Layla Fourie

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Pia Marais wuchs in Südafrika und Schweden auf. Mit ihrem dritten Spielfilm wendet sich die seit einigen Jahren in Berlin lebende Regisseurin nun ihrer afrikanischen Heimat zu. „Layla Fourie“ erzählt die Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die ein Menschenleben auf dem Gewissen hat und ihrer Tat stellen muss. Der Film porträtiert ein Land, in dem vor allem ein Gefühl des Misstrauens vorherrscht. In einer Nebenrolle spielt August Diehl. Bei der Berlinale 2013 lief der Film im Wettbewerb und erhielt eine lobende Erwähnung der Jury.

Webseite: www.realfictionfilme.de

Deutschland, Südafrika, Frankreich, Niederlande 2013
Regie: Pia Marais
Drehbuch: Horst Marraf, Pia Marais
Darsteller: Rayna Campbell, August Diehl, Rapule Hendricks, Terry Norton, Rapulana Seiphemo
Laufzeit: 105 Minuten
Verleih: Realfiiction Filmverleih
Kinostart: 4. Juli 2013

PRESSESTIMMEN:

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FILMKRITIK:

Layla (Rayna Campbell) hat es als schwarze, alleinerziehende Mutter nicht leicht in Südafrika. Sie arbeitet in Johannesburg als Kellnerin und muss ihren siebenjährigen Sohn Kane mit in die Kneipe nehmen, wo er in einem Hinterzimmer auf dem Sofa schläft. Deshalb nimmt Layla einen neuen Job bei einer Firma an, die Lügendetektortests durchführt. Ihr erster Auftrag führt sie und Kane in ein mehrere Autostunden entferntes Casino, das neue Mitarbeiter einstellen und überprüfen will. Auf dem Weg dorthin überfährt Layla auf der dunklen Landstraße einen Mann. Sie versucht, ihn zu retten, aber die angesteuerte Klinik öffnet nicht. Das Unfallopfer stirbt auf der Rückbank ihres Autos. Layla lässt die Leiche verschwinden, ist kurz davor, sich der Polizei zu stellen – und bringt es angesichts ihres kleinen Jungen nicht übers Herz. Angespannt tritt sie ihren Job an, wo sie bald dem Bewerber Eugene (August Diehl) gegenüber sitzt, dessen merkwürdiges Verhalten sie noch nervöser macht.

Pia Marais berichtet, ihr habe zunächst ein düster-ironischer Film um eine Ansammlung exzentrischer Individuen vorgeschwebt. Eine Recherchereise in ihre alte Heimat habe ihr aber gezeigt, wie sehr sich die Stimmung in Südafrika gewandelt habe. Dort herrsche nun vor allem Angst um die eigene Sicherheit vor. Marais gelingt es in ihrem Paranoia-Drama mit Thriller-Elementen hervorragend, diese Stimmung auf die Leinwand zu bannen. Die Bedrohung ist gleichzeitig konkret und schwer greifbar. In den Straßen Johannesburgs sehen Layla und Kane das blutige Opfer einer Schießerei. Wenn Sohn Kane allein zuhause ist, muss er eine Alarmglocke um den Hals tragen und darf auf keinen Fall die vergitterte Türe öffnen. Und unterwegs zum Casino fühlt Layla sich von einem Auto mit verdunkelten Scheiben verfolgt.

Pia Marais bleibt mit ihrem dritten Spielfilm Gesellschaftsporträts wie „Die Unerzogenen“ und „Im Alter von Ellen“ treu, die auch schon mit den Augen von Außenseitern auf die ihnen oft bizarr erscheinenden Zusammenhänge und Verhaltensweisen innerhalb einer Gemeinschaft blickten. Auch Layla ist eine solche Außenseiterin. Sie will ihrem Sohn angesichts der Angst und Unsicherheit um sich herum ein dezidiert ehrliches, geradliniges Leben vorleben. Sie ist sogar davon überzeugt, dass Lügendetektoren, die übrigens in Südafrika tatsächlich Gang und Gäbe sind, dazu beitragen, die Verbrechensstatistik zu senken.

Dass ausgererechnet sie gezwungen ist, ein immer wilder wucherndes Lügengestrüpp zu erfinden, hinter dem sie ihre Tat verstecken kann, mag wie ein etwas ausgestellter Drehbuch-Gedanke wirken. Noch des öfteren wirkt die Geschichte zu ausgedacht, zu thesenhaft. Mit ihrer schwebenden Regie, die die Bedrohung mehr spürbar macht als ausbuchstabiert, steuert Marais aber diesen Schwächen erfolgreich entgegen. Auch das großartige Schlussbild schreibt den unangenehmen Zustand der Paranoia weiter fort. Vor allem aber nimmt der Zuschauer Laylas ausweglose Situation war, die mit aller Macht das richtige Leben sucht und sich dabei durch den Druck der Umstände im falschen verläuft.

Oliver Kaever

Johannesburg. Layla hat einen kleinen Sohn, Kane, dessen Vater sich schon längst aus dem Staub gemacht hat. Sie muss Geld verdienen, um das Kind durchzubringen.

Sie hat bei einer Firma, die sich auf Lügendetektortests und Sicherheitsfragen spezialisiert hat, eine Stelle in Aussicht, muss dafür den Wohnort wechseln. Nachts unterwegs trifft sie auf einen Wildunfall, meint aber der Mann, der deshalb ihr Auto anhalten will, wolle ihr etwas Böses – weil sich in Südafrika, wo der Film spielt, jegliches Vertrauen in Misstrauen verwandelt zu haben scheint - und fährt ihn an. Er stirbt. Layla traut sich nicht zur Polizei zu gehen. Sie „entsorgt“ daher die Leiche.

Kane bekommt alles mit, hat auch das Handy des Toten gefunden. Das wird zu Verwicklungen führen.

Anderntags werden Layla und Kane von Eugene Piennar im Auto mitgenommen. Er kennt die beiden, denn er hat sich in Laylas neuer Firma als Fahrer beworben. Und noch etwas: Er ist ausgerechnet der Stiefsohn des Toten. Weil ein schweres Gewitter aufgezogen ist, nimmt Eugene Layla und Kane mit nach Hause zu seiner Stiefmutter Constanze.

Und jetzt beginnt von Seiten Eugenes und Constanzes ein Spiel des Suchens und Ratens, von Seiten Laylas des Versteckens und Lügens, von Seiten Kanes des kindlichen Lavierens und Verlorenseins. Denn der Junge will auf keinen Fall seine Mutter verraten, könnte für sie aber zur Gefahr werden und ist von ihrem Verhalten auch irritiert.

Im zweiten Teil des Dramas baut sich eine Spannung auf, die den Betrachter ganz schön auf Trab hält. Eine geschmackliche Konzession: Zwischen Eugene und Layla bahnt sich eine Liebesbeziehung an.

Die Probleme einer Alleinerziehenden; offenbar eine kaputte allgemeine Bedrohungs- und Misstrauensstimmung in Südafrika, wo die Kriminalitätsrate hoch ist; die Suche nach der Wahrheit sowohl ( besonders bei Neueinstellungen) in der Firma für Sicherheitsfragen als auch im persönlichen Leben der Beteiligten - das alles sind Themen, die berührt und behandelt werden. Manchmal knackst es in der Dramaturgie, denn es scheint den Machern nicht ganz leicht gefallen zu sein, alles immer akkurat und sinnvoll zu verbinden.

Aber im Großen und Ganzen wird ein sehenswertes Drama vorgestellt, und zwar mit Darstellern, die Hervorragendes leisten. Das gilt ganz besonders für Rayna Campbell, die eine beeindruckende Layla verkörpert.

Thomas Engel