Global family

Vom somalischen Bürgerkrieg aus der Heimat vertrieben, lebt die Familie Shaash in aller Herren Länder verstreut. Weil das Asyl der Großmutter in Äthiopien ausläuft, müssen die Familienmitglieder über Kontinente hinweg an einem Strang ziehen. Für ihren transnationalen Dokumentarfilm haben Melanie Andernach und Andreas Köhler die Familie über einen mehrjährigen Zeitraum begleitet. Beim Max Ophüls Preis wurde die Doku als Bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.

Webseite: www.im-film.de

Deutschland, Kanada, Äthiopien, Italien 2017
Regie: Melanie Andernach, Andreas Köhler
Drehbuch: Melanie Andernach, Andreas Köhler, Yael Reuveny
Laufzeit: 86 Min.
Verleih: imFilm
Kinostart: 28. Juni 2018

 

Über den Film

Originaltitel

Global family

Deutscher Titel

Global family

Produktionsland

DEU/NED

Filmdauer

91 min

Produktionsjahr

2018

Produzent

?

Regisseur

Andernach, Melanie / Köhler, Andreas

Verleih

Starttermin

09.06.2018

 

FILMKRITIK:



Der 1989 in Somalia ausgebrochene Bürgerkrieg dauert bis heute an und vertrieb ein Drittel der Bevölkerung aus dem afrikanischen Staat. Kurz vor Kriegsbeginn verließ auch die Familie Shaash das Krisenland und lebt nun, nachdem sie in der Heimat zusammen in einem Haus wohnte, getrennt voneinander in Deutschland, Italien, Kanada und Äthiopien. Als die 88-jährige Imra, die Familienälteste, ihr Exil in Äthiopien verlassen muss, suchen die Angehörigen nach einer Lösung. Wo soll Irma, die Afrika nie verlassen hat, Zuflucht finden?
 
Die Filmemacher Melanie Andernach und Andreas Köhler begleiteten die Familienmitglieder über einen Zeitraum von mehreren Jahren, und erstellten unmittelbare Aufnahmen von Krisengesprächen, Arztbesuchen, dem Alltag und Behördengängen zwischen Hoffnung und Enttäuschung.
 
Ein wesentlicher Protagonist ist Captain Shaash, der ehemalige Kapitän der somalischen Fußballnationalmannschaft, der nach seiner Sportkarriere politisch aktiv war und 1990 Asyl in Deutschland erhielt. Dort völlig unbekannt und nie richtig angekommen zu sein, nährt sein Heimweh nach dem verlorenen Paradies. Seine Tochter Yasmin kam schon als Dreijährige nach Deutschland und hat sich besser integriert. Sie geht einer Arbeit nach und hat hier ihre Kinder geboren, verspürt aber dennoch eine diffuse Sehnsucht nach Afrika.
 
Der Großteil des Dokumentarfilms, der vier Generationen einer geflüchteten Familie in Zeiten der Globalisierung porträtiert, wurde bei Captain Shaash und seiner Tochter aufgenommen. Die zerrissene kulturelle Identität der Familie, ihr innerer Zusammenhalt und das Persönliche stehen im Mittelpunkt. So wirkt der von Klaviermusik untermalte „Global Family“ wie eine geerdete Variante zur breit angelegten Doku „Human Flow“ von Ai Weiwei. Wo Weiwei das Schicksal Geflüchteter von oben festhielt, blicken Andernach und Köhler ihren Protagonisten schmucklos über die Schulter.
 
Christian Horn

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