In den letzten gut 30 Jahren hat Mel Gibson fünf Filme inszeniert. „Flight Risk“ ist nun sein sechster – ein kleiner, dicht erzählter Thriller, der auf Minimalismus setzt und mit einem überragenden Topher Grace aufwarten kann. Es geht um einen Charterflug, der einen Kronzeugen nach Anchorage bringen soll. Aber der Mann soll das Ziel nicht lebend erreichen...
Webseite: https://tobis.de/titel/flight-risk
USA 2025
Regie: Mel Gibson
Buch: Jared Rosenberg
Darsteller: Michelle Dockery, Mark Wahlberg, Topher Grace
Länge: 93 Minuten
Verleih: TOBIS Film
Kinostart: 20. Februar 2025
FILMKRITIK:
Der Buchhalter Winston, hinter dem die Mafia her ist, wird in Alaska von US-Marshall Madolyn Harris aufgegriffen. Sie soll ihn nach Anchorage und von dort nach New York bringen, wo er als Kronzeuge gegen den Mafioso aussagen kann. Dafür wird ein Privatflugzeug gechartert, das innerhalb von neunzig Minuten Anchorage erreichen soll. Aber es dauert nicht lang und Madolyn zweifelt daran, dass der Mann hinter dem Steuer der ist, der er zu sein vorgibt.
Gut neunzig Minuten Laufzeit hat der Film, abgesehen vom Anfang – und einem kleinen Minimalsprung später im Flugzeug – wird „Flight Risk“ in Echtzeit erzählt. Nicht nur das, er findet praktisch auch nur im Inneren dieses Flugzeugs statt. Drei Schauspieler, ein Set, ein gewieftes Drehbuch, eine lebendige Regie, das sind die Zutaten eines durchwegs spannenden Thrillers, der mit den Dialogen von Topher Grace auch noch für etwas Humor sorgen kann. Das Gesamtpaket stimmt einfach, nur am Ende stellt sich das Gefühl ein, dass der Film etwas zu abrupt endet. Sicher, alle Handlungsstränge sind abgedeckt, aber ob danach alles so einfach verläuft, ist doch ein wenig fraglich. Ein bisschen mehr hätte hier am Ende sicherlich nicht geschadet.
Aber das ist nur ein kleiner Makel eines ansonsten sehr dicht erzählten Films, der keine Sekunde langweilig wird. Im Gegenteil, er spielt mit den Mechanismen des Suspense, wenn man von vorne im Cockpit Madolyn und Winston sieht und hinter ihnen, wie der gefangene Darryl sich daran macht, sich aus seinen Fesseln zu lösen. Wahlberg übertreibt ein wenig in der Mimik, dafür beweist er mit seiner Halbglatze Mut zur Hässlichkeit. Und: Er spielt mal eine richtig, richtig böse Figur, die nicht nur physisch bedrohlich ist, sondern auch psychologisch punkten kann. Dieser Schurke weiß genau, welche Knöpfe er bei den beiden anderen drücken muss: Er spielt mit Winstons Angst, aber auch mit Madolyns vergangenem Trauma.
Natürlich ist das alles letzten Endes nur fein säuberlich konstruiert, aber das ist so gut, dass es natürlich wirkt. Es stellt sich nie das Gefühl eines zu durchgetakteten Films ein, was auch am gut aufgelegten Schauspieler-Trio liegt. Zudem ist es eine Kunst, auf derart engem Raum visuell spannend zu inszenieren. Sicher, der Spielort ist größer als die Telefonzelle in „Phone Booth“, die Limitierungen aber ebenso vorhanden. In den fähigen Händen der Regie wird aus ihnen eine Stärke, weil sich auch noch ein klaustrophobisches Gefühl einstellt. Wen würde der Gedanke nicht gruseln, mit einem sadistischen Killer auf engstem Raum eingesperrt zu sein?
Peter Osteried