Gambit – Der Masterplan

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Colin Firth, Cameron Diaz, Tom Courtenay und Alan Rickman in einer verrückten Komödie nach einem Drehbuch der Coen-Brüder. Colin Firth schlüpft in eine Rolle, die einst Michael Caine mit seinem unverwechselbaren Charme ausfüllte. Doch was 1966 eine erfolgreiche Krimi-Komödie war, bewegt sich 2013 unter der Regie von Michael Hoffman auf dem schmalen Grad zwischen Komödie und Klamotte.

Webseite: www.gambit-derfilm.de

USA 2012
Regie: Michael Hoffman
Buch: Joel & Ethan Coen
Darsteller: Colin Firth, Cameron Diaz, Alan Rickman, Stanley Tucci, Tom Courtenay, Cloris Leachman
Länge: 99 Minuten
Verleih: Concorde Filmverleih
Kinostart: 20. Juni 2013

PRESSESTIMMEN:

"...ein saucooler Spaß aus der Feder der Coen-Brüder. 'Gambit' ist eine Art 'Ocean's Eleven' auf Kunstraub, irgendwo zwischen krawallig und unterkühlt, und macht jede Menge Laune."
BRIGITTE

FILMKRITIK:

Sobald die ersten Takte der an Henry Mancini erinnernden Titelmusik erklingen, mit denen ein Zeichentrick-Vorspann unterlegt ist, wird klar, an welchem Klassiker sich „Gambit – Der Masterplan“ orientiert: Blake Edwards „Der Rosarote Panther“ steht bei Michael Hoffmans („Ein russischer Sommer“, „Tage wie dieser“) Film Pate. Wobei „Gambit“ nicht zuletzt das lose Remake des gleichnamigen, 1966 gedrehten Films ist, in dem Michael Caine einen Gauner spielt, der mit einem verzwickten Plan zu Geld kommen will. Nun ist es Colin Firth, der ein Spiel spielen will, das bis ins Detail geplant ist und bei dem doch so viel schief gehen kann.

Als Kunstexperte Harry Deane spielt Firth eine typische Verliererfigur, die von ihrem Boss Lord Lionel Shahbandar (Alan Rickman) herumkommandiert wird und nun die Chance zur Rache sieht. Im fernen Texas soll ein lange verschollenes Gemälde des impressionistischen Meisters Claude Monet aufgetaucht sein, dass Shahbandars Sammlung vervollständigen könnte – wenn es denn echt wäre. Doch nicht Monet hat die Heuhaufen im Abendlicht gemalt, sondert Major Wingate (Tom Courtenay), ein recht fähiger Kunstfälscher. Bleibt nur die Frage, wie Deane seinen Boss zum Kauf des Gemäldes überreden kann. Mit Hilfe der flippigen, sehr blonden und sehr texanischen PJ Puznowski (Cameron Diaz), in deren Wohnwagen das Bild seit Jahren angeblich unentdeckt gehangen hat, soll Shahbandars Gier geweckt werden. Doch so leicht Deanes Spiel in der Phantasie auch wirkte, die Realität sieht ganz anders aus. Zumal sich nicht nur Puznowski als weit weniger naiv erweist als sie wirkt, auch der deutsche Kunstexperte Martin Zaidenweber (Stanley Tucci) droht Deanes Komplott zu entlarven.

Die legendären Coen-Brüder zeichnen für das Drehbuch von „Gambit“ verantwortlich, was man zunächst mit Freude, bald mit Verwunderung zur Kenntnis nimmt. Wirkt die Geschichte eines Durchschnittstypen, der sich auf einen absurden kriminellen Coup einlässt, der ihm bald über den Kopf wächst, anfangs noch wie ein typisches Coen-Sujet, wechselt „Gambit“ sehr bald die Tonart und wird zunehmend zum Klamauk. Neben zahllosen Furz- und Fäkelwitzen fallen da besonders zahllose stereotypische Charakterisierungen auf, die oft grenzwertig rassistisch anmuten: Mag sein, dass überzeichnete, Schnapsselige Japaner oder überkorrekte, die Hacken zusammenschlagende Deutsche in den 60er Jahren noch amüsant wirkten, im Jahre 2013 muten solch einfältige Figuren mehr als befremdlich an.

Ähnlich wie unlängst im britischen Krimi-Remake „The Sweeney“, in dem die Ideologie der 70er Jahre ungebrochen in die Gegenwart übernommen wurde, setzt sich auch „Gambit – Der Masterplan“ zwischen alle Stühle. Stilistisch rasant wie ein zeitgenössischer Film, bemühen sich Hoffman und seine Darsteller um Humor der Marke Schenkelklopfer. Was bisweilen durchaus zu amüsanten, zwar anachronistischen, aber gerade dadurch sympathischen Szenen wird, aber auch zu Szenen voller Klamauk und Albernheiten. Mit der brillanten Komik eines Peter Sellers noch mit Michael Caines süffisantem Cockney-Humor kann es Michael Hoffmans Film aufnehmen. Vor allem Alan Rickman hatte als herrlich selbstgefälliger Milliardär sichtliches Vergnügen an seiner Antagonisten-Rolle und verleiht einer durchwachsenen Farce zumindest in manchen Momenten Qualität.

Michael Meyns