Half Nelson

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Ein drogensüchtiger High School Lehrer und eine Schülerin mit kriminellem Umfeld schließen Freundschaft. Eine Zweckgemeinschaft vielmehr, in der die gegenseitige Unterstützung gegen die Einflüsse in der Drogenwelt helfen soll. Ryan Gosling („Lars und die Frauen“) überzeugt in einem ehrlichen und atmosphärisch dichten Film, der geschickt mit seinen Tabus spielt.

Webseite: www.halfnelson.de

USA 2006
Regie: Ryan Fleck
Darsteller: Ryan Gosling, Shareeka Epps, Anthony Mackie, Monique Curnen
107 Minuten
Verleih: Arsenal
Kinostart: 27.03.2008

AUSZEICHNUNGEN
Spezialpreis der Jury - Locarno Film Festival 2006
Publikumspreis für den besten Darsteller - Internationales Film Festival Seattle 2006
Fipresci Preis - Film Festival San Francisco 2006

PRESSESTIMMEN:

Ryan Gosling als drogensüchtiger Lehrer, der in einer frühreifen Schülerin eine echte Freundin findet... Ein intimes, nüchtern beobachtetes Porträt zweier einsamer Seelen. Ein Meisterwerk der Zurückhaltung.
Cinema

FILMKRITIK:

Eine High School im trostlosesten Teil von Brooklyn. Hier unterrichtet der überaus brillante Dan Dunne (Ryan Gosling) in Geschichte. Fern dem Lehrplan, mutet er seinen Zöglingen einen sehr anspruchsvollen Unterricht zu und lässt sie dabei über Wendepunkte der Geschichte referieren. Mit idealistischen Appellen versucht der weiße Geschichtslehrer seinen überwiegend afroamerikanischen Schülern einen Ausweg aus dem Drogendschungel aufzuzeigen. Niemand ahnt, wie prädestiniert er hierfür ist. Selbst abhängig von Koks und Crack, weiß Dan nur zu gut, wovon er spricht. Seine tägliche Dosis Rauschmittel vernichtet ihn und hält ihn doch am Leben.
 

Eines Tages fliegt das selbstzerstörerische Tun des Lehrers auf. Drey (Shareeka Epps), eine Schülerin aus seiner Klasse, überrascht ihn Crack rauchend auf der Schultoilette. Ein Wendepunkt in der Geschichte, aus dem recht schnell die Bereitschaft erwächst, sich allen Konventionen zum Trotz gegenseitig zu helfen. Eine zart keimende Freundschaft entsteht, die in der direkten Konfrontation mit den gegebenen Lebenssituationen beider jederzeit und von allen Seiten angreifbar bleibt. Als Teil ihres kriminellen Umfelds, steuert die erst 13jährige Drey unvermeidlich auf ein Leben zu, das durch den Drogenhandel bestimmt sein wird. Im Würgegriff der Drogen selbst, gelingt es dem desillusionierten Lehrer nicht, seiner eigenen Tragödie zu entrinnen.

Ein Film über einen Lehrer, der zu keiner Zeit belehrend wirkt. Ein Film, der keine Tabus bricht sondern geschickt mit ihnen spielt. Ein Film, der provoziert weil er ehrlich ist. All das ist „Half Nelson“. Und mehr. Ryan Fleck (Regie/Drehbuch) und Anna Boden (Drehbuch/Produktion/Schnitt) haben nach verschiedenen Kurz- und Dokumentarfilmarbeiten ihren ersten gemeinsam Langspielfilm abgeliefert und überzeugen hierin mit atmosphärischer Dichte sowie einer kraftvollen wie herzerwärmenden Erzählung. Dabei ist ihr Script bereits im Jahre 2002 entstanden und diente zunächst als Vorlage des Kurzfilms „Gowanus, Brooklyn“. 2004 verfilmt, schlüpfte die damals 15jährige Shareeka Epps bereits in die Rolle der pragmatischen Schülerin Drey. Zwei Jahre später gelingt es der Neuentdeckung aus der Jungdarstellerriege Hollywoods an der Seite des wenigstens ebenso überzeugenden Ryan Gosling zu glänzen. Letzterer für den Oscar nominiert, zählt nach seiner eindrucksvollen Darbietung in „Half Nelson“ sowie der komplett konträren Hauptrolle in „Lars und die Frauen“ zu den angesagtesten Schauspielern seiner Generation. Völlig zu Recht!

Gary Rohweder