Lady Vegas

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Von der Stripperin zur erfolgreichen Buchmacherin: Ein Karrieresprung, wie er vor allem in Amerika bewundert wird und gerne vom amerikanischen Kino als Beweis für die Gültigkeit des amerikanischen Traum erzählt wird. Diese (wahre) Geschichte erzählt der britische Regisseur Stephen Frears ("Die Queen", "Immer Drama um Tamara") in seiner Komödie „Lady Vegas“ mit Starbesetzung – Bruce Willis, Catherine Zeta-Jones, Vince Vaughn – und einem befremdlichen Frauenbild.

Webseite: www.ladyvegas-film.de

GB/USA 2012
Regie: Stephen Frears
Buch: C.V. DeVincentis
Darsteller: Bruce Willis, Rebecca Hall, Catherine Zeta-Jones, Vince Vaughn, Joshua Jackson, Frank Grillo
Länge: 94 Minuten
Verleih: Wild Bunch, Vertrieb: Central
Kinostart: 19. Juli 2012

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Als Stripperin fristet Beth Raymer (Rebecca Hall) ihr Dasein und träumt von Höherem: Cocktailserviererin in Las Vegas. Also macht sie sich auf den Weg in die Spielermetropole und landet schnell im Geschäft von Dink (Bruce Willis). Der ist Profi-Zocker und manipuliert mit einem komplizierten, aber völlig legalen System die Wettquoten so zu seinen Gunsten, dass am Ende viel Geld herausspringt. Zumindest meistens, denn auch Dink braucht ein Quentchen Glück und glaubt dies durch Beth gefunden zu haben. Die ist ganz begeistert von dem nachlässig gekleideten älteren Herrn, dem sie sich sofort an den Hals wirft. Sehr zum Unwillen von Dinks Ehefrau Tulip (Catherine Zeta-Jones), die erst Beths Entlassung fordert, sich dann aber umstimmen lässt – und als Belohnung ein Facelifting verlangt.

Als Tulip schließlich doch genug von Beth hat und Dink sie feuert, schmeißt sich Beth mit Jeremy (Joshua Jackson) dem erstbesten Mann an den Hals, verlässt ihn zwar zwischendurch noch mal für Dink, folgt ihm aber schließlich nach New York. Dort beginnt sie für den zwielichtigen Rosie (Vince Vaughn) als Buchmacherin zu arbeiten, unwissend, dass im Gegensatz zu Nevada im Staate New York Glücksspiel verboten ist.

Schon auf dem Papier wirkt die Geschichte der Beth Raymer wie fürs Kino gemacht. Und so zögerte Hollywood auch nicht lange, als die inzwischen als Journalistin arbeitende Hall vor einigen Jahren ein autobiographisches Buch über ihre Erlebnisse als Stripperin und Buchmacherin veröffentlichte. Raymers Buch darf man sich als ironischen Blick einer selbstbewussten Frau auf von Männern dominierte Sphären betrachten, auf Welten, in denen Machismo und Sexismus herrschen. Umso verblüffender, dass die Filmversion, die nun unter der Regie von Stephen Frears vorliegt, die Geschichte fast komplett auf den Kopf stellt. Nicht nur, dass die nicht unwichtige Tatsache verschwiegen wird, dass Raymer eigentlich studierte und nur nebenbei als Stripperin arbeitete, um ihr Studium zu finanzieren. In Gestalt der vor allem gut aussehenden Schauspielerin Rebecca Hall wird aus der selbstbewussten Raymer ein naives Dummchen, das ständig kichernd in der Gegend rumhüpft und nach eigenen Worten rein gar nichts von dem kapiert, was um sie herum vorgeht. Dass sie im Laufe der Geschichte dennoch zu einer cleveren Buchmacherin wird, bleibt somit ebenso reine Behauptung wie das meiste andere der Geschichte.

Sieht man einmal von diesem befremdlichen Frauenbild ab, dass sich schon in Frears vorherigem Film „Immer Drama um Tamara“ in das Werk des Regisseurs geschlichen hatte, überzeugt „Lady Vegas“ in erster Linie durch die entspannte Spielfreude seiner Stars. Vor allem Bruce Willis und in seiner kleinen Rolle Vince Vaughn haben sichtlich Spaß daran, einmal nicht im Mittelpunkt eines Films zu stehen und vor allem einmal nicht mit der Pistole in der Hand vor Explosionen weglaufen zu müssen. Immerhin das funktioniert in „Lady Vegas“, der angesichts seiner Ausgangsidee eigentlich ein starker Frauenfilm hätte werden können, aber so nur eine nette, holprige Komödie mit allzu männlichem Blick ist.

Michael Meyns

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