Konklave

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Robert Harris ist ein Spezialist für Thriller. Darum kommt es auch immer wieder zu Verfilmungen seiner Romane - mal eher klein wie bei der Fernsehproduktion „Vaterland“, mal größer wie bei Polanskis Adaption von „Der Ghostwriter“. „Konklave“ geht in diese Richtung. Ein großer, aufwendiger, aber konzentrierter Film über die Papstwahl und was im Hintergrund passiert. Die Regie übernahm Edward Berger, der nach seinem Erfolg mit „Im Westen nichts Neues“ damit den Sprung zum englischsprachigen Film macht - zumindest zum meist englischsprachigen Film. Hier wird auch Latein, Italienisch und ein bisschen Spanisch gesprochen.

Website: https://www.leoninestudios.com/news/artikel/konklave-atmosphaerischer-thriller-von-erfolgsregisseur-edward-berger-mit-ralph-fiennes-und-stanley-tucci-in-den-hauptrollen-ab-21-november-2024-im-kino-1234

Conclave
USA / Großbritannien 2024
Regie: Edward Berger
Buch: Peter Straughan
Darsteller: Ralph Fiennes, Jacek Koman, Lucian Msamati, Stanley Tucci, John Lithgow, Isabella Rossellini
Länge: 120 Minuten
Verleih: Leonine
Kinostart: 21. November 2024

FILMKRITIK:

Der Heilige Vater ist tot. Kardinal Lawrence erfährt erst Stunden später davon - auf Bestreben von Kardinal Tremblay. Er versteht nicht warum, ihm obliegt es nun aber, das Konklave zu führen, die Versammlung von mehr als 100 Kardinälen, die abgeschottet von der Außenwelt den nächsten Pontifex wählen müssen. Ein Spitzenreiter ist der erzkonservative Tedesco, der den Fortschritt der Kirche der letzten 60 Jahre rückabwickeln will. Für das liberale Lager steht Bellini, dessen Chancen aber schlechter sind. Und dann gibt es da noch einen Neuankömmling. Einen Kardinal, der vom Papst im Geheimen ernannt wurde. Um ihn zu schützen, denn er diente Gott in Kabul. Es folgen mehrere Tage des Konklave, in denen die Wahl sich immer mehr zuspitzt, und das nicht zuletzt wegen einiger Intrigen ...

Der Film wurde von Januar bis März 2023 in Rom, aber auch in den Cinecitta Studios gedreht. Er sieht phantastisch aus. Die Kameraarbeit von Stéphane Fontaine ist besonders erwähnenswert. Er macht den Film auch visuell spannend, und dass, obwohl praktisch jeder die gleiche Kleidung trägt und sich vieles in tristen Räumen abspielt.

Packend ist der Film aber vor allem wegen seiner Konzentration auf einen Vorgang, der der Phantasie Tür und Tor öffnet, da es niemals Beobachter des Konklaves gab. Was im Roman vorhanden ist, und sich auch im Film abzeichnet, ist Harris’ Abneigung, zumindest aber sein Problem mit der Kirche, auch wenn es hier weniger stark zutage tritt als bei seinem Roman „Der zweite Schlaf“.

Aber er zeigt die Kirchenvertreter als kleine und kleinliche Gruppe. Es wird geschachert, intrigiert, korrumpiert, und das dann lapidar dadurch abgetan, dass die Vertreter Gottes auf Erden nach einem Ideal streben, diesem aber selten gerecht werden.

Eine besonders starke Figur ist der von Ralph Fiennes gespielte Lawrence, der sein Augenmerk darauf richtet, dass nicht der Falsche zum Papst wird. Ihm wird vorgeworfen, selbst die Ambition zu haben, und als Zuschauer beschleicht einen dieser Eindruck auch. In einer geringeren Geschichte wäre er wohl der Drahtzieher hinter allem, der Mann, der manipuliert und agiert, um sich selbst den Weg zur Spitze zu ebnen. Gerade auch bei einer Besetzung wie mit Fiennes ist das nicht von der Hand zu weisen.

Aber „Konklave“ geht einen anderen Weg, er ist damit auch kühner, insbesondere auch in der Auflösung, die an den Grundfesten der kirchlichen Lehre rüttelt, aber mit dem Schimmer der Hoffnung versehen ist, dass sich etwas ändern kann. „Konklave“ ist kein typischer Thriller. Er ist nicht mordsmäßig spannend, aber schon spannend genug, weil die Frage im Raum steht, was vor dem Tod des Pontifex geschah und wer von seinem Tod profitierte.

Das Skript jongliert hier mit verschiedenen Akteuren, Motivationen und Ereignissen und schafft es, alles wie in einem feinen Zahnrad ineinander übergehen zu lassen, bis hin zu einem Schlussbild, das ein wenig ratlos macht, aber wunderbar illustriert, was am Ende eines Konklaves für die Kirche wohl am Wichtigsten ist: Dass sich die gut geölte Maschinerie weiterdreht.

Peter Osteried