I Am The Tigress

Mit der Dokumentation „I am the Tigress“ gibt Philipp Fussenegger sein Langfilmdebüt. Er hat zuvor kurze Dokumentationen inszeniert, mit Tischa Thomas aber eine Frau gefunden, die er in den Fokus eines Films rücken wollte. Die Amerikanerin ist Bodybuilderin, die die Beste ihrer Zunft werden will, aber ihr Leben neu bewerten muss, als ihre Träume zerbrechen. Das Ergebnis ist ein starkes, intimes Porträt.

Website: https://www.fourguysfilm.de/

Österreich, USA, Deutschland 2021
Regie + Buch: Philipp Fussenegger
Darsteller: Tischa Thomas, Edward Zahler, Steve Scibelli

Länge: 80 Minuten
Verleih: Four Guys
Kinostart: 14. April 2022

 

Über den Film

Originaltitel

I Am The Tigress

Deutscher Titel

I Am The Tigress

Produktionsland

DEU / USA / AT

Filmdauer

80 min

Produktionsjahr

2021

Produzent

Fussenegger, Philipp

Regisseur

Fussenegger, Philipp / Osmanovic, Dino

Verleih

Starttermin

13.04.2022

 

FILMKRITIK:


Tischa „The Tigress“ Thomas war früher übergewichtig – und mit allerhand Selbstzweifeln geplagt. Aber die dreifache Mutter begann dann, ihr Leben umzukrempeln. Sie begann zu trainieren und sie wurde zu einer Bodybuilderin mit gewaltigen Rückenmuskeln und einem 17-Zoll-Bizeps. Jetzt reist sie von Wettbewerb zu Wettbewerb, weil sie die Beste in dem sein will, was sie macht. Und doch sind die Selbstzweifel geblieben, zumal sich Bodybuilderinnen noch immer einer gesellschaftlichen Diskriminierung ausgesetzt sehen. Waren es früher die Pfunde, weswegen Tischa auf der Straße angestarrt wurde, so sind es nun die Muskeln.

Der Film folgt dem Traum der Tigerin. Sie will die Beste werden, der Traum scheint zum Greifen nah, aber sie verfehlt ihr Ziel, womit für Tischa eine Welt zusammenbricht. Sie muss sich nun die Frage stellen, was sie mit ihrem Leben anfangen will, wenn die Wettkampfbühnen nicht mehr ihren Lebensinhalt ausmachen.

Der Film brilliert darin, die Heuchelei der Gesellschaft zu zeigen. Denn Tischa möchte angesichts der immensen Anstrengung, einen solchen Körper erschaffen zu haben, bewundert werden, aber sie wird auf der Straße angefeindet. Weil ihr Aussehen auch das vorgefertigte Bild dessen angreift, was gesellschaftlich als schön anerkannt ist. Das Aussehen einer Bodybuilderin ist es nicht.

Indem die Kamera nahe bei ihr bleibt, wird man als Zuschauer fast zu so etwas wie einem Teil ihres inneren Zirkels. Man beginnt, Tischa zu schätzen, die stark, aber auch sehr sensibel sein kann, und die immens charmant ist. Dann jedoch zu sehen, wie sie mit homophoben, rassistischen und transphoben Beschimpfungen konfrontiert wird, ist schmerzhaft. Weil man anders als diese Menschen auf der Straße in ihr einen Menschen kennen lernt, der zutiefst sympathisch ist.

Die Dokumentation lässt den Zuschauer nahe an die Tigerin herankommen. So sehr, dass man ihre äußere und innere Stärke, aber auch ihre Unsicherheiten, Selbstzweifel und Ängste sehr genau erkennt. „I am the Tigress“ ist dabei das intime Porträt einer Frau, die einfach nicht aufgeben will. Vor allem aber ist der Film ein Manifest dafür, dass sich in dieser Gesellschaft noch viel verändern muss, wenn manche es als angemessen ansehen, eine Frau nur ihres Aussehens wegen auf der Straße zu belästigen.

Peter Osteried

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