Kokowääh 2

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Über 4,3 Millionen Besucher hat „Kokowääh“ vor zwei Jahren angelockt, nun kehrt die schrecklich nette Patchwork-Familie mit turbulentem Liebesabenteuern zurück. Die Turteltauben von einst sind mittlerweile ein Paar mit eigenem Baby. Die ältere Tochter Magdalena leidet unter erstem Liebeskummer. Zu allem Überfluss zieht ihr chaotischer Kuckucksei-Papa in die WG ein. Angenehm unangestrengt und reichlich situationskomisch spinnt Til Schweiger seine Handlungsfäden und knüpft daraus kuscheligen Comedy-Stoff im bewährten „Keinohrhasen“-Muster - so sehen Kino-Sieger aus beim Publikum!

Webseite: www.kokowääh2.de

D 2013
Regie und Buch: Til Schweiger
Darsteller: Til Schweiger, Emma Schweiger, Jasmin Gerat, Samuel Finzi, Matthias Schweighöfer, Julia Jentsch, Gedeon Burkhard, Jana Reinemann, Michael Ostrowski.
Filmlänge: 110 Minuten
Verleih: Warner Bros.
Kinostart: 7. Februar 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Und dreht und dreht und dreht. Kein Filmschaffender hierzulande ist produktiver als Til Schweiger, der als Hauptdarsteller, Regisseur, Autor, Produzent und Cutter sein Kinoding macht. Die notorische Häme des Feuilletons kann er gelassen sehen, das Publikum strömt in Scharen wie bei keinem anderen deutschen Regisseur. Über 4,3 Millionen Besucher hat der erste Streich von „Kokowääh“ vor zwei Jahren angelockt, nun kehrt die schrecklich nette Patchwork-Familie zurück.
Henry (Til Schweiger) und Katharina (Jasmin Gerat) sind inzwischen ein Paar mit eigenem Baby. Magdalena (Emma Schweiger), die Tochter des Helden, darf natürlich ebenso wenig fehlen wie ihr chaotischer Kuckucksei-Papa Tristan (Samuel Finzi), der diesmal vorübergehend in die WG einzieht, weil Katharina spontan das Weite sucht und ein bisschen Abstand braucht. Die Männerwirtschaft sieht sich alsbald nicht nur mit den Tücken von Haushalt und Babywickeln konfrontiert, sondern auch mit den ersten Liebesnöten von Girlie Magdalena, die sich nicht so recht zwischen zwei Schulfreunden entscheiden kann. Schließlich wäre da noch jener lüsterne Lektor von Katharina, auf den Henry zunehmend eifersüchtig ist. Während umgekehrt ein attraktives neues Kindermädchen mit Flirt-Fallstricken die Treue von Henry bedrohlich ins Schwanken bringt. Last not least sorgt auch Sarah Brandner (im wahren Leben die Freundin von Bastian Schweinsteiger) für emotionale Verwicklungen.

Bei so viel Beziehungschaos kommt das Figurenkarussell schnell in Fahrt, gut postierte Fettnäppchen bieten reichlich Situationskomik mit üppigem Pointenpotenzial. Dass die Figuren beim zweiten Teil nicht mehr groß eingeführt werden muss, erweist sich als dramaturgischer Vorteil. Angenehm unangestrengt spinnt Schweiger seine Handlungsfäden und knüpft daraus kuscheligen Comedy-Stoff im bewährten „Keinohrhasen“-Muster. Die flotte Erzählweise sorgt für amüsante Kurzweil ohne Hänger, an der auch die Akteure sichtlich ihr Vergnügen hatten. Visuell wird einmal weit mehr als gängiger Genre-Standard geboten, beim gut sortierten Soundtrack sowieso - diesmal machten das finnische „Disco Ensemble“ mit „Second Soul“ sowie „Hall of Fame“ von „The Script“ das Ohrwurm-Rennen.

Wie immer zeigt Schweiger keine Scheu vor tiefergelegten Gags, zugleich gibt er sich wie üblich selbstironisch. Das Spektrum reicht von Zotigem aus Kindermund oder dem Baby, das in großem Strahl fröhlich vom Wickeltisch in Papas Gesicht pullert. Es geht weiter über das schlüpfrige Wortspiel mit der „Duschlampe“, das so politisch unkorrekt daherkommt wie einst beim begriffsstutzigen Abdul alias Moritz Bleibtreu in „Knockin’ on Heaven’s Door“. Die Pointenparade endet schließlich bei der gekonnt lässigen Kritik am Medienzirkus. Sei es mit jenem eitlen Kunstfilmer namens Joseph Fichtlhuber (grandios: Michael Ostrowski), der furchtbar stolz auf seine „Goldene Palme von Ibiza“ (!) ist und sich nun mit dem affigem Star Matthias Schweighöfer (in herrlicher Selbstironie) herumschlagen muss. Sei es mit einer hübschen Parodie auf Casting-Träume. Oder mit Klatschpresse-Bashing à la „Jetzt kauft euch die ‚Gala’ und dann zurück auf die Sonderschule“ und „Vergiss’ doch mal die „Bunte“, die haben eh’ keine Ahnung!“. Der beste Spruch ist freilich die längst überfällige Antwort auf „Nett ist die kleine Schwester von Scheiße“ - der hier natürlich nicht verraten wird.

Dieter Oßwald

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