Kiriku und die wilden Tiere

Zum Vergrößern klicken

Ein kleiner Bauernjunge mit Namen Kiriku eroberte vor rund sieben Jahren über alle Altersgrenzen hinweg die Herzen der Trickfilmliebhaber. Die von Michael Ocelot erdachte fantasiereiche Geschichte um den tapferen kleinen Held, der es in Kiriku und die Zauberin mit einer dunklen, mystischen Macht aufzunehmen hatte, wirkte in der von amerikanischen Trickfilmstudios dominierten Animationslandschaft wie eine bereits lange Zeit überflüssige Frischzellenkur. In Kiriku und die wilden Tiere gibt es jetzt ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten des ersten Kiriku-Abenteuers. Dabei bleibt Ocelot sich und seiner ganz eigenen Philosophie treu. Im Vordergrund steht kein verkitschtes Afrikabild, sondern die Schilderung eines mit vielen ur-afrikanischen Elementen angereicherten Alltags einer Dorfgemeinschaft.

Webseite: www.kirikou-lefilm.com

Kiriku et les bêtes sauvages 
Frankreich 2005 
Regie: Michel Ocelot, Bénédicte Galup 
Buch: Michel Ocelot, Bénédicte Galup, Philippe Andrieux, Marie Locatelli 
Musik: Youssou N’Dour, Manu Dibango, Rokia Traoré 
Kinostart: 5. Oktober 
Verleih: Alamode 
Laufzeit: 75 Minuten

PRESSESTIMMEN:

rotz gelegentlicher Idealisierung überzeugt der in warmen Farben gestaltete Film durch seine Ruhe und Friedfertigkeit und kann auch kleineren Kindern einen von Klischees umstellten Kontinent näher bringen. - Sehenswert ab 8.
film-dienst


FILMKRITIK:

Der Einstieg in die Geschichte birgt die erste Überraschung: War aus Kiriku, nachdem er in Kiriku und die Zauberin zahlreiche gefährliche Prüfungen erfolgreich gemeistert hatte, ein starker erwachsener Mann geworden, so begegnen wir ihm in seinem zweiten Abenteuer wieder als den von uns so sehr geliebten kleinen listigen Jungen. Regisseur und Kiriku-Erfinder Ocelot lässt dazu einen alten, weisen Mann Kirikus neueste Geschichten erzählen. Dabei hat es dieser nicht nur mit gefährlichen Tieren, sondern auch ein weiteres Mal mit der bösen Zauberin Karaba und deren Handlanger zu tun.
 

Aufgeteilt in vier ähnlich lange nur lose zusammenhängende Episoden können sich große und kleine Kiriku-Freunde auf eine farbenfrohe Expedition durch die afrikanische Steppen- und Dschungellandschaft freuen. Gekennzeichnet von Ocelots genuinem Blickwinkel auf den afrikanischen Kontinent nimmt das Leben in der Dorfgemeinschaft besonders in den ersten beiden Kapiteln eine zentrale Rolle ein. Wir beobachten die Bewohner bei ihrer täglichen Feldarbeit, bei ihren Bemühungen, den eigenen Lebensunterhalt zu sichern, indem sie versuchen, mit Töpfereien etwas Geld zu verdienen. Und wir werden Zeuge, welche Probleme und Entbehrlichkeiten die Menschen in der Steppe jeden Tag zu erdulden haben. Besonders die Wasserknappheit und der Kampf gegen die raue Natur bestimmen ihr Leben.

In der Episode „Kiriku und die stolze Giraffe“ wird der Zuschauer und mit ihm der kleine Tausendsassa von Ocelot und seinen drei Co-Autoren auf eine spannende Entdeckungsreise quer durch die afrikanische Landschaft mitgenommen. Auf dem Rücken der Giraffen erkundet Kiriku die unterschiedlichen Gesichter des schwarzen Kontinents. Die endlose Weite der Savanne, die schneebedeckten Gebirgszüge, die vor Leben überquellenden Oasen, diese Impressionen werden nicht nur Kiriku in Staunen versetzen.

Ocelot, der sich bei der Fortsetzung seines Überraschungserfolgs die Regiearbeit mit Bénédicte Galup teilte, legte höchsten Wert auf eine unverwechselbare Illustration der Story. Phantasievoll, farbenfroh und stets ein Hauch surreal sollten die Bilder aus den von Disney diktierten Sehgewohnheiten herausfallen. Besonders im Vergleich zu den hochauflösenden Animationen der zuletzt dominierenden computeranimierten Trickfilme mutet die naive Bilderpracht in Kiriku geradezu in einem positiven Sinn anachronistisch an. Für Erwachsene ist das eine Zeitreise in die Prä-CGI-Ära ihrer eigenen Kindheit, für die Kleinen (eine ungefähre Eingrenzung für das empfohlene Alter gibt das Presseheft mit vier bis elf Jahren an, was plausibel erscheint) einfach ein riesengroßer Spaß, der nebenbei noch allerhand Lehrreiches über das Leben in Afrika vermittelt.

Die Titellieder komponierte kein geringerer als Senegals Pop-Export Youssou N’Dour. Gemeinsam mit Manu Dibango, einer der bekanntesten Künstler Afrikas und Mitbegründer des „World Music“-Stils, und der aus Mali stammenden Musikerin Rokia Traoré sorgt er für eine musikalische Untermalung, die sich, wie im Übrigen auch der gesamte Film, wohltuend von jedweden König der Löwen-Sentimentalitäten abhebt. Afrika besitzt seine eigene faszinierende Kultur. Kiriku und die wilden Tiere dürfte nicht nur bei den kleinen Kinogängern die Lust entfachen, diese endlich auch einmal unverfälscht zu entdecken.

Marcus Wessel