’s“ hier keine Ausnahme. Im Kern geht es dann auch tatsächlich vor allem darum, dass Mike (gibt sich redlich Mühe: Josh Hutcherson) Nacht für Nacht an seinen unheilvollen Arbeitsort zurückkehrt, um sich todbringenden Fallen und den animatronischen, tierischen Pizzeria-Maskottchen entgegenzustellen, die ein Eigenleben entwickelt haben. Das klingt nicht nur hanebüchen und höchst bizarr, die Geschehnisse auf der Leinwand sind es letztlich auch.

Als Begründung und Motivation, wieso Mike das Geheimnis hinter dem schaurigen Ort lösen will, liefert man dem Zuschauer ein ziemlich konstruiertes, traumatisches Kindheitsereignis. Dieses steht in direktem Zusammenhang mit den in den 80er-Jahren im Restaurant vorgefallenen Verbrechen. Sein Trauma durchläuft Mike im Film allerdings so oft, dass sich spätestens nach dem vierten Flashback deutliche Abnutzungs- und Ermüdungserscheinungen einstellen.
„Five Nights at Freddy‘s“ möchte mit aller Gewalt mehr sein als nur ein weiterer durchwachsener Horror-Film mit (billigen) Schockeffekten und abstruser Story. Doch es fehlt bei dem Versuch, der Story und ihren Figuren mehr Tragik, Emotionen oder zumindest inhaltliche Nuancen zu verleihen, an Glaubwürdigkeit und Einfallsreichtum. Kurzum: Als Familien-Drama ist der Film zu beliebig und oberflächlich, als Horror-Schocker viel zu harmlos und berechenbar. Zumal sich die Jump Scares deutlich zu früh ankündigen und die Grusel-Szenen einander zu sehr ähneln. Meist geht es darin um Funken sprühende, elektrische Kurzschlüsse der Roboter und ihrer Körperteile. Oder die außer Kontrolle geratene (Licht-) Technik im Inneren des Restaurants.

Ein weiterer großer Nachteil: Die Handelnden lassen einen ziemlich unberührt zurück. Ein entscheidender Grund dafür ist die eindimensionale, schlampige Figurenzeichnung. Allen voran der Nebencharaktere. So bleibt eine umherstreifende lokale Polizistin, die zufällig immer dann auftaucht, wenn es gerade brenzlig wird, ebenso blass wie Mikes Tante, die ihm seine Schwester wegnehmen will. Sie soll als böser, unsympathischer familiärer Widerpart fungieren, kommt aber lediglich als einfalls- und fantasielos angelegte Nebenfigur daher, die wenig wirklich Verwertbares zu Plot oder Spannungsbogen beitragen darf.

 

Björn Schneider