Jacky im Königreich der Frauen

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Die gegen den Strich besetzte grelle Satire „Jacky im Königreich der Frauen“ bezieht ihren Humor und grotesken Schwung hauptsächlich aus dick aufgetragenen Klischees. Vor allem Charlotte Gainsbourg als diktatorische Komödienfigur ist ein veritabler Casting-Coup und gibt ausreichend Anlass für überspitzte Parodien. Die Umkehr der Geschlechterverhältnisse bietet zwar nicht unbedingt inszenatorische Überraschungen. Aber dem französisch-syrischen Regisseur und Comiczeichner Riad Sattouf, der für sein Kinodebüt „Jungs bleiben Jungs“ mit dem Cesar ausgezeichnet wurde, gelingen surreal bizarre Momente, hart an der Grenze zum Trash.

Webseite: www.jacky-film.de

Frankreich 2014
Regie: Riad Sattouf
Drehbuch: Riad Sattouf
Darsteller: Vincent Lacoste, Charlotte Gainsbourg, Didier Bourdon , Anémone , Valérie Bonneton , Michel Hazanavicius, Noémie Lvovsky , Laure Marsac , William Lebghil , Valeria Golino , Emmanuelle Devos , Riad Sattouf.
Länge: 90 Minuten
Verleih: Pandastorm, Vertrieb: Neue Visionen
Kinostart: 19. Februar 2015
 

FILMKRITIK:

In der fiktiven Volksrepublik Burbunne  besitzen die Frauen die Macht. Pferde sind heilig und das Essen von Pflanzen verboten. Die Männer erledigen die Hausarbeit und putzen den in grauen Militäruniformen auftretenden Frauen unterwürfig die Stiefel. Ansonsten fügen sie sich in ihre Rolle als allzeit bereite Sexualobjekte. Gekleidet in weite weinrote wadenlange Gewänder verhüllen sie brav ihren Körper. Auch der junge Jacky (Vincent Lacoste) ist mit seinem Los eigentlich ganz zufrieden. Wäre da nicht sein brennender Wunsch die noch unverheiratete Diktatorentochter Bubunne XVII (Charlotte Gainsbourg) zu bekommen.  

Als die Mutter und Generälin (Anémone) der künftigen Herrscherin einen großen Ball veranstaltet, auf dem sich alle wohlhabenden jungen Männer des Landes als Heiratskandidaten präsentieren sollen, hofft er auf seine große Chance der „große Dödel“ der Colonelle zu werden. Freilich fehlt seiner verarmten Mutter das Geld für die Eintrittskarte zur großen Dödel-Beschau. Außerdem hält sein Onkel Julin (Michel Hazanavicius) davon gar nichts. Er nämlich kämpft im Untergrund gegen das Frauenregime. In seiner grenzenlosen Verliebtheit verrät Jacky seinen Onkel. Als „Belohnung“ wird er zwar von einer Offizierin vergewaltigt, bekommt jedoch die ersehnte Eintrittskarte geschenkt. Aber wie gewonnen, so zerronnen. Seine Mutter stirbt urplötzlich und der Waisenknabe landet bei seiner bösartigen Verwandtschaft. Wie einst Aschenputtel in Grimms Märchen versuchen seine Cousins alles um den begehrten Jungmann zu knechten. Trotzdem schafft es Jacky nach verschiedenen Irrungen und Wirrungen auf den Ball der Jünglinge. Dort kommt es zu einer folgenschweren Begegnung mit der schönen Colonelle.

Mit seiner überspitzten Satire versucht Regisseur Riad Sattouf ein Plädoyer gegen jede Form von Unterdrückung zu manifestieren. Dem vielseitigen Comiczeichner gelingen dabei surreal bizarre Momente und Bildausschnitte. Freilich reicht seine überdrehte Inszenierung dabei trotz allem nicht an die anarchistischen Persiflagen der legendären Monty-Phyton Truppe heran. Ihr trockener, englischer Humor, ihre Distinguiertheit samt Understatement und extremen Slapstick bleibt einfach unübertroffen.

Gleichzeitig konnte Sattouf  jedoch mit Charlotte Gainsbourg als diktatorischer Komödienfigur einen veritablen Casting-Coup landen. Die Tochter des grandiosen Chansonnier Serge Gainsbourg und der britischen Ikone Jane Birkin, mit dem trotzig vorgeschobenen Kinn und dem Blick einer scheuen Katze, hat sich nie für kommerzielle Produktionen verkauft, sondern fast nur in Arthouse-Filmen mitgewirkt. Und auch hier verleiht die 43jährige der eher derben Tirade gegen die Intoleranz herben Charme.

Luitgard Koch