Fremd fischen

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Rachel ist lieb und nett und mit der flippigen, wilden Darcy befreundet. Als deren Hochzeit mit dem gemeinsamen Freund Dex ansteht, merkt Rachel, dass eigentlich sie Dex liebt. Bis das richtige Paar sich findet, bedient die erzkonservative romantische Komödie „Fremd Fischen“ das, was Leserinnen der Romanvorlage erwarten. Ein weitestgehend überraschungsfreier Film mit Wertvorstellungen auf Frauenzeitschrift-Niveau.

Webseite: www.fremdfischen.de

USA 2011
Regie: Luke Greenfield
Drehbuch: Jennie Snyder Urman, nach dem Roman von Emily Giffin
Darsteller: Kate Hudson, Ginnifer Goodwin, Colin Egglesfield, John Krasinski, Steve Howey, Ashley Williams
Länge: 110 Min.
Verleih: Tobis
Kinostart: 16. Juni 2011

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Romantische Komödien sind prinzipiell konservativ. Man muss sich damit abfinden, dass es für die in ihnen gezeigten Frauen das höchste Ziel im Leben ist, einen Mann zu finden, zu heiraten, Kinder zu bekommen und den Rest des Lebens in verzückter Verliebtheit zu verbringen. Dass das mit der Realität nur wenig zu tun hat, dass es in Wirklichkeit keine Traumprinzen gibt und viele Ehen entweder in nebeneinanderherlebender Gleichgültigkeit oder gleich der Scheidung endet, spielt für dieses Genre und seine Zuschauerinnen keine Rolle. Romantische Komödien sind Märchen, die wie kaum ein anderes Genre im Hollywood-Fundus purer Eskapismus sind.

Dennoch bemühen sich zeitgenössische romantische Komödien die Diskrepanz zwischen der Realität und den in ihnen verbreiteten Wertvorstellungen zu überbrücken bzw. zumindest weniger frappierend erscheinen zu lassen. Die absurden Konstruktionen, die dabei oft rauskommen, wenn Unvereinbares vereint werden soll, zeigen sich auch in „Fremd Fischen.“ Die beiden Hauptfiguren Rachel (Ginnifer Goodwin) und Darcy (Kate Hudson) sind Typen vom Reißbrett: Rachel ist brünett, eher zurückhaltend, nachdenklich und Anwältin. Ihre beste Freundin Darcy dagegen ist blond, ausgeflippt, wild, feiert und trinkt gerne und geht keinem erkennbaren Beruf nach. Warum diese beiden komplett unterschiedlichen Charaktere überhaupt befreundet sind ist eine Frage, die sich der Film nicht stellt. Zwischen den beiden Frauen steht der schmucke Dex (Colin Egglesfield), lässig, gut aussehend, aus wohlhabendem Elternhaus und ebenfalls Anwalt. Warum er nicht mit Rachel zusammen ist sondern kurz vor der Hochzeit mit Darcy steht, weiß nur die Drehbuchautorin. Die Frage des Films ist also nicht, wer hier am Ende wen heiratet, sondern wie diese Konstruktion aufgelöst werden kann.

Zu diesem Zweck stehen den drei reisbrettartigen Hauptfiguren ebenso reißbrettartige Nebenfiguren zur Seite. Zum einen ist das Rachels bester Freund Ethan (John Krasinski), der ihr mit überlegtem Rat zur Seite steht und nicht (!) schwul ist – was die originellste Wendung des Films ist. Und dann ist da noch der muskulöse, ausgeflippte Marcus (Steve Howey), der auf ebenso unerklärliche Weise Dex’ bester Freund ist, was wie Rachel und Darcys Freundschaft kaum nachvollziehbar ist.

Aber solch extremen Gegensätze wären nicht das schlechteste Mittel, um aus einer konventionellen Geschichte ein gewisses Maß an Witz zu ziehen. In erfolgreicheren romantischen Kollegen sind es schließlich gerade die unkonventionellen Nebenfiguren, die mit ihren bissigen Sprüchen die konventionellen, konservativen Hauptfiguren erträglich erscheinen lassen. Doch davon ist „Fremd Fischen“ weit entfernt. Ganz konventionell erzählt er seine Geschichte, mit viel melancholischen Pop-Songs unterlegt, die das unausweichliche Ende immer weiter hinauszögern. Wer die Romanvorlage mochte, wird wohl auch die Verfilmung mögen, wer den Roman dagegen nicht kennt...

Michael Meyns

Rachel und Darcy sind Busenfreundinnen. Rachel ist Anwältin aber Single und deshalb leicht unglücklich. Darcy wird in 61 Tagen Dex heiraten, einen Studienfreund Rachels. Gefühle hatten Dex und Rachel schon immer füreinander, doch die egozentrische, frivole und exaltierte Darcy war eben schneller.

Zwei Monate also noch bis zur Hochzeit. Zeit genug um die Heirat vorzubereiten, in ein paar Bars zu feiern, in den Hamptons die Wochenenden zu verbringen – und noch in eine Menge Gefühls- und Beziehungsschwierigkeiten zu geraten.

Mit in den Hamptons sind nicht nur Dex, Darcy und Rachel, sondern auch der großmäulige Marcus, den Rachel gar nicht mag, ihr platonischer Freund und Ratgeber Ethan, ein angehender Schriftsteller, aber auch Claire, die Ethan gerne im Bett hätte, was dieser aber ablehnt.

Immer stärker melden sich bei Rachel und Dex die Gefühle früherer Zeiten – es kommt schließlich auch zur gemeinsamen Nacht.

Und Darcy? Ist sie treu? Dex krankt an Unschlüssigkeit. Ethan redet Rachel ins Gewissen.

Was jetzt kommt, strotzt nur so vom Schwanken zwischen Begehren, Loyalität, Verzicht und Ausrutschern. Es geht lange hoch her. Am Ende bekommt aber doch noch jeder Topf seinen Deckel.

Hollywood-Komödie von der besseren Sorte. Ein derart handlungsfreudiges, verquicktes, weitgehend amüsantes Drehbuch muss man erst einmal verfassen können. Die Regie ist entsprechend.

Natürlich steht und fällt so etwas wieder einmal mit den Akteuren. Kate Hudson als Darcy zeigt sich in einer Glanzrolle – übertreibt allerdings ab und zu. Ginnifer Goodwin ist eine reizend-traurig-glückliche Rachel. Die Männer John Krasinski als Ethan, Colin Egglesfield als Dex und Steve Howey als Marcus können sich sehen lassen.

Turbulente Hollywood-Beziehungskomödie von guter Qualität.

Thomas Engel