Gran Turismo

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Wie lässt sich der Name eines großen Game-Erfolgs nutzen, der ohne eine richtige Geschichte daherkommt? Natürlich hätte man aus dem Game „Gran Turismo“ auch einfach einen Film wie „Need for Speed“ machen können, der erzählerische Ansatz ist hier aber ein anderer. Es ist eine wahre Geschichte, die erzählt wird. Die eines Gran-Turismo-Spielers, der zum echten Rennfahrer wurde. Das ist mitreißend gestaltet, auch wenn das Ganze die typischen Sportler-Film-Klischees bedient.

Webseite: https://www.sonypictures.de/filme/gran-turismo

USA 2023
Regie: Neill Blomkamp
Buch: Zach Baylin, Jason Hall
Darsteller: David Harbour, Orlando Bloom, Archie Madekwe

Länge: 135 Minuten
Verleih: Sony Pictures
Kinostart: 10. August 2023

FILMKRITIK:

Jann ist ein leidenschaftlicher Gran-Turismo-Spieler. Er möchte Rennfahrer werden, sein Vater sieht darin aber keine Zukunft. Es ist ein zu großer Traum, aber einer, der dann doch in greifbare Nähe kommt. Denn Nissan sponsert ein Gran-Turismo-Team. Die besten Spieler des Games werden eingeladen in die GT Academy, wo sie zu echten Rennfahrern ausgebildet werden. Einer von ihnen soll dann für Team Nismo Rennen fahren.

Es klingt im Grunde unglaubwürdig, aber es ist eine wahre Geschichte – zumindest im Kern. Die Idee, dass jemand von einem Renn-Simulator zum echten Rennwagen kommen könnte, ist schon erstaunlich, aber genauso war es. Weil „Gran Turismo“ als Renn-Simulator gilt, der die bekannten Rennstrecken, aber auch die Autos und ihr Bewegungsmoment so realistisch nachahmt, dass man ihn als gute Übung ansehen kann. Im Verlauf des Trainings trennt sich dann die weitere Spreu vom Weizen, da das Fahren eines echten Rennwagens natürlich mit mentalen und körperlichen Herausforderungen einhergeht, die man vor dem heimischen PC nicht erlernen kann.

Ein Game so zu verfilmen, ist wirklich clever. Die wahre Geschichte wird dabei natürlich fiktionalisiert. Das Drama muss schließlich stimmen. Das sind die Momente, in denen die Macher nicht ganz auf die Strahlkraft des Wahren glauben, sondern auf erprobte Fiktion zurückgreifen. Soll heißen: „Gran Turismo“ läuft nach den üblichen Erzählmustern dieser Art von Film. Die typischen Klischees werden bedient, wenn ein sportlicher Underdog über sich selbst hinauswächst und nicht nur sein Team, sondern auch das Publikum für sich gewinnt – durch seine Passion, vor allem aber auch durch sein Können.

Man fühlt sich mehr als einmal an „Le Mans 66“ erinnert, zumal das Finale auch während des 24-Stunden-Rennens stattfindet. Aber das auch nur, weil die Erzählmuster des Sportlerfilms im Grunde seit Jahrzehnten unverändert sind. Es gibt die Momente der Freude, des Zweifelns, des (scheinbaren) Scheiterns und des sich Wiederaufrichten. Das ist von Neil Blomkamp dynamisch in Szene gesetzt. Er hat von Joseph Kosinski übernommen, der 2015 die Geschichte umsetzen sollte. Der lange Weg ins Kino hat, das darf man ruhig sagen, sich gelohnt, denn auch wenn „Gran Turismo“ das Rad nicht neu erfindet, so lässt er es sich doch rasant drehen.

Die Rennfahrersequenzen sind schön gemacht und haben eine gewisse Authentizität, da der echte Jaden Mardenborough als Stuntfahrer für den filmischen Jaden übernommen hat. Alles in allem ein weit unterhaltsamerer Film, als man anfänglich vielleicht denken würde.

 

Peter Osteried