Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt

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Weihnachten mit der Familie, nichts mehr wünscht sich der Arzt Alain, der ohnehin das Gefühl hat, seine Familie viel zu selten zu sehen, insbesondere seine Frau, die gerade Kampagne für die Wiederwahl als Bürgermeisterin macht. Aber was wäre ein weihnachtlicher Abend, wenn es nicht auch reichlich Chaos gäbe? Davon lebt diese vergnügliche Komödie aus Frankreich, die die Generationen mit ihren Weltansichten aufeinanderprallen lässt.

Webseite: https://happy-entertainment.de/frohes-fest/

Un Noël en famille
Frankreich 2024
Regie: Jeanne Gottesdiener
Buch: Jeanne Gottesdiener, Julie Ponsonnet, Chrissy Lessey
Darsteller: Didier Bourdon, Noémie Lvovsky, Christophe Montenez

Länge: 95 Minuten
Verleih: Happy Entertainment
Kinostart: 14. November 2024

FILMKRITIK:

Alain schließt die Praxis, kauft alles für das große Weihnachtsessen ein, sorgt dafür, dass seine Tochter und auch Sohn auch wirklich kommen und kann auch damit leben, dass seine jüngste Tochter Zwergschweine retten will und eines im Garten untergebracht hat. Doch der weihnachtliche Abend verläuft nicht so, wie er ihn sich erhofft hat. Seine älteste Tochter und ihr Freund sind nicht auf dem Ökotrip, sondern kommentieren auch jede Entscheidung das Essen betreffend, seine jüngere Tochter spricht ohnehin nur noch von Tierleid und Nachhaltigkeit, und sein Sohn hatte eigentlich einen tollen Job in einem Raumfahrtunternehmen, hat aber gekündigt. Als wäre das noch nicht genug, sieht er seine Frau Carole kaum noch, denn die ist Bürgermeisterin und befindet sich mitten im Kampf um die Wiederwahl.

Der Film jongliert sehr elegant mit den vielen Figuren und ihren Befindlichkeiten. Im Fokus stehen Alain, dem die Nachbarin schöne Augen macht, und Carole, die vor lauter Arbeit kaum noch Zeit für die Familie hat. All das kommt hier auch auf den Tisch, wie es sich für ein Weihnachtsessen gehört. Denn dass am Heiligen Abend gestritten und gezankt wird, gehört schließlich zum guten Ton jeder Familie. Und doch spürt man in jeder Einstellung, dass es hier um Menschen geht, die einander sehr viel bedeuten. Aber es ist auch zu spüren, dass der Alltagstrott zu viel werden kann.

Als Carole ihren Mann fragt, was die Nachbarin hat, was sie nicht hat, antwortet er: „Nichts. Sie sieht mich nur.“ Er möchte gesehen und erkannt werden, am liebsten von seiner Frau, und so geht es in diesem Film auch darum, wie sich zwei Menschen auf emotionaler Ebene wiederfinden. Das sind die ruhigen, die nachdenklichen, die besinnlichen Momente des Films. Es gibt aber auch die richtig witzigen.

Wenn Balthasar, der neue Freund der ältesten Tochter, bei allem vom Essen bis zum Geschenkpapier informiert, was dies oder jenes für die Umwelt nachteilig verändert hat, dann ist das nervig, aber irgendwann auch wieder nicht. Denn Balthasar ist ein sehr eigensinniger Typ, der gerne die Leute umarmt, er ist aber auch einer von den Guten, was in einem schönen Moment in der Küche zwischen seinem Schwiegervater in spe und ihm gipfelt. Die Szenen am Esstisch gehören zu den Besten des Films, wenn zwei Generationen aufeinandertreffen. Die eine, die das alles nicht so eng sieht, und die andere, die jüngere, die die Welt für die Generationen von morgen retten will. Culture clash auf die etwas andere Art, aber immer höchst amüsant, weil das gemeinsame Essen stets aufs Neue eskaliert – bis hin zu einem Weihnachtsessen, wie nicht nur Alain es sich nicht vorgestellt hat.

„Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt“ sticht aus der Fülle an vorweihnachtlichen Kinostarts heraus, weil er so immens gefühlvoll ist, weil er authentisch anmutet, weil er den Humor im Chaos eines Heiligen Abends findet.

 

Peter Osteried