Lisa Frankenstein

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Eine Art Teeny-Horror-Satire, die auch noch eine Hommage an 80er Jahre High School Filme und Genreklassiker sein möchte. All das ist Zelda Williams „Lisa Frankenstein“, die ein Drehbuch der ikonoklastischen Diablo Cody verfilmt, sich dabei allerdings zwischen viele Stühle setzt. Ein runder Film ist das nicht, aber je nach Laune und vor allem popkulturellem Wissen doch ein sehr vergnüglicher.

USA 2024
Regie: Zelda Williams
Buch: Diablo Cody
Darsteller: Kathryn Newton, Cole Sprouse, Lia Soberano, Henry Eikenberry, Joe Chrest, Carla Gugino.

Länge: 101 Minuten
Verleih: Universal
Kinostart: 22. Februar 2024

FILMKRITIK:

Lisa Swallows (Kathryn Newton) trägt einen unvorteilhaften Namen und verhält sich auch so. Seit dem Tod ihrer Mutter, die von einem Axt-Mörder erschlagen wurde, hat sie sich noch mehr zurückgezogen und verbringt ihre Zeit mit Vorliebe auf dem – natürlich – Friedhof. Was sie in der Kleinstadt, wo ihr Vater (Joe Chrest) eine neue Frau – also eine böse Stiefmutter (Carla Gugino) - geheiratet hat, auch im Jahre 1989 zur besonderen Außenseiterin macht. Allein ihre Stiefschwester Taffy (Liza Soberano) ist ihr überraschenderweise zugetan, zumindest wirkt es anfangs so.

Auf der High School wird Lisa geschnitten, nur auf Drängen von Taffy geht sie mit auf eine Party wo ihr prompt Drogen eingeflößt werden. Nach einer sexuellen Belästigung flieht sie via Friedhof nach Hause, schläft ihren Rausch aus und findet am nächsten Tag eine verdreckte Kreatur (Cole Sprouse) in ihrem Haus, deren Tränen bestialisch stinken und deren Ohr, rechte Hand und ein anderes Körperteil fehlt.

Als Außenseiterin hat Lisa sofort einen Draht zur Kreatur, die nach einer Dusche schon deutlich appetitlicher wirkt. Nachdem eher unglücklicherweise die Stiefmutter das Zeitliche segnet und deren Ohr der Kreatur zupasskommt, entwickelt sich auch Lisas Selbstvertrauen: In Netzstrümpfen macht sie fortan die High School unsicher und agiert als moderner Frankenstein.

Schon diese kurze Inhaltsangabe hört sich etwas wirr an und so geht es weiter. Zelda Williams‘ Film lebt nicht von einer kohärenten Geschichte, Figuren, die einen nach normalen Maßstäben nachvollziehbaren Wandel durchleben, sondern von Momenten und Zitaten. Man mag in der Geschichte Lisa zwar eine Variante einer modernen Emanzipationsgeschichte a là „Barbie“ oder „Poor Things“ sehen, vor allem versteht sich „Lisa Frankenstein“ aber als Hommage an die 80er Jahre.

High School-Filme wie „Heathers“, Horrorkomödien wie „Beetlejuice“, Teeniefilme wie „Weird Science“, auf Deutsch sogar passenderweise „L.I.S.A. - Der helle Wahnsinn“ standen Pate, nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch. Letzteres wohl auch einem geringen Budget geschuldet, das allerdings durchaus kreativ zu Lowtech-Effekten benutzt wird, die geradeso wirken, als kämen sie aus den 80er Jahren.

Was am Ende bleibt ist daher kein Film, der durch besondere Originalität überzeugt, sondern durch seinen liebevollen Umgang mit den 80er Jahren. Poster und T-Shirts von Bands wie Bauhaus oder den Violent Femmes sind zu sehen, der Soundtrack ist voll mit 80er Jahre Hits und Lisas Outfits hätte auch Madonna in ihre „Susan, verzweifelt gesucht“-Phase gutgestanden. Dass das am Ende nicht mehr ist als eine Kollage, eine Aneinanderreihung von Momenten, mag man verschmerzen, denn die Mehrheit dieser Momente wirken pointiert, zumindest für all jene, die selbst 1989 Teenager waren.

 

Michael Meyns