Groupies bleiben nicht zum Frühstück

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Einen schönen, wenngleich etwas irreführenden Titel hat diese leichte, bisweilen etwas seichte Teenie-Romanze von Marc Rothemund. Denn um wilde Groupies geht es nicht, stattdessen um das ewige Thema: Liebe mit Hindernissen. Kostja Ullmann und Anna Fischer geben ein reizendes Paar ab, das sich erst nach vielen Missverständnissen findet und dabei auch die albernsten Berlin-Film-Klischees vergessen machen. Eigentlich eine Teenie-Romanze von der Stange, letztlich aber doch unverhofft charmant.

Webseite: www.groupies-derfilm.de

Deutschland 2010
Regie: Marc Rothemund
Darsteller: Kostja Ullmann, Anna Fischer, Inka Friedrich, Amber Bongard, Nina Gummich, Roman Knizka, Ben Braun
Verleih: Walt Disney
Kinostart: 16. September 2010
106 Minuten
 

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Man kennt das ja: Ein paar Monate außer Landes gewesen und schon hat man keinen blassen Schimmer mehr, was gerade In ist. So geht es der Schülerin Lila (Anna Fischer), als sie von einem Jahr in Amerika zurück an ihre Schule in Berlin-Schöneberg kommt. Während ihrer Abwesenheit hat es die Dorfband Berlin Mitte an die Spitze der Charts, aufs Cover der Bravo und vor allem in die Herzen tausender kreischender junger Mädchen gebracht. Inklusive Lilas Klassenkameraden und ihrer kleinen Schwester Luzy. Die hat ihr Zimmer mit Postern des Sängers Chriz (Kostja Ullmann) tapeziert, der normalerweise keinen Schritt aus dem Luxushotel am Potsdamer Platz machen kann, ohne von Mädchenhorden überrannt zu werden. Dort residiert die Band gerade, denn das große Abschlusskonzert ihrer Tour steht bevor und dann soll es ab nach Amerika gehen. Vorher steht allerdings noch der Dreh eines Werbespots an, der im Botanischen Garten stattfindet. Und wie es der Zufall so will, läuft Chriz dort Lila über den Weg. Die hat keine Ahnung, wer da plötzlich vor ihr steht, doch ein Lächeln später ist es um Lila geschehen. Lange lässt sich zwar nicht verheimlichen, dass es Lila mit einem Star zu tun hat, doch bis ihre Schwester sie über das Unglaubliche aufgeklärt hat, ist Lila längst bis über beide Ohren verliebt und das Hin und Her kann beginnen.

Originell ist es wahrlich nicht, was die Drehbuchautorinnen Kristina Magdalena Henn und Lea Schmidbauer da geschrieben haben. Eine ganze Weile wirkt es so, als hätten sie wirklich kein Berlin-Klischee ausgelassen: Vom „typischen“ Namen Lila, bis zur betont burschikosen, berlinernden besten Freundin Nike (Nina Gummich), von der sozial engagierten, natürlich allein erziehenden Mutter (Inka Friedrich), die auch noch einen jüngeren, taxifahrenden Lover hat, bis zum Bandnamen Berlin Mitte. Man merkt, die erfolgreiche Fernsehserie "Berlin Berlin" stand mehr als einmal Pate, doch wirklich hübsch wird „Groupies bleiben nicht zum Frühstück“ erst, als er sich auf seine eigenen Stärken konzentriert. Und die heißen in erster Linie Kostja Ullmann und Anna Fischer. Vor allem Ullmann ist mit einer natürlichen Lässigkeit ausgestattet, die selbst seine Szenen als Rockstar, der vor tausenden Fans in einer großen Arena auftritt, komplett glaubwürdig erscheinen lassen. Ganz natürlich lässt er das Getriebene seiner Figur wirken. Denn der Konflikt der zweiten Filmhälfte resultiert daraus, dass sich Chriz lange nicht zwischen der sich anbahnenden Liebe zu Lila und den Wünschen seiner Bandkollegen und des Managers, die eine Freundin als Hindernis bei der Karriere betrachten, entscheiden kann. Etliche Konflikte sind bis zum Happy End zu überwinden, dass dann zwar etwas arg naiv daherkommt, aber so muss das in einer Teenie-Romanze fraglos sein. Dass die Chance verschenkt wurde, nebenbei etwas über die Machenschaften der Musikindustrie zu erzählen ist schade. Mehr als Andeutungen über den Druck, den Chriz und seine Band erleiden, die Opfer, die sie für ihren Erfolg und ein durchgeplantes Leben bringen müssen, macht der Film nicht. Das ist insofern schade, als Marc Rothemunds Film mit ein bisschen mehr Substanz, mit etwas weniger konventionellen Klischees, ein wirklich guter Film hätte werden können und nicht „nur“ die charmante Teenie-Romanze, die er letztlich ist.

Michael Meyns

Lila, von einem einjährigen Austauschaufenthalt aus den USA zurückgekehrt, von der kleinen Schwester Lucy, von der Mutter Angelika und ihrem neuen Freund, dem Taxifahrer Tom, herzlich empfangen, trifft in Berlins Botanischem Garten, wo sie für den Freund Gustav eine Fleisch fressende Pflanze organisieren (d.h. mitgehen lassen) will, den einen Werbespot drehenden Musikstar Chriz, Leadsänger der Band „Berlin Mitte“, von dem sie jedoch nicht weiß, wer er ist.

Zur Begegnung kommt es aber dann wegen eines vergessenen Handys doch wieder – und natürlich zu mehr.

Dagegen jedoch hat Chrizens Manager Paul etwas, denn ein Megastar muss, vor allem kurz vor einer USA-Tournee, Single sein, damit die kreischenden Teenies nicht enttäuscht sind. Durch ein Missgeschick Lucys wird alles verraten, der Tratsch ist jetzt allgemein.

Also muss die Liebesgeschichte tiefer gehängt, ja dementiert werden, und darüber ist Lilas Enttäuschung groß. Immerhin erlebten die beiden eine schöne Zeit.

Jetzt aber Traurigkeit, Tränen, Ausweglosigkeit.

Lila kommt jedoch während eines Gesprächs mit ihrer Familie zu dem Bewusstsein, dass die Liebe zu Chriz wichtiger ist als das Theater, das die Managertruppe drum herum veranstaltet hat. Demnach schnellstens zum Flughafen, um vor dem Abflug des geliebten Freundes noch alles ins Lot zu bringen.

Marc Rothemund ist immer der Garant für einen passablen Film. Und auch diese vor allem für ein junges Publikum geeignete Liebesgeschichte zwischen einem einfachen Schulmädchen aus Berlin-Schöneberg und einem in der üblichen Weise krankhaft
umschwärmten Superstar ist achtbar ausgefallen. Natürlich thematisch harmlos und absolut vorhersehbar, aber durchaus ein wenig zu Herzen gehend und durchgehend unterhaltsam.

Mit dem Liebespaar hatte man Glück. Anna Fischer (Lila) ist liebenswert, schön in einer einfachen Weise und überzeugend spielend. Kostija Ullmann (Chriz), äußerlich sehr ansehnlich, agiert ziemlich souverän. Gut, dass auch Inka Friedrich als Angelika dabei ist.

Anspruchslose, vorhersehbare, doch liebenswürdige, unterhaltsame und gut inszenierte Romanze. Besonders für ein junges Publikum geeignet. Aber vielleicht wollen sogar die Alten noch Romantik erleben.

Thomas Engel