König Laurin

Zum Vergrößern klicken

Woher kommt das Alpenglühen? Eine Antwort auf diese Frage liefert die Südtiroler Sage von König Laurin, die Regisseur Matthias Lang in leichter Abwandlung als Märchenfilm für Kinder und Jugendliche inszeniert. Der ganz auf das Zielpublikum zugeschnittene Abenteuerfilm stellt den Königssohn Theodor ins Zentrum, der im Verlauf der Handlung über sich hinauswächst und schließlich zum Helden avanciert. Mit liebevoll gestalteten Kulissen und den passenden Kostümen beschwört Matthias Lang ein Mittelalter-Flair in der Tradition alter klassischer Märchenfilme herauf und verpackt die einfache, aber zeitlose Botschaft rund um Freundschaft, Selbstvertrauen und Versöhnung in ein kindgerechtes Abenteuer.

Webseite: www.laurin-film.com

OT: König Laurin
Deutschland 2016
Regie: Matthias Lang
Drehbuch: Matthias Lang, Iris Fedrizzi
Darsteller: Patrick Mölleken, Volker Michalowski, Rufus Beck, Florian Burgkart, Katharina Stark
Länge: 90 Min.
Verleih: Zorro Filmverleih, Vertrieb: 24 Bilder
Kinostart: 1. September 2016
 

FILMKRITIK:

Seit König Dietrich (Rufus Beck) die Zwerge aus seinem Reich verbannt hat, ächzt die Bevölkerung unter Missernten und sprunghaft ansteigenden Preisen für die Güter des täglichen Bedarfs. Der König schiebt die Notlage des Volks beiseite und konzentriert sich stattdessen auf seinen Sohn Theodor (Florian Burgkart), den er gerne als wackeren Ritter sehen würde. Doch Theodor ist ein ziemlicher Schwächling, der seinen Vater nicht gerade mit Stolz erfüllt und den Spott seines stärkeren Cousins Wittich (Patrick Mölleken) erntet. Für das baldige Turnier, bei dem es neben einer Menge Gold auch die holde Similde (Katharina Stark) zu gewinnen gibt, hat Theodor wohl die schlechtesten Karten im Teilnehmerfeld. Trotzdem setzt der König alles daran, seinen Sohn doch noch zum starken Helden auszubilden: Auf einer Streckbank soll Theodor an Körpergröße zulegen und beim Gewichte stemmen Muskeln aufbauen, wobei der tägliche Verzehr von Blutwurst helfen soll. Die Übungen laufen indes ins Leere. Erst als Theodor im Gebirge fast einen Abhang herabstürzt und vom Zwergenkönig Laurin (Volker Zack Michalowski) gerettet wird, tritt eine Wende ein. Mit Hilfe des Zwergenkönigs Laurin, dem letzten seiner Art, wächst Theodor über sich hinaus und beginnt allen Unkenrufen zum Trotz, an seine eigenen Fähigkeiten zu glauben.

Die Entwicklung des Jungen erzählt Matthias Lang in beschaulicher, stets übersichtlicher Weise. Die Verzweiflung des Königs über das Unvermögen seines schmächtigen Sohnemanns, die Umsturzpläne des bösen Cousins Wittich und die Verbitterung des Zwergenkönigs über die Verbannung seines Volkes bilden die Säulen der oft humorvollen und leichtfüßigen Erzählung. Einen Höhepunkt erlebt das Fantasy-Abenteuer mit dem Turnier, das von Anfang an wie ein Damoklesschwert über Theodor schwebt, und schließlich mit Wittichs Angriff auf das Königreich, der allerdings schon vor den ersten echten Kampfhandlungen beendet ist.
 
Im Mittelpunkt steht die klassische Heldenreise des jungen Theodor, die untrennbar mit seiner aufkeimenden Freundschaft zum Zwergenkönig verknüpft ist. Anfangs, als sich die beiden zufällig im Gebirge begegnen, stehen sich der Zwerg und der Mensch noch sehr skeptisch bis abweisend gegenüber. Erst nach und nach erkennen die beiden, dass ihre Völker voneinander profitieren können und auch deswegen in Eintracht leben sollten. Dass die Ernte im Königreich seit Jahren mau ausfällt, ist zum Beispiel eine Folge der Zwergen-Verbannung, deren Schicksal mit dem der Pflanzen verknüpft ist.

Anhand der glasklar gezeichneten Figuren, die ohne nennenswerte Grauschattierungen auskommen, exerziert Matthias Lang seine versöhnliche Botschaft durch. Die visuellen Highlights des Abenteuers sind die Gebirgspanoramen im Stil eines „Herr der Ringe“-Films und die liebevoll gestalteten Sets, die mit ihren erdigen Farben und den passenden Kostümen ein gelungenes Mittelalter-Feeling aufkommen lassen. So steht „König Laurin“ ästhetisch und erzählerisch in der Tradition klassischer Märchenfilme, deren Charme die Inszenierung insgesamt gelungen imitiert.
 
Christian Horn