FLY

Nach ihrem Ausflug in den Pferdefilm mit den ersten drei „Ostwind“-Filmen hat sich Katja von Garnier einer anderen Filmart vorgenommen, die nur wenig Platz zur Innovation lässt – dem Tanzfilm. Sie erzählt von jungen Menschen im Gefängnis, die zu Resozialisierungszwecken Teil einer Tanzgruppe sind, aber das Fortbestehen dieser ist gefährdet. Die Leiterin muss beweisen, dass ihr Ansatz tatsächlich gesellschaftlichen Wert hat. Das ist die Handlung, die irrelevanter nicht sein könnte. Was zählt, sind die Tanzeinlagen – und die sind gut.

Website: https://www.studiocanal.de/kino/

Deutschland 2021
Regie: Katja von Garnier
Buch: Daphne Ferrar
Darsteller: Svenja Jung, Ben Wichert, Jasmin Tabatabai, Nicolette Krebitz, Aleksandar Jovanovic
Länge: 80 Minuten
Verleih: Studiocanal
Kinostart: 14.10.2021

 

Über den Film

Originaltitel

FLY

Deutscher Titel

FLY

Produktionsland

DEU

Filmdauer

110 min

Produktionsjahr

2021

Produzent

Richter, Martin / Becker, Christian

Regisseur

von Garnier, Katja

Verleih

Starttermin

13.10.2021

 

FILMKRITIK:


Die 20-jährige Bex (Svenja Jung) sitzt im Gefängnis. An Resozialisierungsprogrammen hat sie kein Interesse, bis ihre Anwältin es schafft, sie in der Gruppe von Tänzerin Ava (Jasmin Tabatabai) unterzubringen. Dies ist ein Resozialisierungsprogramm, das auf der Kippe steht, das Street-Dancern aber die Chance geben soll, ihre Leidenschaft in etwas Positives zu verwandeln. Bex findet sich als Einzelgängerin nur schwer in der Gruppe ein, aber nach und nach erkennt jeder der „Resis“ den Wert dieses Programms für sich selbst. Als es Gefahr läuft, eingestellt zu werden, setzen die jungen Leute alles daran, dies zu verhindern.

Man muss „Fly“ zugestehen, dass der Ansatz mit den zu resozialisierenden Jugendlichen im Tanzfilm ein zumindest halbwegs neuer ist. Zumeist wird die Geschichte eines Mädchens erzählt, das gegen alle Widrigkeiten ihrer Liebe zum Tanz folgt. Hier hat man das in gewisser Weise auch, das Ganze hebt sich dann aber schon von Filmen wie „Into the Beat“ ab. Nennenswert besser ist „Fly“ aber auch nicht. Weil der Film den Fallstricken, die mit dieser limitierten Form des Erzählens einhergehen, nicht gewachsen ist.

Natürlich gibt es die persönlichen Traumata, die Bex davon abhalten, ihr Potenzial zu entfalten, und Ava überhaupt erst antreiben, mit diesen jungen Leuten etwas auf die Beine stellen zu wollen. Diese Elemente sind aber pure Klischees. Sie sind nicht Charakterisierung, sie gaukeln nur die Illusion von Charakterisierung vor. Weil die Geschichte des Films im Grunde nur ein Vehikel ist. Das hat er dann auch mit Katja von Garniers Pferdefilmen gemeinsam. Wo dort die Filme lebendig wurden, wenn das Pferd in seiner Pracht gezeigt wurde, sind es hier die dynamischen Tanzszenen.

Für diese stand das hochkarätige Ensemble der Flying Steps zur Verfügung, ebenso wie Hip-Hop-Freestyle-Weltmeister Ben Wichert, der hier sein Schauspieldebüt gibt. Schauspielerisch ist das Ganze darum auch wankelmütig, aber die Tanzeinlagen mit ihren unterschiedlichen Stilen, die Elemente des Balletts mit moderner Tanz-Performance kombinieren, sind optisch schön, mitreißend und von knackiger Musik unterlegt.

Man kann wohl argumentieren, dass Filme wie „Fly“ ohnehin nur wegen den Tanzeinlagen gesehen werden. Achtet man also nur auf die und sieht den Rest als notwendigen Katalysator an, ist „Fly“ durchaus gelungen. Aber um ihn genießen zu können, muss man zumindest bereit sein, sich von den Moves mitreißen zu lassen.

Peter Osteried

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