Helden des Polarkreises

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Was für Männer! Da reisen sie eine ganze, kalte Nacht lang durch Lappland, kämpfen gegen die feindliche Natur, widerstehen der geballten Charmeoffensive zahlloser Frauen und überleben sogar schießwütige Russen auf Jagd und unter Alkohol. Aber was ist der Lohn für diese mutigen Kerle? Eine gerettete Beziehung? Ein Digitalreceiver? Oder vielleicht überhaupt nichts? Durchgeknallt, turbulent und richtig komisch – genau das Richtige für einen vergnüglichen Winterabend im Kino. Und das Schönste: Es darf sogar gedacht werden. Auch anspruchsvolle Filmfans werden sich hier so wohl fühlen wie ein Rentier im Neuschnee. Ein erfrischender, junger Film mit hohem Spaßfaktor.

Webseite: www.helden-des-polarkreises.de

Originaltitel: Napapiirin sankarit
Finnland 2010
Regie: Dome Karukoski
Drehbuch: Pekko Pesonen
Kamera: Pini Hellstedt, F.S.C.
Darsteller: Pamela Tola, Jussi Vatanen, Jesper Pääkönen, Timo Lavikainen, Kari Ketonen, Mia Nuutinen
Verleih: Pandastorm Pictures GmbH
Kinostart: 12. Januar 2012

PRESSESTIMMEN:

Eine wunderbare, lakonische Verliererkomödie.
STERN

FILMKRITIK:

Die Jungs am Polarkreis haben’s schwer: Im Sommer wird’s nicht dunkel, im Winter selten hell, das macht schwermütig, und die meisten Frauen flüchten in den Süden, wo die Temperaturen höher sind und die Menschen weniger an Selbstmord denken. Wer eine Freundin hat, gilt als vom Glück gesegnet. Umso wichtiger ist es, sich mit der Liebsten gut zu stellen.

Janne hat so ein Wunderwesen erwischt, die kluge und hübsche Inari. Aber Janne hat ein Problem: Er steht dem täglichen Leben eher lustlos gegenüber. Das missfällt wiederum Inari, denn schon wieder hat Janne einen Termin verpennt: Er sollte einen Digitalreceiver kaufen. Natürlich von Inaris Geld, denn Janne hat keins. Und nicht genug damit, dass er diese kleine Aufgabe nicht erfüllen konnte: Er hat auch noch einen Teil des Geldes vertrunken!

Inari setzt Janne ein Ultimatum: Bis zum nächsten Morgen bringt er ihr die Digi-Box oder sie verlässt ihn. Janne setzt sich – ganz gegen seine sonstigen Gewohnheiten – umgehend in Bewegung und alarmiert seine besten Freunde Ralle und Kanne, die ihm zu Hilfe eilen.

Dies ist der Beginn einer kuriosen Reise durch die verschneite Winterlandschaft Lapplands. Traumhaft schön sind die Bilder von glitzernden Polarlichtern, die geheimnisvoll am Himmel schweben. Herrlich ist der Blick auf schneebemützte Tannen. Doch im Vordergrund der Handlung stehen die handfesten, atemberaubenden Abenteuer der drei Freunde, die auf ihrem Weg durch die Nacht Autounfälle, Prügeleien und eine Schießerei überstehen und doch unbeirrt weitermachen. Janne führt sie an, er wächst in seiner Verzweiflung über sich hinaus, angefeuert von einer irrwitzigen Hoffnung auf Erfolg. Die drei treiben zielstrebig von einer Katastrophe in die nächste und sind am Ende … erwachsen geworden. Sie haben gezeigt, dass sie „Perkele“ haben. Das ist der Stoff, aus dem in Finnland Helden gemacht werden. Perkele ist eigentlich ein Donnergott, sein Name wird als Fluch benutzt, aber auch als Synonym für Willenskraft. So ist dies ganz nebenbei ein augenzwinkernder Film über die Herausforderung, ein Mann zu werden und Verantwortung zu übernehmen.

So viele überraschende Wendungen, atemstockende Gags und lakonische Dialoge in einem einzigen Film, prima! Ein wahres Fest für alle, die sich mal so richtig amüsieren wollen. Aus der klassischen Vorgabe Ziel plus Zeitnot plus Geldmangel hat Drehbuchautor Pekko Pesonen eine haarsträubende Geschichte voller Witz und Spannung entwickelt, die Dome Karukoski kongenial inszeniert hat.

Die Hauptpersonen sind vielschichtig und keineswegs klischeehaft, so wie man es aus weniger intelligenten Komödien kennt. Janne ist anfangs ein antriebsschwacher, unreifer Junge. Doch kaum droht Inari, ihn zu verlassen, wird er aktiv und reißt seine beiden Freunde mit. Wenn er schon scheitert, dann will er wenigstens alles versucht haben. In einer einzigen Nacht wird aus dem drögen Milchbubi ein pfiffiger Kerl, der mit beiden Füßen im Leben steht, und zwar durchaus glaubhaft! Dieses kleine Wunder vollbringt Jussi Vatanen.

Ihm zur Seite stehen Jesper Pääkönen als Kanne – ein Zyniker, der dennoch einen Funken Hoffnung in sich trägt – und Timo Lavikainen als Ralle, ein sensibler, charmanter Pummel. Pamela Tola ist die Inari, eine vernünftige Frau, die geduldig lächelnd die possierlichen Spiele der Männer verfolgt – aber nur bis zu einer gewissen Grenze! Das bekommt besonders ihr abgewiesener Verehrer Mikki zu spüren. Kari Ketonen spielt ihn als schleimigen Angeber, der vorgibt, Janne zu helfen, um sich an Inari ranzumachen.

Erwähnt sei neben der inspirierten Kameraarbeit die stimmungsvolle Musik – keltisch/irische Klänge mit Fiedeln und Flöten zusammen mit rockigen Rhythmen. Auch für diesen mitreißenden Soundtrack gab es bereits einen Preis, ansonsten regnete oder besser: schneite es Festival-Auszeichnungen und Publikumspreise. Umso schöner, dass dieser vergnügliche Film nun den Weg in die deutschen Programmkinos findet. Ein perfekter Spaß!

Gaby Sikorski

Jannes Stärke sind nicht gerade die Arbeitslust und die Energie. Seine Freundin Inari kann ein Lied davon singen. Nun wird in ihrem Dorf im nördlichsten Lappland das analoge Fernsehen eingestellt. Künftig bedarf es also unbedingt eines digitalen Receivers.

Inari gibt ihrem Freund das Geld dafür. Doch plötzlich ist es weg. Versoffen. Jetzt brennt es zuhause lichterloh. Inari: „Besorge bis morgen früh einen Digitalempfänger – oder es ist aus.“

Aber schon ist es Abend, die Geschäfte schließen. Was also kann noch besorgt werden? Janne ruft einen Bekannten an – doch der hat sein Geschäft 200 Kilometer entfernt. Trotzdem: keine andere Chance. Mit seinen Kumpels Kapu und Räihänen macht Janne sich auf den Weg.

Was die drei in dieser Nacht unterwegs nun erleben, geht auf keine Kuhhaut. Der Kraftstoff geht aus, die winterliche Natur erweist sich als äußerst ruppig, sie haben mit bewaffneten Russen zu kämpfen, und übereifrige Polizisten machen ihnen das Leben schwer. Sogar verführerische Killerlesben sind mit im Spiel.

Unterdessen wird Inari zu Hause von einem früheren Verehrer heimgesucht – den sie beinahe nicht mehr losbringt. Als Janne heimkehrt, dies alles mitbekommt und einem Missverständnis unterliegt, macht er aus Wut aus dem neu erworbenen Digitalreceiver Kleinholz.

Wie soll das ausgehen?

Ein einfaches, fast einfältiges Thema und eine ebensolche Handlung. Aber wie skurril, wie originell, wie amüsant und wie unterhaltsam ist das gemacht! Von der Regie her und formal läuft alles glatt, die Örtlichkeiten wie die erfundenen komischen Situationen sind gut ausgewählt.

Die Schauspieler sind hier nicht wirklich bekannt, was der Sache aber keinen Abbruch tut. Vor allem die drei Freunde: stoisch, halb eingeschlafen wirkend, aber darstellerisch hellwach. Und wie gesagt in ihrer unterkühlten Art sehr komisch.

Preise gab es deshalb schon eine ganze Reihe.

Thomas Engel