Holy Shit – Mit SCH#!$E die Welt retten

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Es ist ein Thema, dem die meisten lieber aus dem Weg gehen: Was passiert eigentlich mit den Exkrementen, nachdem man die Toilettenspülung bedient hat? Aus dem Auge aus dem Sinn, aber Rubén Abruña wollte wissen, was danach passiert. In seinem Film „Holy Shit“ geht er der Frage nach und findet nicht immer angenehme Antworten. Als Erzähler fungiert Christoph Maria Herbst.

Webseite: http://farbfilm-verleih.de/filme/holy-shit/

Deutschland 2023
Regie: Rubén Abruña
Buch: Rubén Abruña
Darsteller: Christoph Maria Herbst

Länge: 86 Minuten
Verleih: Farbfilm Verleih
Kinostart: 30. November 2023

FILMKRITIK:

Was passiert mit den Fäkalien, die die Menschheit Tag für Tag produziert? Eine Frage, mit der sich die meisten Menschen gar nicht erst befassen wollen. Regisseur Rubén Abruña wollte es jedoch genau wissen. Seine Spurensuche führte ihn durch 16 Städte auf vier Kontinenten. Er besuchte die Abwasserkanäle von Paris (wo das Merkwürdigste, das die Arbeiter dort je gefunden haben, eine Leiche war), aber auch die riesige Kläranlage in Chicago.

Darüber hinaus sprach er mit zahlreichen Experten und liefert so Interessantes darüber, wie mit Fäkalien in früheren Zeiten umgegangen wurde und wie das heute geschieht. Dabei geht es aber auch um die Gefahren, die damit einhergehen, da damit Giftstoffe auch wieder in den Kreislauf des Lebens geraten – indem Fäkalien auch als Dünger benutzt werden. Dabei enthalten diese nicht nur reichlich Chemikalien, sondern auch Schwermetalle.

So spricht der Regisseur u.a. auch mit den Poop Pirates in Uganda, die den Bauern in ihrer Heimat aufzeigen wollen, wie man Fäkalien sicher als Dünger benutzen kann. Auch andernorts werden alternative Ansätze verfolgt. Mit Wohnkomplexen mit dezentralen Kläranlagen, die nicht and die Kanalisation angeschlossen sind, sondern die menschlichen Ausscheidungen zur Energiegewinnung nützen.

Es ist faszinierend, wie informativ und spannend der Filmemacher das Thema aufzubereiten weiß. Weil er immer wieder auch mit Informationen aufwartet, die nun alles andere als gemeinhin bekannt sind – und auch mit ein paar Vorstellungen aufräumt, die man in der Regel hat. Sehr schön ist auch, dass man Christoph Maria Herbst als Erzähler gewinnen konnte. Denn der macht seine Aufgabe nicht nur gut, er trägt auch zum Unterhaltungswert von „Holy Shit“ bei, da er mit einer gewissen Leichtigkeit und Nonchalance spricht, die ihm auch als Schauspieler eigen ist.

Amüsant ist auch der Anfang, in dem es weniger um Fäkalien, als um die Wahrnehmung geht. Gezeigt wird ein Mann, der Schokolade in Form von Hundehaufen anfertigt und serviert. Obwohl jeder weiß, dass es Schokolade ist, gibt es doch einen Widerwillen, der sich aus der Optik speist. Weil das Gehirn darauf trainiert ist, Kot als eklig zu betrachten. Das ist bei einem Schokohaufen nicht anders. Das Auge isst eben mit.

„Holy Shit“ ist eine durchweg unterhaltsame Dokumentation, die es darüber hinaus aber nicht versäumt, auch einen Erkenntnis- und Informationsgewinn zu bieten. Nach knapp 90 Minuten ist man schlauer. Das Betätigen der Toilettenspülung wird danach aber auch nie wieder so unbeschwert wie zuvor funktionieren …

 

Peter Osteried