Heiter bis wolkig

Aus einem One Night Stand wird die große Liebe. Was ganz nach der Dramaturgie einer romantischen Komödie klingt, beschreibt jedoch nur in Teilen diese tragikomische Geschichte aus deutschen Landen. Max Riemelt, Anna Fischer und Jessica Schwarz übernahmen die Hauptrollen in einem zwischen Witz und Drama changierenden Beziehungsstück, das in der Summe mehr heiter als wolkig erscheint.

Webseite: www.constantin-film.de

D 2012
Regie: Marco Petry
Drehbuch: Axel Staeck
Produzenten: Marcus Welke, Henning Ferber, Oliver Berben
Darsteller: Max Riemelt, Anna Fischer, Jessica Schwarz, Elyas M’Barak, Dieter Tappert
Laufzeit: 100 Minuten
Kinostart: 6.9.2012
Verleih: Constantin

 

Über den Film

Originaltitel

Heiter bis wolkig

Deutscher Titel

Heiter bis wolkig

Produktionsland

DEU

Filmdauer

100 min

Produktionsjahr

2012

Produzent

Berben, Oliver

Regisseur

Petry, Marco

Verleih

Starttermin

01.01.1970

 

PRESSESTIMMEN:



Eine feinfühlig austarierte Komödie, die ihr Thema bei allem Herumblödeln erst nimmt.
STERN


FILMKRITIK:


Tim (Max Riemelt) und sein bester Freund Can (Elyas M’Barek) haben eine eher ungewöhnliche Methode, um Frauen aufzureißen. Abwechselnd geben beide den jeweils anderen als unheilbar krank aus. Das soll das weibliche Geschlecht zu einer Mitleidsnummer animieren, schließlich ist es der größte Wunsch des angeblich Sterbenskranken, noch einmal mit einer Frau zu schlafen. Weil die Masche so gut funktioniert, machen Tim und Can von ihr reichlich Gebrauch. Doch dann begegnet Tim der gutgläubigen Marie (Anna Fischer). Hals über Kopf verliebt er sich in sie. Anstatt ihr aber die Wahrheit zu beichten, verstrickt sich Tim immer tiefer in seine ausgedachte Krankengeschichte. Als wäre die Lage für ihn nicht bereits brenzlig genug, erfährt er, dass Maries ältere Schwester Edda (Jessica Schwarz) tatsächlich in wenigen Monaten sterben wird. Diese Nachricht trifft ihn vollkommen unvorbereitet. Gleichzeitig durchschaut die lebenshungrige Edda natürlich sofort, dass Tim in Wahrheit ziemlich gesund ist.

Viele Komödien beginnen mit einer kleinen (Not-)Lüge, aus der sich eine immer größere und am Ende schließlich unkontrollierbare Katastrophe entwickelt. Insofern ist der Aufbau von „Heiter bis wolkig“ geradezu klassisch. Die von Marco Petry („Schule“, „Die Klasse von 99“) inszenierte Geschichte sucht die Balance zwischen Komik und Tragik. Tims Schummeleien und Eddas Erkrankung bilden dabei den Schnittpunkt zwischen der heiteren und dunklen Seite des Lebens. Als „dramatische Komödie“ versucht der Film, beide Komponenten in sich zu vereinen. Das geschieht manchmal recht unverkrampft, an anderer Stelle wirkt der Drahtseilakt aber auch forciert und etwas holprig. Hinzu kommt, dass Eddas Charakterisierung als eigensinnige Rebellin, die in der Tat nichts mehr zu verlieren hat, ein ziemlich alter Hut ist. Man denke nur an den gemeinsamen Ausbruch von Til Schweiger und Jan Josef Liefers in „Knockin’ on Heaven’s Door“.

Insofern bleiben Petry und seine Darsteller mit ihrer tragikomischen Love Story auf weitgehend bekanntem Gelände. Dass sich Tim nicht in Edda sondern in die ziemlich gesunde Marie verliebt, ist in diesem Zusammenhang zumindest eine kleine, durchaus willkommene Variation. Der Aufbau erfüllt ansonsten die Vorgaben des Genres. Dabei bewegen sich die Überraschungen zumeist auf überschaubarem Niveau. Natürlich ist die nach außen stets starke Edda in Wirklichkeit schwach und ängstlich. Auf Tim wiederum passt das Bild vom selbstbewussten Frauenhelden allenfalls in den ersten fünf Minuten. Schnell zeigt sich, dass er eigentlich auf der Suche nach der großen Liebe ist. Seinen Humor nutzt der Film nicht ausschließlich zum Zwecke der Auflockerung. Die Witze sind auch immer ein Spiegelbild der Figuren. Wenn sich ausgerechnet Edda in makabre Späße flüchtet, dann sagt das mehr als jeder unabwendbare Zusammenbruch über sie aus.

„Heiter bis wolkig“ lebt und bewegt vor allem durch sein schauspielerisches Quartett. Mag es zunächst danach aussehen, als habe Jessica Schwarz den anspruchsvollsten Part übernommen, so ist doch Max Riemelts Rolle die ungleich schwerere. Mal muss er den unbekümmerten Draufgänger und Kumpeltyp geben, dann tritt er plötzlich als sensibler Frauenversteher auf. In ihm spiegeln sich Eddas und Maries gegensätzliche Gefühlswelten. Damit ist sein Tim zugleich auch der interessanteste Charakter. Anna Fischer als liebenswürdige, immer etwas zu naive kleine Schwester und Best-Buddy Elyas M’Barak komplettieren das Ensemble eines ansonsten eher angepassten Films, der trotz seiner tragischen Zwischentöne nie wirklich aneckt.

Marcus Wessel


Tim und Can sind Köche und dazu beste Freunde. Nach Feierabend machen sie Discos unsicher. Sie haben eine todsichere Masche, um Mädchen aufzureißen. Abwechselnd erzählen sie, ihr Freund habe Krebs, nur noch kurze Zeit zu leben und einen einzigen Wunsch: noch einmal mit einem schönen Mädchen zusammen zu sein.

Dieses Mal ist Can mit der Lügerei an der Reihe, und Marie beißt an. Tim kommt zu ihr, doch der Abend verläuft anders als erwartet. Maries Schwester Edda liegt tatsächlich mit Lymphdrüsenkrebs todkrank zuhause, jung, gut aussehend und doch verurteilt.

Marie, die angelogen wurde und davon ausgehen muss, dass Tim ebenfalls nur noch wenig Zeit verbleibt, verliebt sich in Tim, will sich jedoch nicht den Schmerz antun, sowohl ihre Schwester als auch ihren Freund zu verlieren. Sie wünscht sich eher, dass Edda und Tim sich über ihr leidvolles Problem austauschen.

Die plötzlich wieder unternehmungslustig gewordene Edda findet Tim ebenfalls sehr liebenswert, und deshalb entsteht nun ein freundschaftliches, schmerzliches, komisches, heißkaltes Durcheinander, umso mehr, als Edda Tims und Cans Trick durchschaut hat, Marie jedoch die längste Zeit ahnungslos bleibt. Showdown, Krach, Versöhnung usw.

Was aber geschieht mit Edda?

Der Autor und der Regisseur haben versucht, zwischen Tragik und Komik die Balance zu halten. Das ist gut gegangen. Allerdings können hier Einwände nicht ganz fehlen. Denn Gehirntumor, Bauchspeicheldrüsenkrebs und Lymphdrüsenkrebs als lustiges Thema herzunehmen, kann sich auch als problematisch erweisen. Und nirgends geht die Sache auch nur einen Millimeter tief.

Nimmt man dies in Kauf, ist eine routiniert inszenierte Tragikomödie zu erwarten, die gefallen kann. Denn vor allem die Interpreten Max Riemelt (Tim), Jessica Schwarz (Edda), Anna Fischer (Marie) und Elyas M’Barek (Can) spielen, dass es eine Freude ist.

Eine in ihrem Genre nicht ganz unproblematische aber gekonnte Produktion, die vermutlich gut ankommen wird.

Thomas Engel

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