Für immer

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Die Grimme-Preisträgerin Pia Lenz hat sich für ihren Dokumentarfilm „Für immer“ ein Paar ausgesucht, das unaufgeregt einen Blick auf das eigene Leben erlaubt – im jetzt, aber auch früher. Immer dann, wenn die Worte versagen, wenn weder Dieter noch Eva Simon etwas zu sagen haben, spricht Hina Hoss. Sie liest aus Evas Tagebüchern, die vielleicht ein wenig Aufschluss darüber geben, wie ein Leben zu zweit über so viele Dekaden funktioniert hat.

Webseite: https://www.weltkino.de/filme/fuer-immer-2

Deutschland 2023
Regie: Pia Lenz
Buch: Pia Lenz
Darsteller: Eva & Dieter Simon, Nina Hoss

Länge: 86 Minuten
Verleih: Weltkino Filmverleih
Kinostart: 9. November 2023

FILMKRITIK:

Vor mehr als 60 Jahren haben Eva und Dieter zum ersten Mal miteinander getanzt. Sie heirateten, bauten ein Haus, hatten Kinder, stritten, zweifelten, meisterten Krisen und wurden zusammen alt. Sie blicken zurück auf die Momente ihres Lebens, aber auch nach vorn – und auf das Unvermeidliche. Einer von ihnen wird zuerst gehen, jeder hofft, derjenige zu sein, weil es für den, der zurückbleibt, sehr viel schwieriger sein wird.

„Für immer“ ist ein zauberhafter Film, weil er sehr unaufgeregt einen Blick auf zwei Leben wirft, die seit mehr als 60 Jahren zusammen verbracht wurden. Dieter und Eva Simon sprechen immer mal wieder direkt in die Kamera, zumeist beobachtet Pia Lenz sie aber nur in ihrem Alltag. Bei dem, was sie zuhause tun, aber auch wenn sie ausgehen – etwa ins Theater. Zugleich wird der Blick zurückgeworfen, auf alte Fotos, Briefe, Tagebucheinträge. Gerade diese untermalen den Film, denn Eva Simon hat über Jahrzehnte hinweg Tagebuch geführt. Auszüge davon werden von Nina Hoss vorgelesen, womit sich ein intimer Einblick in das Leben und die Gefühlswelt von Eva Simon ergibt.

Dabei wird nicht ausgespart, dass das gemeinsame Eheleben nicht immer ein gutes oder ein leichtes war. Mehrere Krisen mussten die Simons überstehen, auch solche, die von innen, nicht von außen kamen, etwa dann, wenn er seine Frau betrogen hat. Da bleiben Eva Simon heute schon mal die Worte weg, aber das Tagebuch übernimmt.

Im Kern geht es aber um eine Liebe, die sechs Dekaden umspannt. Eine lange Zeit, was hier aber gar nicht zelebriert, sondern mit ausgesprochener Zurückhaltung illustriert wird. Das Ehepaar rückt sich auch gar nicht in den Mittelpunkt. Ebenso wenig hat es ein Patentrezept, wie eine solche Ehe funktioniert, aber zwischen den Zeilen, zwischen den Worten gibt es mehr zu entdecken, wenn auch keine Antwort darauf, wie eine Liebe so lange überdauert. „Für immer“ erzählt nicht nur vom gemeinsamen Leben zweier Menschen, sondern auch von der Sehnsucht, sein Leben mit jemandem zu teilen.

 

Peter Osteried