Es gibt sie noch, die kleinen mutigen Filme, die ohne Fördermittel, aber mit viel Passion entstehen, die Ecken und Kanten haben, die eine Identität haben, bei denen sich die Kreativen etwas trauen. Bei der „Hundslinger Hochzeit“ ist das vor allem Christina Baumer, die als Autorin, Hauptdarstellerin, Produzentin und Regisseurin in Personalunion diesen Film über ein kleines Dorf in der Oberpfalz umgesetzt hat.
Webseite: https://www.stonewoodfilm.de/
Deutschland 2024
Regie: Christina Baumer
Buch: Christina Baumer
Darsteller: Christina Baumer, Walter Schuster, Sandro Stocker
Länge: 94 Minuten
Verleih: Stonewood Film
Kinostart: 16. Januar 2025
FILMKRITIK:
Nach dem Tod ihrer Mutter kommt Leni wieder nach Hause ins Dorf Hundsling und übernimmt auch das Wirtshaus. Aber es gibt auch noch ein konkurrierendes Wirtshaus. Deren Wirtin wirft Lenis Vater gar vor, dass sie ihre Mutter auf dem Gewissen hat. Streitigkeiten gibt es reichlich, wobei Leni mit Antonio, dem Sohn der Konkurrenz-Wirtin schon ganz gut kann. Während die Hochzeit von zwei Hundslingern vorbereitet wird, eskaliert die Lage im Dorf. Es wird mit harten Bandagen um jeden Gast gekämpft.
Christina Baumer hat den Film im oberpfälzischen Dialekt gedreht. Das macht es für jeden außerhalb Bayerns sicher etwas schwieriger. Wer denkt, in den Eberhofer-Filmen würde Dialekt gesprochen, der hat letztlich keine Ahnung. Aber es ist auch der Mut, in der eigenen Mundart zu drehen, der imponiert. Das ist ein Zeichen der künstlerischen Integrität, die vor der Vermarktbarkeit steht. Dabei ist die „Hundslinger Hochzeit“ ein durchaus amüsanter Film, der sehr schön die Skurrilitäten des Dorflebens einfängt. Hier kennt jeder jeden, auch wenn nicht jeder jeden mag. Herrlich ist schon der Auftakt mit der Beerdigung, die gänzlich anders verläuft, als man das erwarten sollte.
Das Leben spielt sich im Wirtshaus ab, ob im einen oder anderen, ist dabei fast egal. Wenn sich die Wirtinnen dann gegenseitig zusetzen, ist das schon amüsant. Schräg wird der Film, wenn Leni die Stimme ihrer toten Mutter hört – und das Publikum gleich mit. Das Publikum bekommt da auch ein besonders schönes Schimpfwort zu hören. Die Figuren sind gut ausgearbeitet – der Großvater, der längst neben sich steht, die Bürgermeisterin, die Touristen nach Hundsling locken will, die konkurrierende Wirtin, die für ihren Sohn (fast) alles tun würde. Der Humor ist dabei breit aufgestellt – mal albern, mal ein bisschen hintersinnig.
Allerdings lässt sich auch nicht verschweigen, dass der Film im Mittelteil einen leichten Durchhänger hat, von dem er sich aber gut erholt, bis hin zu einem Epilog drei Jahre später, der besonders in einer konservativen bayerischen Gemeinde als höchst progressiv betrachtet werden muss.
Christina Baumers Regie-Debüt darf man als gelungen bezeichnen, umso mehr, da sie den Film ohne jedwede Fördermittel umgesetzt hat. Das sieht man „Hundslinger Hochzeit“ nicht an. Baumer hat hier mit sehr wenig sehr viel erreicht. Den Vertrieb des Films hat sie auch selbst übernommen, ganz im Graswurzelprinzip, da sie selbst Kinos findet, die den Film ins Programm nehmen wollen. Das haben – vor allem in den USA – schon andere Independent-Filmer gemacht, es ist ein gangbarer Weg abseits der üblichen Vertriebswege.
Peter Osteried