Die finnisch-schwedische Ko-Produktion „Hatching“ erzählt von einem Mädchen, das von seiner Mutter angetrieben wird, bei der Leichtathletik die Beste zu sein. Als sie ein Ei findet, beginnt sie, es zuhause auszubrüten, womit eine Veränderung ungeahnten Ausmaßes stattfindet. Kein Horrorfilm der schrillen Schocks und krassen Momente, sondern eher schon ein allegorisches Werk über das Erwachsenwerden – durch das Prisma eines übernatürlichen Ereignisses. Das macht „Hatching“ ausgesprochen faszinierend.
Website: https://www.capelight.de/
Pahanhautoja
Finnland / Schweden 2022
Regie: Hanna Bergholm
Buch: Hanna Bergholm, Ilja Rautsi
Darsteller: Siiri Solalinna, Sophia Heikkilä, Jani Volanen
Länge: 86 Minuten
Verleih: Capelight
Kinostart: 28. Juli 2022
Website: https://www.capelight.de/
Pahanhautoja
Finnland / Schweden 2022
Regie: Hanna Bergholm
Buch: Hanna Bergholm, Ilja Rautsi
Darsteller: Siiri Solalinna, Sophia Heikkilä, Jani Volanen
Länge: 86 Minuten
Verleih: Capelight
Kinostart: 28. Juli 2022
Über den Film
Originaltitel
Pahanhautoja
Deutscher Titel
Hatching
Produktionsland
FIN/SWE
Filmdauer
86 min
Produktionsjahr
2022
Produzent
Ritalahti, Mika / Ritalahti, Nico / Yousefi, Nima
Regisseur
Bergholm, Hanna
Verleih
Starttermin
27.07.2022
FILMKRITIK:
Als ein Rabe ins Haus der Familie fliegt und für Unruhe sorgt, gelingt es dem Mädchen Tinja, ihn einzufangen. Ihre Mutter tötet das Tier jedoch. Wenig später ist es verschwunden und Tinja findet einen halbtoten Raben im Wald – neben einem Ei. Tinja nimmt sich des Eis an, bringt es nach Hause und hält es warm. Sie brütet es aus. Eine vogelartige Kreatur entsteigt dem riesenhaft gewordenen Ei. Zuerst erscheint Tinja die Kreatur, mit der sie auf merkwürdie Art verbunden ist, freundlich. Vielleich auch, weil in ihrer Familie Wärme und Herzlichkeit fehlt. Doch die Kreatur beginnt, sich zu verändern.
In erster Linie ist „Hatching“ eine Allegorie auf das Erwachsenwerden. In der Pubertät verändert man sich. Man lässt die Version des Menschen, der man einmal war, zurück, und wird jemand anderes. Es ist ein Ende, dem ein immenser Zauber innewohnt, weil es mit einer schmetterlingsgleichen Transformation einhergeht. Das hat Hanna Bergholm auf ihren Film übertragen, garniert das Ganze aber auch noch mit Elementen des Body Horrors und stellt zudem eine toxische Mutter-Tochter-Beziehung in den Mittelpunkt, in der der Vater gar nichts zu sagen hat und der Bruder fast unsichtbar wird. Denn Tinjas Mutter drängt die Tochter zu immer besseren Leistungen in der Leichtathletik. Nichts ist ihr gut genug, das Gewinnen übertrumpft alles. Aber nicht, weil sie ihre Tochter triumphieren sehen will, sondern weil sie offenkundig eigene Träume durch das Mädchen auslebt.
„Hatching“ funktioniert in vielerlei Hinsicht. Er ist ein mit starken Effekten aufwartender Horrorfilm, aber auch ein Drama über eine Familie, die nach außen hin im besten Influencer-Stil eine heile Welt zeigt, aber gänzlich verrottet ist. Und das nicht nur, weil die Mutter sich einen Liebhaber hält, von dem ihr Mann auch weiß, sondern weil sie in dem den einzigen Menschen gefunden haben will, den sie je wirklich geliebt hat. Die Szene, als sie davon spricht, ist ihrer brutalen Wirkung wegen elektrisierend, vor allem aber so gelungen, weil die junge Siiri Solalinna eine subtile Darstellung abliefert, die selbst weit älteren Schauspielerinnen kaum leichtgefallen wäre. In ihrem Gesicht spielt sich hier unendlich viel ab.
Die ist Horrorfilm und Drama zugleich, ein Film, der vielen Herren dienen will, dabei aber nicht versagt, sondern zu mehr als der Summe seiner Teile wird. Nach „Lamb“, mit dem er durchaus eine gewisse Verwandtschaft hegt, ist „Hatching“ in diesem Jahr der zweite eindrucksvolle Horrorfilm aus Skandinavien.
Peter Osteried