Gemeinsam wohnt man besser

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Mit der Wohnungsnot in Paris hatte sich kürzlich schon eine andere französische Komödie befasst. Auch in „Frühstück bei Monsieur Henri“ war’s ein verwitweter Rentner, der sich Untermieter in seine geräumige Bude holte. Aus den Eigenheiten der Mitbewohner schlägt nun auch „Gemeinsam wohnt man besser“ Profit – insbesondere mit seiner feinfühligen Beobachtung zwischenmenschlicher Situationen und spritziger Dialoge weiß François Desagnats heiter-turbulente Geschichte zu gefallen.

Webseite: www.gemeinsamwohntmanbesser.de

OT: Adopte un veuf
Frankreich 2015
Regie: François Desagnat
Darsteller: André Dussollier, Bérengère Krief, Arnaud Ducret, Julia Piaton, Nicolas Marie
97 Minuten
Verleih: Alamode Film
Start am 22.12.2016

FILMKRITIK:

Eigentlich hatte der frisch verwitwete Hubert gar nicht vor, seine Pariser Stadtwohnung mit anderen zu teilen. Auf der Suche nach einer Haushaltshilfe hat er von der Pinnwand beim Bäcker jedoch den falschen Zettel abgenommen. Mit dem daraus resultierenden Missverständnis stürzt sich die Komödie sodann auch gleich schon mitten hinein in eine Folge von Begegnungen, die mit „Gegensätze ziehen sich an“ ganz gut beschrieben werden kann. Und weil das anfängliche Experiment mit der quirligen Manuela gut funktioniert, bekommen bald auch noch zwei weitere Wohnungssuchende den Zuschlag auf ein Zimmer in der Stadt-WG.
 
Zwar lebt sich’s gemeinsam ganz gewiss besser, das Chaos aber steigt pro Mitbewohner stetig an. Und klar: das Bad ist jetzt natürlich immer dann besetzt, wenn man selber mal muss. Sein vornehmliches Kapital schlägt der vergnügliche und nur gelegentlich aufgekratzte Film aus der genauen Beobachtung von situationsbedingtem menschlichen Verhalten, dem meist die Überwindung von Einsamkeit zugrunde liegt. Die Krankenschwester Marion etwa wird als verklemmt dargestellt, der von seiner Familie frisch getrennte Anwalt als schusselig, tapsig und nervig. Hubert wiederum genießt in einer Art von Running Gag die Irritation bei seinem besten Compagnon, wenn der vor der Türe steht und ihm stets von jemand anderem geöffnet wird, was der Kumpel in erster Linie als Resultat eines ausschweifenden sexuellen Lebensstils, wie er ihn bei Hubert bislang nicht kannte, assoziiert. Auch da lässt sich sagen: erneut ein Missverständnis, das größte Heiterkeit nach sich zieht.
 
Anders als zuletzt das anrührende Generationenstück „Frühstück bei Monsieur Henri“ ist André Dussollier als Wohnungsgeber kein mürrisches altes Biest, sondern ein zu Depressionen neigender älterer Herr, der durch die Mitbewohner wieder Lebensfreude gewinnt und durchaus so etwas wie eine väterliche Rolle (die er tatsächlich nie innehatte) übernehmen darf. Nur für einen kurzen Moment erlaubt sich die leichtfüßig-schwungvolle Komödie einen Moment der Trauer, die aber schnell auch wieder Fröhlichkeit weicht. Dass über die Handlung des Films fast ein Jahr vergeht nimmt man hingegen kaum wahr. Ist ja auch nicht wichtig: Hauptsache, man versteht sich und hat Spaß.
 
„Gemeinsam wohnt man besser“ ist boulevardesker und erzählt vom Zusammenleben unterschiedlicher Generationen, vielmehr aber noch von gegenseitigem Respekt und der Chance, sich selbst im positiven zu verändern, wenn man es denn zulässt. Man spürt den Respekt der erwachsenen Personen und ihrer Schwächen untereinander, spürt die Lust der Schauspieler, diese humoristisch auszuloten, ohne ins allzu Seichte abzurutschen oder gar auf Schenkelklopferniveau abzusinken. Neben Alt-Star Dussollier ist es vor allem die charmante ebenso wie quirlige Komikerin Bérengère Krief, die das heitere Treiben durch ihre überschwängliche und herzliche Art immer wieder anheizt und mitreißt.
 
Thomas Volkmann