In a Violent Nature

Das Horror-Subgenre des Slasher-Films lädt nicht unbedingt zur Variation ein. Seit fast 50 Jahren laufen die Geschichten gleich ab. Insofern ist es schon eine Leistung, stilistisch neue Wege zu beschreiten, wie es die kanadische Produktion „In a Violent Nature“ tut. Nur leider ist das Gimmick, fast den gesamten Film aus dem Blickwinkel des Killers zu erzählen, keines, das über 90 Minuten hinträgt. Oder anders gesagt: Hier wird vor allem durch den Wald gewandert.

Website: https://www.capelight.de/

In a Violent Nature
Kanada 2024
Regie: Chris Nash
Buch: Chris Nash
Darsteller: Ry Barrett, Andrea Pavlovic, Cameron Love
Länge: 90 Minuten
Verleih: Capelight
Kinostart: 24. Oktober 2024

FILMKRITIK:

Ein monströser Killer entsteigt seinem Grab im Wald, als eine Goldkette, die ihm etwas bedeutet, gestohlen wird. Fortan wandelt er durch den Wald, sucht die Kette und tötet dabei jeden, der ihm in den Weg kommt. Mehr gibt es an Handlung nicht. Es ist ein typisches Slasher-Konstrukt, nur dass hier die Opfer nicht die Hauptfiguren sind, sondern der Killer. Den sieht man die ganze Zeit von hinten, es ist so, als würde man ihm einfach nachlaufen. Und Laufen gibt es hier reichlich. Denn Autor und Regisseur Chris Nash lässt seinen Hünen gefühlt den halben Film über durch den Wald stapfen. Ohne musikalische Untermalung, nur mit dem Knirschen des Waldbodens unterlegt. Hin und wieder gibt es dann einen deftigen Mord.

Nash erklärte, er wollte bewusst die Geduld des Publikums strapazieren, weil er das Gefühl hat, dass viele Horrorfilme das machen. Als Zuschauer muss man durch die Langeweile waten, um dann mit ein paar deftigen Momenten belohnt zu werden. Aber Nash übertreibt es. Dadurch, dass die Opfer allesamt austauschbar sind und keinerlei Charakterisierung erfahren, gibt es auch keine Identifikation mit ihnen. Oder wenigstens ein bisschen Interesse für sie. Der Killer wiederum lädt auch nicht zur Identifikation ein. Einerseits, weil er halt ein brutaler Killer ist, andererseits, weil er tumb durch den Wald stiefelt. Man kann das nicht oft genug wiederholen. Dieser Film ist das Horror-Äquivalent einer Waldwanderung, nur ohne die frische Luft.

Die handgemachten Effekte sind durchaus hart. Für Gorehounds ist einiges geboten, insbesondere die doch recht kreative Yoga-Übung, die hier geboten wird. Aber das allein trägt natürlich auch nicht über 90 Minuten Laufzeit.

In der Theorie ist „In a Violent Nature“ gut und interessant, der gedankliche Ansatz spannend, aber die Umsetzung ist ausgesprochen dröge. Letztlich wäre dem Film besser gedient gewesen, wenn er sich als „Freitag, der 13.“-Klon versucht hätte. Aber so ist das Ganze dann leider nichts, nicht mal für Freunde harter Splatterkost, denn die müssen erstmal ganz, ganz lange durchhalten, bis was passiert – und dann zieht sich das Ganze noch bis zum dialoglastigen, antiklimatischen Ende.

Peter Osteried