Godzilla Minus One

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Der 70. Geburtstag von Godzilla steht bevor und Toho hat mehrere Jahre nach „Shin Godzilla“ einen neuen Film mit dem Urgiganten produziert. „Godzilla Minus One“ ist nicht weniger als ein Triumph und lässt die amerikanischen MonsterVerse-Filme ziemlich alt aussehen. Denn der Film wartet auch mit überzeugendem menschlichem Drama auf, dem eindrucksvolle Effekte gegenüberstehen – und das alles in einem Japan, das kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch immer am Boden liegt.

Webseite: https://peppermint-anime.de/

Gojira -1.0
Japan 2023
Regie: Takashi Yamazaki
Buch: Takashi Yamazaki
Darsteller: Ryunosuke Kamiki, Minami Hamabe, Yuki Yamada

Länge: 125 Minuten
Verleih: Peppermint Anime
Kinostart: 1. Dezember 2023

FILMKRITIK:

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs landet der Kamikazeflieger Koichi mit angeblich defekter Maschine auf dem Stützpunkt auf der Odo-Insel. In der Nacht taucht Godzilla auf, vor dem die Einheimischen gewarnt haben. Er tötet fast alle Menschen des Stützpunkts. Nach dem Krieg kommt Koichi nach Hause, lernt eine Frau mit Baby kennen und sucht nach Arbeit. Die findet er auch: Auf einem Schiff, das Minen im Meer zur Detonation bringen soll. Doch dann erhebt sich aus dem Meer Godzilla – größer und tobsüchtiger, denn je. Das Monster nimmt Kurs auf Tokio.

Der Film spielt mehrere Jahre vor dem ersten „Godzilla“ aus dem Jahr 1954. Er ist aber weniger ein Prequel, als vielmehr der Beginn einer alternativen Erzähllinie. Vor allem jedoch ist „Godzilla Minus One“ ein Triumph, der zeigt, wie man Filme mit Riesenmonstern umsetzen muss. Während bei den amerikanischen Filmen des MonsterVerse rund um Godzilla und Co. die menschlichen Figuren farblos, uninteressant und stereotyp sind, funktioniert die neue Toho-Produktion auch und gerade deswegen so gut, weil man als Zuschauer in die Figuren investieren kann. Dies sind Menschen mit wirklichen Problemen, Ängsten, Hoffnungen, Traumata, denen sie nicht entgehen können.

In seinen besten Momenten ist „Godzilla Minus One“ auch ein Film über das Grauen des Kriegs und wie es selbst im Frieden nachwirkt. Zugleich erlaubt sich Autor und Regisseur Takashi Yamazaki Kritik an der Regierung, die den Krieg forcierte, der das eigene Volk mehrheitlich egal war und die junge Soldaten in den Kamikazetod trieb. Das ist erstaunlich kritisch, verleiht dem Film damit aber eine Tiefe, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Er arbeitet natürlich auch mit dem nationalen Trauma des Atombombenabwurfs. Als Godzilla eine Stadt verheert und mit seinem Hitzestrahl eine Explosion wie bei einer Atombombe heraufbeschwört, wird der Film ganz still – bis Godzillas Schrei wieder ertönt und der schwarze Regen auf Koichi herunterprasselt. Das sind starke Bilder, die in Japan sicherlich noch mehr Wirkung erzeugen, als hier.

Die Effekte sind großartig. Sie können es mit jeder US-Produktion aufnehmen. Der Look von Godzilla orientiert sich wieder an dem des allerersten Films. Zugleich bringt Yamazaki aber auch ein paar Neuerungen ein, die erfrischend sind. Die Musik ist drängend und bombastisch, bei den Angriffen Godzillas wird sogar der Score des Originalfilms von 1954 zitiert. „Godzilla Minus One“ ist ein großer, epischer Film mit mehr als genug Monsteraction, aber er garniert diese auch mit den Elementen echten Dramas, denen selbst das typisch-japanische Übertreiben so mancher Mimen nichts anhaben kann. Nach „Shin Godzilla“ zeigt Toho erneut, wie man einen Monster-Blockbuster machen muss, nur dass „Godzilla Minus One“ sogar noch besser ist als der Film von 2016.

 

Peter Osteried