Der Film beruft sich auf den Roman „Hagen von Tronje“ von Wolfgang Hohlbein. Allzu große Unterschiede zur üblichen Nibelungen-Saga sind aber nicht auszumachen. Allenfalls in der Darstellung Siegfrieds als ewiger Troublemaker und natürlich am Ende, das anders gestaltet ist, als man das kennt. Der Film selbst sieht großartig aus, die Schauspieler sind hervorragend, aber die Geschichte selbst lahmt leider.
Website: https://constantin.film/kino/hagen/
Hagen – Im Tal der Nibelungen
Deutschland 2024
Regie: Cyrill Boss, Philipp Stennert
Buch: Cyrill Boss, Philipp Stennert, Doron Wisotzky
Darsteller: Gijs Naber, Rosalinde Mynster, Jannis Niewöhner
Länge: 135 Minuten
Verleih: Constantin
Kinostart: 17. Oktober 2024
FILMKRITIK:
Nach dem Tod des Königs setzt der Waffenmeister Hagen von Tronje alles daran, die Familie und das Königshaus zu schützen. Gunter besteigt den Thron, der Drachentöter Siegfried von Xanten erscheint und fordert ihn heraus, begnügt sich dann aber mit der Gastfreundschaft des Königs. Siegfried ist ein Unruheherd. Jemand, der die alte Ordnung bedroht, was Hagen ein Dorn im Auge ist. Aber der Xantener wird gebraucht, die Dänen und Sachsen, aber auch die Hunnen stehen vor der Tür. Da braucht es einen Kämpfer wie Siegfried, der wiederum Gunters Schwester Kriemhild ehelichen will. Auch das ist Hagen nicht genehm, ist er doch in die Königsschwester verliebt.
Die Constantin-Produktion ist Film und Serie zugleich. Ins Kino kommt jetzt die 135 Minuten lange Filmfassung, nächstes Jahr wird die Geschichte aber als Event-Serie beim Mitproduzenten RTL+ zu sehen sein. Tatsächlich kann man sich auch nicht des Eindrucks erwehren, dass man hier eine Rumpffassung sieht. Das Merkwürdige daran ist im Grunde nur, dass die Ereignisse einerseits gehetzt erscheinen, andererseits eine recht langatmige Erzählweise geboten ist. Was fehlt, ist das spürbare Drama. Natürlich gibt es die Konflikte, aber sie bleiben weitestgehend emotionslos. Eine Geschichte wie die der Nibelungen langatmig zu erzählen, ist schon eine Leistung.
Im Grunde müsste ein Film wie „Hagen – Im Tal der Nibelungen“ auf ähnliche Weise funktionieren wie eine Serie wie „House of the Dragon“, aber dem ist nicht so. Die Handlung ist behäbig, die Intrigen kommen kaum zum Tragen und die interpersonellen Konflikte beschränken sich im Grunde darauf, dass Hagen immer grimmig dreinblickt, wenn Kriemhild verheiratet werden soll.
Der in Tschechien und auf Island gedrehte Film sieht aber hervorragend aus. Die Bilder, die hier auf die Leinwand gezaubert werden, sind eindrucksvoll. Auch die Schauspieler leisten gute Arbeit, allen voran der Niederländer Gijs Naber, aber auch Jannis Niewöhner, der einen Helden mit Ecken und Kanten spielt.
Das Ende ist gehetzt und lässt zu viel von der Nibelungen-Saga außenvor, nicht zuletzt die Antwort darauf, woher der Mörder weiß, wo Siegfrieds verwundbare Stelle ist. Im Nibelungen-Epos ist es Kriemhild, die die Stelle verrät und markiert und dann von Hagen verraten wird, im Film ist es anders, aber schwächer. Überhaupt endet der Film mit dem Tode Siegfrieds, die komplette Nibelungen-Saga ist das aber nicht, weil der zweite Teil mit Kriemhilds Rache fehlt. Ob man sich hier die Möglichkeit eines Sequels offengelassen hat? Vielleicht, allerdings darf angezweifelt werden, dass dieser doch recht langsam erzählte Film ein modernes junges Publikum finden wird. Vielleicht dann als Serie, wo es u.U. dann auch so ist, dass mehr Laufzeit die Handlungsverläufe weniger holprig und die Figurenmotivation klarer darstellen könnte.
Peter Osteried