Jane

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Mit „Jane“ ist Jane Goodall gemeint, Forscherin und Aktivistin, die in den 60er Jahren in Ostafrika aufsehenerregende Forschung an Schimpansen betrieb. Zum einen, weil ihre Erkenntnisse spektakulär waren, zum anderen, weil sie als Frau in eine Männerdomäne eindrang. Brett Morgen porträtiert die inzwischen 83jährige Goodall und kann dabei auf unbekanntes Filmmaterial zurückgreifen.

Webseite: janederfilm.de

Dokumentation
USA 2017
Regie: Brett Morgen
Länge: 90 Minuten
Verleih: mindjazz
Kinostart: 8. März 2018

FILMKRITIK:

Beim Namen Jane denkt man gleich an Tarzan, den selbsternannten König des Urwalds, der mit seinem Schimpansen Cheeta und seiner Gespielin Jane ein bukolisches Leben in der Wildnis führte. Ein ironischer Titel also für eine Dokumentation über eine Frau, die alles andere als das Anhängsel eines Mannes war, die zwar auch in den Dschungel ging, dort jahrelange lebte, damit aber die Konventionen sprengte. Ihr Traum, so berichtet Goodall, war es schon immer gewesen, nach Afrika zu gehen, allerdings nicht um die Menschen kennenzulernen, sondern die in westlichen Darstellungen oft verklärte Flora und Fauna.
 
Dass sie keinerlei Ausbildung im Bereich der Ethnologie hatte, machte sie zwar erst recht zur Außenseiterin, sorgte aber auch dafür, dass sie mit offenem Blick auf ihre Subjekte, die Schimpansen blickte. Nicht mit einer schon fertigen Meinung beobachtete sie die Tiere, denen sie sich langsam annäherte, sondern voller Neugier. Die Erkenntnisse, die Goodall dabei gewann, die Thesen, die sie aufstellte, waren aufsehenerregend, einflussreich und kontrovers, denn Goodall zeigte die Ähnlichkeit zwischen Mensch und Schimpansen in einem Maße auf, der viele irritierte.
 
Auch weil ihre Feldforschung durch immer wiederkehrende Krieg in der Region zunehmend schwierig wurde, begann Goodall sich verstärkt in Amerika und Europa für den Schutz der Tiere und ihres Habitats einzusetzen, eine Arbeit, die sie auch heute, 83jährig, immer noch fortsetzt.
 
Seit Jahrzehnten ist Goodall also eine öffentliche Person, neben Dian Fossey (im Kino vor allem durch den Film „Gorillas im Nebel“ bekannt) ist sie die bekannteste Primatenforscherin, die schon oft in Dokumentarfilmen porträtiert wurde. Was den Film von Brett Morgen jedoch besonders macht ist das Archivmaterial, dass erst vor kurzem in den Archiven der National Geographic Society gefunden wurde. Es wurde von Hugo van Lawick gedreht, einem Fotografen und Kameramann, der 1964 den Auftrag erhielt, einen Bericht über Goodall und ihre Affen zu drehen - und sich verliebte. Gemeinsam lebte das Paar in Afrika und bekam einen Sohn, vor allem aber filmte van Lawick seine Frau und die Schimpansen immer weiter.
 
So gut sind diese Aufnahmen, so scharf, so farbgesättigt, so gut kadriert, dass man immer wieder glaubt, nachgestellte Aufnahmen zu sehen, in denen eine junge Schauspielerin Goodall spielt. Doch Nein, sämtliche Aufnahmen sind dokumentarisch, zeigen Goodall in der Natur und mit ihren Lieblingen, zunächst den Schimpansen, später auch ihrem Sohn, gefilmt mit dem Blick eines Mannes, der sie liebte. Unweigerlich verklärt sind diese Aufnahmen dann auch, ein Effekt, der in Morgens Dokumentation durch den Einsatz einer etwas aufdringlichen Musik von Philip Glass noch verstärkt wird.
 
Andererseits mag man es Morgen dann auch nicht vorwerfen, dass er sich seinem Subjekt nicht zurückhaltender nähert, einer fraglos eindrucksvollen Frau, die sich ein Leben lang für die Rechte von Tieren und den Naturschutz eingesetzt hat und diese Arbeit auch im hohen Alter mit unermüdlichem Einsatz fortsetzt.
 
Michael Meyns