Für das Ehepaar Annie und François wächst sich eine Affäre, die Annie vor 40 Jahren hatte, zu einer späten und vor allem unerwarteten Ehekrise aus. Vor der Kulisse der traumhaft schönen französischen Mittelmeerküste spielen unter der Regie von Ivan Calbérac („Frühstück bei Monsieur Henri“) drei ganz große Stars des französischen Kinos – André Dussolier, Sabine Azéma und Thierry Lhermitte – die Hauptrollen in einer entzückenden Screwball-Comedy, die vom turbulenten Beginn bis zum romantischen Finale immer mehr eigenen Charme entwickelt. Eine Sommerkomödie mit Witz, Herz und Verstand!
Webseite: https://www.neuevisionen.de/de/filme/liebesbriefe-aus-nizza-146
Frankreich 2024
Drehbuch und Regie: Ivan Calbérac
Darsteller: André Dussollier, Sabine Azéma, Thierry Lhermitte, Joséphine de Meaux
Kamera: Philippe Guilbert
Musik: Laurent Aknin
Länge: 94 Minuten
Verleih: Neue Visionen
Start: 1. August 2024
FILMKRITIK:
Sogar nach 50 Jahren sind Annie und François noch ein glückliches Ehepaar. Das ändert sich schlagartig, als François (André Dussollier) zufällig entdeckt, dass ihn Annie (Sabine Azéma) offenbar vor 40 Jahren betrogen hat – mit Boris, einem dieser Hippies, die damals am Strand von Nizza Gitarre gespielt haben. Alter schützt vor Liebe nicht, aber auch nicht vor Eifersucht, und so fasst der pensionierte General François angesichts der leidenschaftlichen Zeilen des Nebenbuhlers, in denen es unter anderem um Annies „explodierendes Venus-Dreieck“ geht, den Entschluss, einen persönlichen Feldzug gegen den Nebenbuhler zu starten, wobei ihm seine Geheimdienstkontakte sehr behilflich sind. Annie kann das Verhalten ihres Mannes zunächst gar nicht ernstnehmen. Ziemlich amüsiert verfolgt sie sein merkwürdiges Benehmen, das sogar darin gipfelt, dass er das nunmehr in seinen Augen „besudelte Ehebett“ verlässt. Dass er extrem konservativ ist, wusste sie ja, aber dass es für ihn auch nach 40 Jahren keine Verjährung für Ehebruch gibt, erschüttert sie nun doch. Immerhin begleitet sie ihren rach- und eifersüchtigen Ehemann nach Nizza, wo Boris noch immer lebt und wo auch die Liebe zwischen Annie und François einst begann.
Doch wider Erwarten stellt sich in Nizza heraus, dass Boris keineswegs der klapprige Opa geworden ist, den er erwartet hat, sondern im Gegenteil ein sehr attraktiver, älterer Herr mit beträchtlichem Charme. Und zusätzlich ist er sich keiner Schuld bewusst – er freut sich sogar, Annie und François endlich wiederzusehen. Doch all das hält François nicht davon ab, Boris den Krieg zu erklären, auch wenn er sich nun zunächst mal etwas fit machen muss, um gegen den flotten Konkurrenten besser auszusehen.
Mit bestechender Eleganz und viel französischem Esprit erzählt Ivan Calbérac eine fein ausgedachte Geschichte, die in ihrer Konstruktion zu Beginn gelegentlich an andere französische Ehe- und Familienkomödien erinnert – auch ein gewisser Monsieur Claude lässt grüßen! Doch dank seines einfallsreichen Drehbuchs mit vielen Verwicklungen und Verästelungen entwickelt sich die temporeiche Komödie immer mehr zu einer Geschichte, die manchmal beinahe poetisch und mit erfrischend beiläufigem Tiefgang, aber immer mit augenzwinkernder Komik vom Älterwerden und von der Liebe erzählt.
Dazu gibt es schöne Bilder von der Côte d’Azur und wunderbar gezeichnete Charaktere: André Dussollier als erzkonservativer Patriarch mit scheinbar unumstößlichen Ansichten und einer großen Neigung zum Sprücheklopfen, Sabine Azéma als selbstbewusste, lebhafte Ehefrau mit vielen kleinen Geheimnissen sowie Thierry Lhermitte als gut erhaltener Casanova bilden zusammen ein wunderbares Trio mit Dialogen, so spritzig wie guter Champagner. Unter dem azurblauen Himmel der französischen Riviera spielen sich die Drei in dieser liebens- und sehenswerten Komödie geradewegs in die Herzen des Publikums.
Gaby Sikorski